[12. Spieltag] HC Elbflorenz Dresden vs. TuSEM Essen 41:24 (19:12)
Wenn es kalt draußen ist, ist man gerne zu Hause im Warmen. Das handballerische Zuhause vieler Dresdner Fans ist mittlerweile der HC Elbflorenz und die BallsportARENA. Die fast 2000 Zuschauer waren wiedergekommen, um die Sachsen gegen den TUSEM Essen zu unterstützen. Das Team aus dem Herzen des Ruhrpotts kam mit zuletzt sechs Niederlagen aus sieben Partien nach Dresden, hatte jedoch den festen Vorsatz, bei den Dresdnern zu punkten – so wie im Vorjahr, als man in der Landeshauptstadt ein Remis (28:28) erreichte. Die Mannschaft aus der „schönsten Stadt Deutschlands“, wie Hallensprecher Jens Umbreit immer wieder gerne betont, hatte andere Pläne.
Die Essener waren mit einem der jüngsten Teams der Liga nach Dresden gereist. André Haber hatte vor der Partie über den TUSEM-Kader gesagt: „Die Mannschaft hat einige Spieler, die wir in den kommenden Jahren sicherlich noch woanders sehen werden. Der TUSEM versteht es, Talente selbst auszubilden oder heranzuholen, um sie dann in Essen weiterzubringen.“
Das Spiel war erst fünf Minuten alt, da hatte der HC Elbflorenz die bekannten Defensivprobleme des jungen Gastteams mehrfach gnadenlos aufgedeckt – und das vornehmlich mit Toren über den Kreis. Im Gegensatz dazu verhinderte Keeper Marino Mallwitz in der 5. Minute mit einer Monsterparade ein Tor des Essener Kreisspielers. Den Dresdner Fans gefiel das genauso wie der Zwischenstand von 7:3 nach zehn Minuten. Bis dahin hatten die Sachsen offensiv wie defensiv alles im Griff.
Nach gut 15 Minuten wurde die zunächst einseitige Partie etwas ausgeglichener, da der Gast aus Essen zumindest im Angriff jetzt besser agierte, wenn auch hier und da mit dem Glück des Tüchtigen. Beim 15:8 in Minute 23 griff TUSEM-Trainer Daniel Haase trotzdem schon früh zu seiner zweiten Auszeit; er hatte das Gefühl, dass das kurze Momentum für sein Team schon wieder schwand. Das 19:12 zur Halbzeit war dann auch Ausdruck der Dresdner Überlegenheit.
Die 2. Hälfte begann mit einer doppelten Unterzahl der Gastgeber und zwei Treffern der Teams aus dem Ruhrpott (19:14). Wieder in Gleichzahl stellte der HC Elbflorenz aber den Halbzeitabstand wieder her (21:14). Angetrieben durch einen bis dahin starken Marino Mallwitz im Dresdner Kasten und eine bewegliche Abwehr, zog der HC Elbflorenz bis Minute 37 auf 24:14 weg, und die Gäste nahmen ihre letzte Auszeit. Nach dieser fand die Mannschaft vom TUSEM auch wieder besser in die Partie – zumindest in der Offensive. In der Abwehr sah man weiterhin keine „Schnitte“. In der 45. Minute hatten die Dresdner beim 30:20 durch Ivar Stavast schon 30 Mal getroffen.
In den letzten 10 Minuten kündigte sich ein Debakel für das junge Team aus Essen an, denn die Sachsen münzten fast jeden Dresdner Fehler in oft schnelle Tore um. So führte der HC Elbflorenz sechs Minuten vor dem Ende mit 37:23. Letztendlich gewannen die Dresdner auch in der Höhe verdient mit 41:24.
Fazit: Pläne kann man sich vor dem Spiel viele machen, und dann gibt es drei Möglichkeiten: Entweder man endet jedes Mal wie die Olsenbande, oder es endet immer wie bei Danny Ocean, oder Möglichkeit Nummer 3: irgendwas dazwischen. Während die Olsenbande aber de facto immer heiter scheitert, werden das die Essener an diesem Tag ganz und gar nicht für sich reklamieren. Zu wenig ging auf beim TUSEM-Plan, und das lag an einem Heimteam, das von der ersten Minute an klar machte, was der Gast im Dresdner Handball-Zuhause, der BallsportARENA, zu erwarten hatte. Dabei lief vor allem die Dresdner Offensive 60 Minuten heiß, was eben auch die Dresdner Fans an diesem kalten Tag erwärmte. Aber auch die Kombination aus Torwart und Abwehr hatte an diesem Tag ein besonderes Lob verdient. Die Dresdner setzten letztendlich genau das um, was sie sich im Blick auf die letzten engen Spiele vorgenommen hatten: weniger Fehler und mehr Konsequenz.
Cheftrainer André Haber zollte dem Gegner nach der Partie Respekt, in dem er noch einmal auf das junge Durchschnittsalter der Essener hinwies und den Mut betonte, den man braucht, um mit so einem jungen Mannschaft in der 2. Liga bestehen zu wollen. Essen-Coach Haase fordert dann aber auch den Lernprozess seines Teams im Blick auf die zuletzt teilweise hohen Niederlagen ein. Das Gute ist, im Gegensatz zur Olsenbande, haben die Essener noch die Chance dazuzulernen.
Mit dem Sieg bleibt der HC Elbflorenz auch im 10. Ligaspiel in Serie ungeschlagen und das mit einer Bilanz von neun Siegen und einem Remis. Das macht aktuell nach 12 Partien 19:5 Punkte.
Tore: Mallwitz/Cantegrel (beide Tor), Bensch , Wucherpfennig 2, Norberg, Dierberg 9/5, Pehlivan 1, Preußner 6, Stavast 4, Greß 2, Stoyke, Dutschke , Thümmler 5, Löser 5, Seidler 7
André Haber sagte nach dem Spiel: „Das war von uns heute ein fantastisches Spiel. Vom Start weg haben wir das gut gemacht. Marino Mallwitz ist schnell im Spiel und wir kommen früh ins Tempo. Was mir heute aber am wichtigsten ist, wir haben heute nicht lockergelassen. Wir haben 60 Minuten durchgezogen. Vor allem die letzte Viertelstunde hat mir gut gefallen. Diese Konsequenz und Seriosität müssen wir unbedingt mitnehmen. Wir können uns heute freuen und dann gilt die Konzentration schon wieder der Vorbereitung auf die nächste Aufgabe. Wir haben derzeit eine Serie, die im Blick auf den Leistungssport alles andere als normal ist. Jetzt gilt es, die schon im nächsten Spiel wieder zu verteidigen.“
Text: Wolfram Wegehaupt