Wie schon in den letzten Jahren übe ich mich in einem Ausblick auf die Saison. Der Blick in die „Glaskugel“ bleibt reizvoll und beschränkt sich wie immer nicht auf den HC, sondern schaut auf die gesamte Liga. Irrtümer sind eingepreist (: ,genauso wie der Respekt vor jedem genannten Team.
In der Spielzeit 2021/2022 in der 2. Liga zu bestehen, bedeutet für jedes der 20 Teams etwas Eigenes. Davon abgesehen kann man festhalten, dieses eigene Ziel zu erreichen wird eine große Herausforderung für alle Mannschaften, denn in der kommenden Spielzeit kann man die in der Vergangenheit immer mal gebrauchte Plattitüde von der „stärksten 2. Liga aller Zeiten“, guten Gewissens als Überschrift über die Saison setzen. Eröffnet wird die Spielzeit im Übrigen vom HC Elbflorenz und dem TV Emsdetten 10. September in Dresden.
Warum die Überschrift so gewählt wurde, zeigt gleich die Vorschau zum potenziellen Aufstiegskampf. So viele Kandidaten, welche wohl grundsätzlich aufstiegswillig sind, gab es wohl noch nie (die einen werden es offener formulieren, die anderen weniger). Schon allein 3 der 4 Erstligaabsteiger, nämlich TUSEM Essen, die HSG Nordhorn-Lingen und natürlich die Eulen Ludwigshafen kann man wohl dazu zählen. Dazu kommt der VfL Gummersbach als per se schon Aufstiegskandidat und wohl auch mit kleinen Abstrichen die SG BBM Bietigheim. Die SG verpasste in der Vorsaison ihr Ziel oben mitzuspielen deutlich und will sicher in dieser Saison mehr. Für den VfL gilt die Tatsache mit dem verpassten Ziel im Übrigen noch mehr. Der Erstligaabsteiger HSC Coburg ist am schwersten einzuschätzen, da er im Gegensatz zu den bisher genannten Mannschaften im Blick auf den Kader die meisten Veränderungen hat. Und genau hier liegt der Unterschied zu den anderen schon genannten Teams, denn diese bleiben zumeist in weiten und oft auch entscheidenden Teilen zusammen bzw. haben für Abgänge von Leistungsträgern guten Ersatz gefunden. Dass der HSC gerne zurück in Liga Eins will, steht aber wohl außer Frage. Vielleicht aber eben mittel- und nicht kurzfristig. Trotzdem hat der HSC ein Team zusammen, was in den Spitzenbereich vorstoßen kann und so hier mit genannt werden muss. Und dann gibt es ja auch noch die große Unbekannte, denn ein Überraschungsteam ist immer drin. Eines scheint wahrscheinlich, die Mannschaft der Erstligaabsteiger, die mental am besten auf 2. Liga umstellen kann, hat große Chancen aufzusteigen. Ein Verein wie der VfL Gummersbach, in dessen Vereinsgene die 1. Liga quasi eingeprägt ist, tut sich damit bspw. in den letzten beiden Spielzeiten schwer. Schlussendlich bleibt hier festzuhalten: Wenn man aus der Gruppe der genannten ein Topfavoritenquartett festlegen wöllte, wären das aus meiner Sicht Nordhorn, Essen, Ludwigshafen und Gummersbach.
Und die Dresdner? Was wollen die erreichen? Die Dresdner formulieren ihr Ziel für die Saison klar: Sie wollen erneut Platz 4 angreifen. So eine konkrete und ambitionierte Zielstellung gab es in Dresdner Zweitligazeiten noch nie. Insgesamt ist jetzt schon zu erkennen, dass sich nicht wenige Teams in der Liga mit konkreten Zielstellungen zurückhalten. Der Respekt vor der diesjährigen Ligazusammensetzung ist überall spürbar. Sollte es den Sachsen gelingen ihre Zielstellung zu erreichen und das in dieser qualitativ verbesserten Liga, dann wäre dies noch einmal höher einzuschätzen als der 4. Platz aus der Vorsaison. Dabei wollen die Dresdner ihren attraktiven Angriffshandball aus der Vorsaison weiterentwickeln und auch die Defensive noch einmal stärken. Die Elbflorenzer glauben genau die richtigen Spieler verpflichtet zu haben, um ihren weitestgehend eingespielten Kader noch einmal zu verbessern. Nach einer guten Vorbereitung scheinen die Landeshauptstädter für die Saison gerüstet.
Stellt sich weitergehend die Frage, wer noch im den erweiterten Spitzenbereich vordringen könnte. Da wären bspw. der TSV Bayer Dormagen und der ASV Hamm Westfalen. Dem TSV ist zuzutrauen, dass die noch junge Mannschaft erneut einen Schritt nach vorn macht. Beim ASV Hamm Westfalen wird spannend, ob ein gesunder Sören Südemeier der Mannschaft einen wichtigen Schub geben kann oder sich die Herausforderungen aus der letzten Spielzeit fortsetzen. Das mannschaftliche Potenzial des ASV hat mit den 35:37 Punkten aus der Vorsaison eigentlich nichts zu tun.
Und das Thema Abstieg? In Vorbereitung auf die Spielzeit konnte man des Öfteren lesen, dass die auch die Aufsteiger HC Empor Rostock und VfL Eintracht Hagen die Liga noch einmal stärker machen. Allerdings treffen die Aufsteiger auch auf eine sehr starke 2. Liga, insofern sind beide Teams wahrscheinlich auch Kandidaten für den Abstiegskampf. Dann wäre da noch der TV Emsdetten. Der Zweitligadino hat zwar scheinbar vor allem im Rückraum ganz gut mit Neuzugängen nachgelegt und das eventuell auch auf seiner bisherigen „Achillesfersenposition“ der Rückraummitte, er hat aber im Rückraum auch seine Toptorschützen verloren. Insofern kommt es eventuell zu einem leistungsmäßigen Nullsummenspiel. Fakt ist, in dem letzten Spielzeiten ging die Entwicklung konstant nach unten und der TVE muss diesen Trend brechen. Der Kampf gegen den Abstieg könnte auch dem TV Hüttenberg „blühen“. Beim TV Hüttenberg verpflichtete man vor dieser Spielzeit Spielmacher/Wiederkehrer Dominik Mappes. Damit hat die Mannschaft, die sich in der letzten Spielzeit fast ausschließlich im unteren Tabellendrittel aufhielt, einen der Top-Neuzugänge der 2. Liga an Land gezogen. Der Mappes-Faktor könnte für TV im Kampf um den Klassenerhalt entscheidend werden. Und da wäre da noch der Dessau Roßlauer HV 2006. Ehrlich gesagt sind die Baushausstädter schwierig einzuschätzen. Der Kader sollte etwa das Niveau der Vorsaison haben, aber die Liga hat eben definitiv ein höheres. Insofern könnte es sein, dass das Team um Spielmacher und Kapitän Vincent Sohmann sich eher an den eben genannten Mannschaften orientieren muss, als an den in der Folge genannten.
Und der Rest? Teams wie der TV Großwallstadt, der TuS Ferndorf, der ThSV Eisenach oder der EHV Aue sollten mit dem Abstieg eigentlich nichts zu tun haben und sind durchaus auf einem sicheren Mittelfeldplatz zu sehen. Beim EHV, wie der TVG wird es interessant sein, inwieweit beide Teams ihre tollen Ergebnisse aus der Saison 2020/2021 bestätigen können und das bei einer höherwertigen Ligazusammensetzung. Dem ThSV Eisenach ist vielleicht sogar ein guter einstelliger Tabellenplatz zuzutrauen, denn die Thüringer haben sich schon beginnend am Ende der letzten Saison und über die Vorbereitung gut entwickelt. Genauso ist es dem TV Großwallstadt zuzutrauen, dass er Teams wie bspw. VfL Lübeck-Schwartau oder DJK Rimpar noch deutlicher den Rang abläuft. Und damit sind wir bei den eben genannten Mannschaften. Beide Teams zeigten in der letzten Spielzeit eine eher durchwachsene Gesamtleistung und blieben unter ihren Möglichkeiten. Sie müssen sich also für die neue Spielzeit etwas neu erfinden, um die eigenen Ansprüche in Tabellenplätze umzumünzen. Besonders interessant wird die Entwicklung bei der DJK und beim VfL darum zu beobachten sein, weil man letzte Saison das Gefühl hatte, dass das der jahrelang funktionierende eigene Stil irgendwie nicht mehr so richtig passte. Sollte diese Entwicklung Bestand haben, dann ordnen sich beide Teams wohl am Ende der kommenden Spielzeit genauso ein wie in der Spielzeit 2020/2021.
Insgesamt verspricht es eine sehr spannende Saison zu werden und noch mehr gilt die Devise: Es gibt keine leichten Gegner in dieser Liga und an jedem Spieltag kann alles passieren.
HC startet gegen TV Emsdetten in die Saison
Das Eröffnungsspiel der Zweitligasaison 2021/2022 bestreiten der HC Elbflorenz und der TV Emsdetten. Für beide Vereine ist es natürlich etwas Besonderes die Spielzeit zu eröffnen. Beide Vereine stammen aus unterschiedlichen Zweitligagenerationen. Während die TV Emsdetten mit 35 Zweitligaspielzeiten zur erfahrenen Generation gehört, sind die Sachsen mit ihrer nun beginnenden 5. Spielzeit eher zur jüngeren Generation zu zählen. In der letzten Spielzeit ist der heutige Gast aus Nordrhein-Westfalen nur knapp dem Abstieg entkommen. Dies war bisher der Tiefpunkt einer Entwicklung, die in den letzten Jahren Stück für Stück nach unten zeigt. Für den TVE geht es also in dieser Saison darum, diese Entwicklung zu stoppen. Nach der letzten Spielzeit verließen die Emsdetter mit Sven Weßeling, Johannes Wasielewski und Tomas Urban die drei besten TVE-Feldtorschützen der Spielzeit 2020/2021. Zudem verließ Stammtorhüter und Integrationsfigur Konstatin Madert nach 5 Jahren den Verein. Trainer Peter Portengen wurde im Mai entlassen. Auf ihn folgte Sascha Bertow, der das Team auch in die neue Saison führt. Durch diesen erneuten Wechsel herrscht seit ein paar Jahren wenig Konstanz auf der TVE-Trainerposition. Der Zweitligadino hat vor allem im Rückraum mit Neuzugängen nachgelegt und das z. B. auch auf seiner letztsaisonalen „Achillesfersenposition“ der Rückraummitte. Wiegt man Zu- und Abgänge auf, stellt sich die Frage, ob der TVE einem „leistungsmäßigen Nullsummenspiel“ entgegenblickt. Etwas breiter als in der Saison 2020/2021 scheint der Kader aber aufgestallt. Als Neuzugänge stießen vor dieser Saison Anton Runarsson (Rückraum-Mitte), Jakob Schwabe (Kreis), Darko Dimitrievski (Rückraumlinks), Gabor Langhans (Rückraumrechts), Rene Mihaljevic (Rückraumlinks), Julian Thomas (Rechtsaußen), und Oliver Krechel (Tor). Vor allem die vier erstgenannten und Towart Oliver Krechel können auf viel Erfahrung zurückgreifen und bringen allerhand Qualität mit. Aber auch das Kreisläufer Duo Frederic Stüber und Jakob Schwabe sind Akteure mit vielen Spielen im Bundesligabereich. Der Gegner kommt also mit einiger Qualität und einem erfahrenen Kader nach Dresden. In weit die Mannschaft im Blick auf 7 Neuzugänge schon harmoniert, ist schwer zu sagen.
Wolfram Wegehaupt