Nach den Feiertagen und dem Jahreswechsel hat sich Christian Pöhler für uns Zeit genommen etwas zurück, aber auch voraus zu schauen.
Ist die Liga bis jetzt wie vor der Saison erwartet oder gibt es aus deiner Sicht Überraschungen?
Ich glaube, wir können das unterschreiben, was wir vor der Saison gesagt haben. Die Liga ist die stärkste 2. Liga aller Zeiten. Alle Mannschaften haben Aufs und Abs, das haben wir ja am eigenen Leib erlebt. Es kann sich Woche für Woche viel drehen. Die Liga ist so stark, dass vor allem Ausfälle wichtiger Spieler schwer zu kompensieren sind. Das sieht man bspw. beim EHV Aue mit Eric Meinhardt oder auch bei Dessau als Florian Pfeiffer die ersten Spiele ausgefallen ist. Das geht jeder Mannschaft in der Liga so. Bei uns war das auch der Fall. Es gibt auch bei uns Spieler, welche man nicht einfach so ersetzen kann.
Mit 14 Punkten stehen wir derzeit 2 Punkte vor dem Abstiegsplatz. Was glaubst du, wie viel Punkte werden wir am Ende benötigen, um in der Liga zu bleiben?
Es ist wirklich schwer zu sagen. 30 Punkte sollten wohl sicher reichen. Andere Trainerkollegen sprechen von 25 oder 26 Punkten. So viele Gedanken machen wir uns darum aber nicht. Das macht keinen Sinn. Wir wissen auf jeden Fall, dass 14 Punkte nicht reichen und jetzt müssen wir noch so viele Punkte wie möglich holen.
Du sagtest mir mal, dass eine Mannschaft mit so vielen Neuzugängen nach 20 Spieltagen einigermaßen eingespielt ist. Wie sieht es nun nach 20 Spieltagen aus? Auf welchen Positionen bist du zufrieden und wo siehst du noch Steigerungspotenzial?
Wir haben gemerkt, wie hart das Leben in dieser Liga ist. Wir hatten grandiose Siege wie in Nordhorn oder zuhause gegen Coburg. Wir hatten aber auch bittere Niederlagen wie gegen Konstanz in eigener Halle oder in Aue. Die Bandbreite ist insgesamt groß. Wir waren leider so etwas wie eine Wundertüte. Am besten sieht man das an den Heimspielen gegen Konstanz und Emsdetten. Beide verlieren wir und gewinnen aber zwischendurch beim bis dahin stärksten Heimteam in Nordhorn. Ehrlich gesagt kann ich mir diese Schwankungen auch nur bedingt erklären. Zumal wir auch vor diesen Spielen sehr gute Trainingswochen hatten. Hier müssen wir uns ganz klar an die eigene Nase fassen. Diese Schwankungen müssen wir in Zukunft minimieren. Wir müssen uns die eigene Stärke wieder mehr bewusst machen. Es ist sicher so, dass nicht jede Position ein gewisses Selbstverständnis entwickelt hat. Auf der linken Außen- und Rückraumseite sowie am Kreis ist dies der Fall. Auf der rechte Seite klemmte die Säge in den letzten Spielen schon des Öfteren. Auf so etwas stellen sich die Gegner ein und bearbeiten dementsprechend die linke Seite mehr. Auch die Torwartposition unterlag Schwankungen. Hier gab es auch eine große Bandbreite an Leistungen. Insgesamt haben wir natürlich noch Ressourcen. Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass uns immer wieder spielentscheidende Spieler fehlten.
Wie ist bzw. war bis jetzt der grobe Ablauf bis zum ersten Spiel in Wilhelmshaven? Hatten die Spieler z. B. auch mal frei oder wie muss sich der Dresdner Fan die Tage innerhalb der EM-Pause vorstellen?
Also die Spieler haben bis zum 8. Januar Urlaub. Am 10. Januar steigen wir dann wieder ins Training ein. Die Spieler brauchen das, denn die Taktung in letzter Zeit war hart und das wird nach der Pause auch so bleiben. Einige Spieler müssen sich daran auch erst gewöhnen. In den letzten Jahren hatten wir ja nicht wirklich eine Winterpause und konnten uns so auch nicht intensiv vorbereiten. Diesmal haben wir die Chance und so können wir uns ab 10. Januar 4 Wochen intensiv vorbereiten. Die Verletzten kommen zurück und wir müssen daran arbeiten wieder die Mentalität vom Beginn der Saison in die Köpfe zu bekommen. Wir müssen uns weniger ein Kopf machen und befreiter aufspielen. Wir haben schon 11 Heimspiele weg und für uns zählt jetzt jedes Spiel. Vor allem müssen wir auswärts stabiler werden, denn ohne Auswärtspunkte bleiben wir nicht drin.
Auf Nachfrage ob die Spieler gewogen wurden: Ja, es gab ein Abschlusswiegen und es wird ein Willkommenswiegen geben. Ich erwarte da schon von den Spielern, dass es da keine Unterschiede gibt.
Hat der Trainer Christian Pöhler sich selber eigentlich auch einmal paar Tage freigegeben und wenn ja was hat er gemacht?
Nach dem BHC Spiel haben meine Familie und ich auch Urlaub gemacht. Wir waren z. B. an der Ostsee. Das ist wichtig und dabei spielte die Familie die wichtigste Rolle und nur ganz wenig Handball.
Das Interview mit Christian Pöhler führte Wolfram Wegehaupt