„Wir bringen die Abwehr und die Torhüter heute 60 Minuten nicht auf das Feld“ – Dresden verliert beim Aufsteiger TuS Vinnhorst
Beim Spiel der Dresdner beim bisher sieglosen Tabellenletzten TuS Vinnhorst ging es für die Sachsen vor allem darum, die Hannoveraner nicht zu unterschätzen. Anhand der gezeigten Leistungen des TuS war dies auch nicht angebracht. Um es vorweg zu nehmen, das tat der HC und unterschätzte die Niedersachsen nicht. Um aber auch dies vorweg zu nehmen: Die Dresdner schafften zusammen mit dem TuS etwas Historisches, und zwar für die Hannoveraner.
Beide Mannschaften hielten sich nicht lange mit Abtasten auf und so waren nach fünf Minuten schon acht Tore gefallen. Jedes Team hatte dabei vier Treffer erzielt. Auffälligster Akteur war dabei zunächst TuS-Spielmacher Falk Koldziej. Die Dresdner fanden auf ihn keinen Zugriff. Auf der anderen Seite konnte auch das Heimteam dem Angriff der Sachsen kaum etwas entgegenzusetzen. So fielen die Treffer auf beiden Seiten wie reife Früchte. Nach 15 Minuten hatte sich keine Mannschaft beim 10:10 einen Vorteil erspielt und beide Torhüter kaum einen Ball an die Hand bekommen. Während das hannoveraner Heimteam vor allem über ihren starken Rückraum mit Self Hagen, Matthias Hild und Falk Koldziej erfolgreich waren, verteilte man beim HC das Torewerfen auf noch mehr Schultern. Am Ende der ersten Halbzeit hatten sich bei den Sachsen sieben Spieler in die Torschützenliste eingetragen. Nach gut 20 Minuten stellten die Dresdner kurz auf eine offensivere Deckung um und TuS-Trainer Davor Dominikovic nahm umgehend eine Auszeit um darauf zu reagieren. Nach der Auszeit kassierte der HC eine Zeitstrafe und Vinnhorst ging durch Rechtsaußen Fran Mileta mit 14:13 in Führung. Die Dresdner glichen aber postwendend wieder aus und gingen wieder in Gleichzahl auf eine 6:0 Deckung zurück (14:14). Dies war dann die erste Phase im Spiel, in der bei beiden Mannschaften im Angriff nicht mehr alles wie „selbstverständlich“ lief. Beim 14:15 waren noch gut 2 Minuten zu spielen und die Dresdner hatten erstmals die Chance auf eine 2-Tore-Führung, nachdem der TuS seine Möglichkeit zum 15:15 per Strafwurf nicht nutzte. Der HC hingegen machte es besser und traf zum 14:16 per Siebenmeter. Dem TuS gelang der Anschluss zum 15:16, den Gästen aber nicht mehr der Treffer zum 15:17. Bis zur Halbzeit hatte der HC im Übrigen keine einzige Torhüterparade zu verzeichnen.
17 Sekunden nach Wiederanpfiff gelang den Dresdnern, immer noch in Überzahl, das 15:17. Die Führung hielt aber nicht lang, denn der TuS glich innerhalb von zwei Minuten wieder aus (17:17). Wenig später musste man auch das 18:17 hinnehmen und noch eine Zeitstrafe dazu. Nach einem Fehlpass konnte der Gastgeber dann leicht auf 19:17 erhöhen, denn die ließen ihr Tor in Unterzahl leer. Jenes nutzte der TuS postwendend aus. In der 38. Minute war aber alles wieder auf Null gestellt, denn die Sachsen trafen zum 20:20. Ähnlich wie die ersten Halbzeit hatte der zweite Durchgang ohne langes Abtasten Fahrt aufgenommen. Beide Teams drückten mächtig auf das Tempo. Treffsicher zeigte sich bei den Gastgebern vor allem Matthias Hild im rechten Rückraum. Er traf bis zur 41. Minute alleine drei Mal für das Heimteam. In der Folge blieb die Partie eng, wenn auch mit leichten Vorteilen für die Gastgeber. So führte der TuS in der 45. Minute mit 24:22. Den Anschluss zum 24:23 konnte man in Überzahl nicht herstellen und kassierte nur wenige Sekunden später den 25. Gegentreffer zum 25:22. Dies war die erste 3-Tore-Führung im Spiel. Anschließend fand sich der TuS in doppelter Unterzahl wieder, was die Sachsen um Mindaugas Dumcius zum 25:23 und nach einer guten Abwehrsequenz durch Nils Greilich zum 25:24 von Linksaußen nutzten. Auch die Chance zum Ausgleich hatten die Dresdner, schlossen aber etwas überhastet ab. Im folgenden Angriff tat der Gast nach Ballgewinn noch einmal exakt das Gleiche. Erst im dritten Anlauf gelang der Ausgleich, da der TuS selbst drei Mal nicht traf. Die Dresdner gingen in der Folge in eine offensivere Deckung über, der TuS fand aber zwei Mal gute Lösungen und ging in der 53. Minute mit 27:25 in Führung. Beim 29:27 scheiterte der HC zwei Mal in Serie mit hundertprozentigen Einwurfchancen an TuS-Keeper Thomas Langer Kristoffersen. Als die Gastgeber 2:30 Minuten vor dem Ende mit etwas Glück zum 30:27 traf, war Vinnhorst ganz nah an den ersten beiden Zweitligapunkten. Am Ende verloren die Dresdner mit 32:29.
Fazit: Die ersten Zweitligapunkte in der Vereinsgeschichte gewann der Aufsteiger TuS Vinnhorst verdient, denn die Dresdner fanden in keiner entscheidenden Zeitphase Zugriff auf den Angriff der Gastgeber. Zudem verloren die Sachsen an diesem Tag das Torhüterduell klar. Damit gibt es nach dem achten Spieltag kein siegloses Team mehr in der 2. Handball-Bundesliga.
Die Dresdner stehen nach acht Partien mit 8:8 Punkten da und verpassten es mit der Niederlage, in der Tabelle einen weiteren Schritt nach vorn zu machen. Wermutstropfen war zudem der frühe Ausfall von Neuzugang Doruk Pehlivan, der mit einer Rippenverletzung früh nicht mehr mitwirken konnte.
HC-Trainer André Haber sagte nach dem Spiel: „Wir bringen die Abwehr und die Torhüter heute 60 Minuten nicht auf das Feld, aber auch unsere Wurfquote ist nicht gut genug. Wir verwerfen einfach zu viele Bälle. In der 1. Halbzeit haben wir es vorne noch ganz gut gemacht. Es fehlt aber dann einfach in der Defensive und bei den Torhütern, um vielleicht höher zu führen. Dann wittert Vinnhorst seine Chance und hat auch die Qualität im Kader mitzuhalten. Dass Vinnhorst irgendwann punkten wird, war klar – nun eben erstmals gegen uns. Leider haben wir schon früh Doruk Pehvlian mit Verletzung verloren und müssen jetzt näher klären, was es genau ist.“
Tore: Mallwitz/Noack/Mohs (alle Tor), Wucherpfennig 7/3, Dierberg 3, Greilich 2, Dumcius 2, Pehlivan, Kretschmer 2, Stavast 2, Greß 3, Klepp 1, Döbler, Thümmler 4, Possehl 3, Niestroj
Foto: Stephanie Fleischer