Das ist auch ein bisschen unsere DNA.
Der Saisonrückblick erfolgt nach dieser Saison im Verbund mit HC-Trainer Rico Göde. Mit diesem haben wir ein längeres Gespräch geführt und dabei viel, aber nicht nur den HC, im Blick gehabt.
Tabellenplatz 9 , 41:35 Punkte, 18 Siege – 5 Remis – 15 Niederlagen, 1065 geworfene Tore sowie 1059 Gegentreffer, Heimbilanz 27:11 Punkte, Auswärtsbilanz 14:24 Punkte, Hinrunde 19:19 Punkte und Rückrunde 22:16 Punkte, jenes sind die harten Fakten der Saison des HC Elbflorenz. Gibt es vielleicht aus Sicht von dir noch interessante Werte, welche der Zuschauer vielleicht nicht gleich im Blick hat?
Rico Göde: Unsere Statistik zeigt, dass wir in dieser Saison, mit großem Abstand zu den vorherigen Spielzeiten, mehr Tempotore erzielt haben und auch eine hohe Bereitschaft hatten, Tempo zu gehen. Das ist auch ein bisschen unsere DNA. Es gibt eine Zahl an Toren pro Spiel, die ich so erzielen möchte und diese Zahl haben wir in dieser Saison noch einmal gesteigert. Auch die Fehleranzahl ist trotz des temporeicheren Spiels gesunken. Das negative ist auf der anderen Seite, dass wir zu viele Gegentore bekommen und zu viele Fehlwürfe haben.
Nach einer Spielzeit betreibt immer wieder auch Ursachenforschung, mit dem Ansinnen, gute Dinge in die neue Saison zu übernehmen und andere Dinge eventuell zu optimieren oder zu vermeiden. Fallen dir da auf der einen und der anderen Seite jetzt schon Dinge ein?
Rico Göde: Da muss ich an die vorherige Frage anschließen. Eine Lehre aus der Saison ist, dass wir im individuellen Abwehrverhalten in Zukunft wieder zulegen müssen. Das mit den zu vielen Gegentoren wurmt mich am meisten. Wir haben da zu viele Spiele, wo wir 29 oder 30 Gegentore bekommen. Des Weiteren müssen wir wieder mehr aus den, auch teilweise sehr gut herausgespielten Chancen, machen. Die Zahlen dahingehend können uns nach dieser Saison nicht gefallen. Auch die Variabilität im Angriffsspiel können wir noch verbessern. Beim Überzahlspiel hatten wir auch Höhen und Tiefen. Da sind die Schwankungen einfach zu groß. Ansonsten heißt es, die oben schon positiv genannten Dinge zu konservieren oder sogar noch etwas nach oben zu schrauben.
Klar Meister wurde die Mannschaft mit dem besten Kader, der VfL Gummersbach. Mitaufsteiger wurde der ASV Hamm Westfalen. Die Absteiger sind leider der EHV Aue sowie der TV Emsdetten und der TuS Ferndorf. Vor allem bei den Auern und den Ferndorfern war das so vor der Spielzeit nicht abzusehen. War es denn nun insgesamt die „stärkste 2. Liga aller Zeiten“?
Rico Göde: Ob es die stärkste aller Zeiten war, das kann man nicht wirklich sagen, da wir nicht wissen, was in der Zukunft noch kommt. Allerdings kann man sagen, dass es die stärkste Ligazusammensetzung der letzten Jahre war. Allerdings kam die Schwierigkeit auch darum zustande, da es eben äußere Einflüsse gab, wie Corona, die gewisse Dinge auch unberechenbar gemacht haben. Rein von der Besetzung her fand ich die Liga vor der Saison sehr stark, allerdings muss man im Nachhinein sagen, dass es natürlich auch Teams gab, wie z. B. die Eulen Ludwigshafen, die ja nicht wirklich geliefert haben. Auch Nordhorn mit seinem nahezu unveränderten Erstligakader hat nie wirklich Stabilität gefunden. Insgesamt hat das Niveau zu den Vorjahren aber auf jeden Fall zugenommen. Man sieht ja auch an der Tabelle, dass es enger geworden ist.
Vor der Saison waren bei fast keinem Team der Liga klare Platzierungsziele genannt wurden, was vielleicht auch daran lag, dass die Liga so stark wie noch nie eingeschätzt wurde. Wir hatten uns vor der Saison vorgenommen Platz 4 der Vorsaison, trotz einer stärkeren Liga, zu wiederholen. Dieses Ziel haben wir mit Platz 9 und 5 Punkten Abstand auf Platz 4 verpasst. War das nun eine enttäuschende Saison oder ist das zu einfach?
Rico Göde: Es fällt mir gar nicht so leicht da ein Urteil zu fällen. Ich muss klar sagen, wir wollten uns an dem Ergebnis der Vorsaison, also den 42 Punkten, messen lassen. Es fällt mir aber auch schwer die Dinge klar zu beurteilen, weil einfach Faktoren das Bild verzerren. Dazu zählen Verletzungen und auch Corona. Im Endeffekt können wir trotzdem mit dem Platz und der Punktzahl nicht ganz zufrieden sein. Auch wenn wir bspw. mit 3 Teams vor uns punktgleich sind und es da nur um die Tore geht. Bei allem Selbstbewusstsein müssen wir auch weiterhin demütig bleiben. Wir müssen uns auch einmal anschauen, wo Mannschaften wie Aue, Großwallstadt oder Dormagen in dieser Saison gelandet sind, welche in der letzten Spielzeit nicht weit von uns entfernt waren.
Wo gingen uns die Punkte verloren, um vielleicht noch etwas weiter vorn anzugreifen?
Rico Göde: Welche Spiele mich wirklich nerven, sind die beiden Niederlagen gegen Lübeck-Schwartau. Auch das Auswärtsspiel in Aue, wo wir mit 7 Toren führen und dann noch Remis spielen war ärgerlich. Und dann hat man so Spiele zu Hause gegen Essen und Nordhorn, wo du gleichwertig bist und am Ende doch knapp verlierst. Des Weiteren will ich auch das erste Spiel gegen Emsdetten nicht vergessen, wo wir uns selbst etwas die Euphorie genommen haben.
An Corona kommt man auch nach dieser Saison nicht vorbei. Wie siehst du das?
Rico Göde: Da gab es schon viele Unwägbarkeiten und den einen hat es mehr getroffen als den anderen und natürlich hatte das auch einen Einfluss auf die Saison. Da geht es ja nicht nur um Spieler die ausfallen, sondern auch um Zuschauer und noch mehr Dinge, die damit zusammenhängen.
Neuzugänge holt man im Allgemeinen, damit man ein Team verbessert oder breiter aufstellt. Nach ein paar Spielen konnte man denken, wir spielen mit der Mannschaft aus der letzten Saison minus Abgänge. Wie siehst du das?
Rico Göde: Leider kann ich da nicht widersprechen. Die Neuzugänge hatten nicht den gewünschten Einfluss. Das ärgert die Spieler selbst am meisten. Bei allen Verletzungsproblemen und anderen Unwägbarkeiten, müssen sich diese Spieler in der kommenden Saison steigern, also ein richtiger Faktor sein. Mit diesem Anspruch sind sie auch nach Dresden gekommen.
Kann man einen Ausfall von Lukas Wucherpfennig irgendwie in Prozenten ausdrücken?
Rico Göde: Es bleibt erst einmal festzuhalten, Lukas war im letzten Jahr unser bester Torschütze und dieser Torschütze hat uns sehr viel in dieser Saison gefehlt. Zwar haben wir die Siebenmeterquote auch ohne ihn ganz gut gehalten, aber natürlich hat er uns gefehlt. Er ist sehr stark im Tempospiel und aus der Ecke und dabei sehr kaltschnäuzig. Wenn der Gegner weiß, da steht Lukas Wucherpfennig auf Rechtsaußen in der Ecke, dann deckt er eventuell auch anders. Er hat halt eine gewisse Präsenz auf seiner Position.
Gab es einen ganz besonderen Moment in dieser Saison?
Rico Göde: Ich habe jetzt vielleicht nicht den Moment, aber wenn Dinge im Spiel gelingen, welche wir sehr lange geübt haben und welche vielleicht etwas spezieller sind, dann fühlt das schon besonders an. Auch wenn ich mal einen Spieler vor einer Partie im Gespräch hatte und er zeigt eine gute Reaktion, so etwas freut mich extrem. Solche Fälle hatten wir in dieser Saison immer wieder.
Was war für dich der Moment in der Saison, nachdem du am längsten gebraucht hast, um wieder nach vorn zu schauen?
Rico Göde: Es war das Spiel in Dormagen und noch etwas die Phase danach. Wir waren in Dormagen absolut chancenlos. Was mir zu denken gegeben hat und mich lange beschäftigt hat, war dabei, dass wir eine super Trainingswoche zuvor hatten und sich das überhaupt nicht angedeutet hat. Dann im nächsten Spiel schlagen wir Hamm klar und die Spieler brennen 60 Minuten und dann fahren wir nach Nordhorn und verlieren, wenn auch knapp. Aber vom Gefühl her wäre auch in Nordhorn mehr gegangen. Dabei war mir im Bus nach dem Dormagen Spiel schon klar, dass wir Hamm schlagen, das habe ich der Mannschaft auch gesagt. Das kann die Mannschaft eben auch, dann so eine Reaktion zu zeigen. Da Nordhorn-Spiel war für mich ein richtungsweisendes, in dem Sinne, dass es eine Art Wegweiser war, wo die Reise vielleicht noch hingeht. Dann war es ein Spiel, was nicht so schlimm wie in Dormagen war und nicht so klasse wie gegen Hamm und dann beschäftigen einen diese Unterschiede schon noch eine Weile.
Wer hat sich aus deiner Sicht am meisten entwickelt in der Saison?
Rico Göde: Da muss man zwischen Angriff und Abwehr abwägen. Im Angriff Philip Jungemann am Kreis, wobei er eben in der Abwehr die Leistung der Vorsaison nicht gebracht hat, das muss man auch ganz klar sagen. Im Angriff auch noch Julius Dierberg auf Linksaußen. Zudem hat Mindaugas Dumcius eine gute Entwicklung genommen und auch Nils Holger Kretschmer, letzterer gerade in der Abwehr im Mittelblock.
Wer war für dich der Zweitligaspieler der Saison?
Rico Göde: Das war für mich Dominik Mappes. Da geht es nicht nur um seine Ruhe und die individuelle Klasse, sondern auch darum, dass er einige Mitspieler bei Hüttenberg zusätzlich noch einmal ein Schritt nach vorn gebracht hat.
Wer war für dich der Zweitligatrainer der Saison?
Rico Göde: Also ich fand sehr interessant, wie Misha Kaufmann in Eisenach gearbeitet hat. Natürlich hat auch Gudjon Valur Sigurdsson beim VfL Gummersbach hatten einen guten Job gemacht. Auch Johannes Wohlrab beim TV Hüttenberg hat richtig gute Arbeit gemacht. Insgesamt habe ich überhaupt kein Problem auch zu honorieren, wenn gegnerische Trainer ihr Team gegen uns gut eingestellt haben. Das war auch in dieser Saison immer mal wieder der Fall.
Wir bedanken uns bei Wolfram Wegehaupt und Rico Göde für den ausführlichen und etwas anderen Saisonrückblick.