Saisonvorschau – Meine Sicht auf die kommende Saison in Liga 2
Wie vor den meisten Spielzeiten, gibt es von mir einen persönlichen Ausblick auf die kommende Saison. Der Reiz dabei ist, einmal auf die gesamte Liga zu schauen und hier und da Dinge etwas pointierter zu formulieren.
Die vergangene Spielzeit hat es wieder gezeigt: Die Leistungsdichte in der 2. Liga ist enorm. Daran wird sich auch in der kommenden Spielzeit nichts ändern. Durch die Charakteristik der Erstliga-Absteiger (später dazu mehr) ist die Liga vielleicht sogar noch etwas stärker als in der Saison 2023/2024.
Wie vor der letzten Spielzeit, führt mich die Vorschau zunächst in den hinteren Teil der Tabelle. Wer spielt also gegen den Abstieg?
Die Aufsteiger HSG Konstanz und TuS Ferndorf kommen hier nicht umhin genannt zu werden. Beide Teams könnten sich auf einem ähnlichen Niveau bewegen. Die Frage ist für beide Mannschaften, inwieweit sie sich seit ihren Abstiegen nach vorne entwickelt haben. Mit dem Niveau der jeweiligen Abstiegssaison ist auch in der kommenden Spielzeit kein Blumentopf zu gewinnen. Zudem müssen beide es schaffen, die „45-Minuten-Regel“ zu brechen, denn schon so mancher Aufsteiger war in vielen Spielen 45 Minuten auf Zweitliga-Niveau, was aber eben nicht reicht in 60 Minuten Spielzeit. Neben den Aufsteigern könnte der TSV Bayer Dormagen mit in die Abstiegsverlosung kommen. Die Mannschaft ist noch jünger, als in der letzten Spielzeit und hatte am Ende der abgelaufenen Saison die Abgänge von Leistungsträgern zu verkraften. Wie in jeder Saison, wird es zudem auch wieder Überraschungsausschläge nach unten geben. Bestes Beispiel war in der vergangenen Zweitligarunde Erstligaabsteiger GWD Minden, der am Ende, nach einer verkorksten Saison, mit Platz 15 dastand.
Es folgen die Mannschaften, die einer Art „Sphinx-Prinzip“ zuzuordnen sind; sie haben nämlich etwas schwer Durchschaubares und sind so schwierig einzuschätzen – und das aus unterschiedlichen Gründen.
Da wäre bspw. die HSG Nordhorn-Lingen, die in den letzten Jahren immer ein potenzieller Spitzenplatz-Kandidat war, der dann die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Nach der letzten Saison gab es den vielleicht etwas zu lang aufgeschobenen Umbruch, ohne dass dieser als radikal zu bezeichnen ist. Neuzugänge wie bspw. Spielmacher Björn Zintel „schmecken“ zwar nach Zweitliga-Spitzenbereich, allerdings muss die HSG sich dazu etwas neu erfinden, und das mit einem noch unerfahrenen Trainer Mark Bult. Ich traue mir fast nicht, es so zu nennen, aber für mich hat die HSG in dieser Saison noch etwas „Welpenschutz“. Die Kaderzusammensetzung macht auf jeden Fall neugierig. Das mit dem „etwas neu erfinden“ gilt wohl auch für den TV Großwallstadt und ganz besonders für GWD Minden. Jenes mit dem „Welpenschutz“ aber für beide nicht. Beide Vereine enttäuschten in der letzten Saison und wurden 14. und 15.. Zumindest bei den Grün-Weißen war der Anspruch um einiges höher. Bei beiden Mannschaften wird interessant zu beobachten sein, ob es eine Weiterentwicklung gibt. Oder man formuliert es etwas direkter: Beide Mannschaften sind aus meiner Sicht im Gegensatz zur HSG Nordhorn in einer gewissen Bringschuld, wobei Minden wahrscheinlich das größere Potenzial hat. Ein weiterer Kandidat, bei dem ich hin- und hergerissen bin, ist der TV Hüttenberg. Bei den Hüttenbergern ist die Frage: Wie wird man den Abgang des Top-Torschützen Ian Weber verkraften? Zumindest hat die Mannschaft, auch ohne Weber, das Potenzial, dem Abstiegskampf aus dem Weg zu gehen. Etwas Kopfzerbrechen bereitet mir auch der Dessauer Roßlauer HV. In der letzten Saison war es Platz 13, die Spielzeit davor fast der Aufstieg. Ich bin zudem zwiegespalten zwischen dem Abgang des besten Feldtorschützen Timo Löser in Richtung HC Elbflorenz und dem Pfund, dass die Dessauer mit Uwe Jungandreas auf der Trainerbank besitzen. Ehrlich gesagt, ich kann mich nicht entscheiden, was mehr wiegt und so den DRHV schwer verorten.
Wenn ich an das gesicherte Mittelfeld denke…
Wenn ich an das gesicherte Mittelfeld denke, fallen mir der VfL Lübeck-Schwartau, die Eulen Ludwigshafen und TUSEM Essen ein. Der VfL hat sich vor allem in den letzten beiden Spielzeiten super entwickelt und einen Umbruch geschafft. Der VFL scheint mir insgesamt gut für ein paar Überraschungen. Bei den Eulen Ludwigshafen sieht es etwas anders aus. Im letzten Jahr Platz 8 mit einem negativen Punktverhältnis ist wohl nicht das, was die Eulen selbst als Anspruch haben. In der Saison davor war es Platz 9, und das damals als Erstliga-Absteiger. Ein bisschen fehlt mir hier die Fantasie, dass das Team von Trainer Johannes Wohlrab ausgerechnet nun in dieser Saison durchstartet. Der TUSEM aus Essen erweckt in mir ein gewisses Grundvertrauen, nämlich das Vertrauen, dass die Ruhrpöttler es wieder schaffen, nach und nach eine Mannschaft zu entwickeln. Für mich befindet sich der TUSEM, wie schon in der letzten Spielzeit, immer noch in einem Umbruch. Der könnte der Mannschaft eine leicht bessere Platzierung als in der letzten Saison bescheren. Im Spitzenbereich sehe ich die Essener aber nicht.
Kommen wir nun in den Aufstiegsbereich bzw. auch gleich zur erweiterten Spitze. Wer steigt auf, und wer mischt unter den Top 5 oder 6 noch mit?
Gleich vornweg: Der HC Elbflorenz will nach Platz 4 in der letzten Saison sich im Spitzenbereich der 2. Liga etablieren. Das Potenzial dafür hat die Mannschaft auf jeden Fall und vielleicht gegenüber anderen Teams zudem den Vorteil, schon absolut gefestigte Mannschaftsstrukturen zu besitzen. Neben den Sachsen, gibt es aus meiner Sicht mit dem ASV Hamm-Westfalen und dem VfL Eintracht Hagen noch zwei weitere Kandidaten im Blick auf die Top 6. Der ASV hat, wie in der abgelaufenen Spielzeit, einen starken Kader zur Verfügung und der VfL hat gefühlt seinen Kader mit einem Neuzugang, wie Jan von Boenigk, noch einmal verbessert. Bei den Eintrachtlern wird interessant sein, wie sie mit den gestiegenen Erwartungen umgehen. Genannt werden müssen auch der TuS N-Lübbecke, sowie der HSC Coburg 2000. Bei beiden würde ich persönlich aber zu Hamm und Hagen ein paar kleine Abstriche machen. Während man beim TuS seit einiger Zeit etwas auf den nächsten Entwicklungsschritt wartet, ist bei den Coburgern die Frage, ob der neue Trainer Anel Mahmutefendic mit dem leicht veränderten Kader gleich so stabil sein kann, wie in der starken letzten Saison. Vergleicht man beide, erwarte ich von den Lübbeckern mehr. Nach dem „Pokemon-Prinzip“, müsste TuS-Trainer Michael Haß mit seinem Team nun die nächste Entwicklungsstufe vollziehen, und Coburg-Coach Mahmutefendic wäre erfolgreich, wenn er seine Entwicklungsstufe der letzten Saison hält.
Und was ist mit dem Erstliga-Absteiger HBW Balingen-Weilstetten? Aus meiner Sicht ein Team, mit dem man vorne rechnen kann, aber eben kein eindeutiger Aufstiegskandidat. Neuer Trainer wird der ehemalige Dormagen Trainer und HBW-Spieler Matthias Flohr, und auch die Mannschaft musste teilweise umgebaut werden. Da bleiben im Blick auf einen eventuellen Aufstieg schon ein paar Fragezeichen bei dem Verein, der sich in den letzten Jahren etwas als Fahrstuhl-Verein zwischen Liga 1 und 2 etabliert hat. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Es gibt viele Vereine, die froh über solche Fahrstuhlbewegungen zwischen der 1. und 2. Liga wären. Das verdient höchsten Respekt.
Eine Sache ist für mich anders als in den Spielzeiten zuvor: Es gibt einen Top-Aufstiegskandidaten und für mich auch keinerlei Fragezeichen dahingehend. Es ist der Bergische HC, seines Zeichens Erstliga-Absteiger. Der Kader ist dementsprechend mit Topspielern gespickt, welche viel Erstliga-Erfahrung in sich vereinen. Dazu muss man sagen, dass die Mannschaft schon ein Überraschungsabsteiger war, da sie vor der Saison 2023/2024 nicht zu den Abstiegskandidaten gezählt wurde. Der Bergische HC hatte zuvor seit 2013, mit einem Jahr Unterbrechung, immer der 1. Liga angehört.
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Wolfram Wegehaupt