HC Elbflorenz Dresden kämpft Tabellenzweiten Hüttenberg im letzten Heimspiel des Jahres nieder
Beim Erwerb eines Überraschungs-Ei weiß man nie wirklich, was man bekommt. Beim Überraschungsteam der Liga, dem TV Hüttenberg aber schon: Nämlich eine homogene Mannschaft, die ganz nach Hüttenberger Tradition eine offensive Deckung praktiziert und derzeit auf einer Erfolgswelle schwimmt. So war vor dem Spiel die Frage: Wer kann seine Erfolgswelle weiter reiten? Der HC Elbflorenz Dresden mit seinem vierten Heimsieg in Serie oder der Tabellenzweite Hüttenberg mit acht Siegen aus zehn Spielen? Eines kann man aber auch festhalten: Ei oder Überraschungsteam – es geht immer ums Spielen. Dies taten dann beide Mannschaften pünktlich ab 17 Uhr und zwar vor einer ausverkauften BallsportARENA Dresden. 2.704 Zuschauer wollten die Partie zwischen dem HC Elbflorenz und dem TV Hüttenberg sehen. Vor dem Spiel drückten alle Zuschauer zunächst mit einer Schweigeminute ihre Anteilnahme im Blick auf den Anschlag in Magdeburg aus.
Und was bekamen sie in der ersten Halbzeit zu sehen? Zunächst einen in der Abwehr gewohnt starken TV Hüttenberg und einen HC Elbflorenz, der schon in der 5. Minute teilweise in doppelter Unterzahl agierte und im Angriff nicht die richtigen Mittel fand. Dementsprechend brauchte der HC Elbflorenz Dresden auch fünf Minuten, um sein erstes Tor zum 1:1 zu erzielen. Bester Mann in den ersten Minuten war eindeutig der Dresdner Keeper Robin Cantegrel, denn er verhinderte mehrere Tore der Gäste. In der 14. Minute hat sich das Spiel beim 6:4 für den HCE aber etwas gedreht, denn der Tabellenzweite aus Hessen spielte seinerseits nun im Angriff nicht die Sterne vom Himmel. Nach der Auszeit schlug der TVH zweimal schnell zu und stellte auf 6:6. In dieser Phase war es auch der Hüttenberger Keeper Yahav Shamir, der seinem Team neuen Rückhalt gab. Die Dresdner wirkten ihrerseits nach der Herausnahme von Timo Löser im Angriff harmloser und lagen in der 22. Minute mit 7:10 zurück. Nun sah sich HC-Trainer André Haber zu einer Auszeit gezwungen. Danach spielten die Dresdner teilweise im Sieben-gegen-Sechs und teilweise mit der „Eisenach-Taktik“, nämlich vier Rückraumspielern. Das brachte das 9:10 und 10:11, aber trotzdem noch nicht die nötige Ruhe im Angriff. Aber auch die Hessen hatten im Angriff immer wieder Höhen und Tiefen, und so war es Lukas Wucherpfennig, der per Konter zum 11:11 traf. Der im Angriff beste HCE-Schütze, Timo Löser, besorgte dann das 12:11. Löser war es auch, der das 13:11 erzielte. Es war sein siebter Treffer. Anschließend zeigte der überragende Robin Cantegrel im HCE-Tor seine letzte Parade in der ersten Halbzeit und stand bei unglaublichen 50 Prozent gehaltener Bälle. Die Spektakulärste Szene der 1. Halbzeit produzierte ebenfalls der fliegende Franzose Robin Cantegrel, der einen Treffer auf das leere Tor durch TV-Keeper Yahav Shamir mit einer spektakulären Flugeinlage verhinderte.
Die zweite Hälfte begann mit dem Treffer zum 14:11 durch Mindaugas Dumcius und einer Parade von HCE-Torwart Cantegrel. Der HC blieb auf dem Gaspedal und baute die Führung bis auf 17:12 aus. Hüttenberg reagierte mit einer Auszeit. Die Hessen hatten davor große Probleme gegen die gute Defensive der Gastgeber, und wenn sie eine Chance hatten, war HCE-Keeper Cantegrel zur Stelle. Nachdem die Hausherren das 18:12 erzielt hatten, hatten beide Mannschaften kurzzeitig Probleme, zu treffen. Es war dann der TV Hüttenberg, der seine Herausforderungen zuerst in den Griff bekam und zweimal zum 18:13 und 18:14 traf. In dieser Phase mussten die Sachsen zwei Unterzahlsituationen überstehen. Eine davon nutzte Hüttenberg zum 18:15, und nach einem Lattentreffer der Dresdner trafen die Gäste zum 18:16. Es war dann Timo Löser, der für die Hausherren zum 19:16 traf und einige torlose Minuten für den HC Elbflorenz beendete. Mit dem 19:17 durch die Hessen ging es in die Schlussviertelstunde. Die Gäste waren wieder voll im Spiel.
Beim 21:17 hatten sich die Dresdner wieder etwas abgesetzt. Es war dann aber zweimal Niklas Theis, der für den TV Hüttenberg in starker Manier traf (21:19). Die Gäste ließen dann die Chance zum Anschluss zweimal verstreichen, aber auch die Landeshauptstädter trafen nicht. Die dritte Chance nutzte der Gast dann durch Hendrik Schreiber zum 21:20. Es ging in die letzten fünf Spielminuten. Nach einer Auszeit trafen die Dresdner erneut nicht bzw. scheiterten an TVH-Keeper Simon Böhne. Für die Hessen besorgte dann Rückraumspieler Hendrik Schreiber mit viel Einsatz das 21:21 und 22:22. Julius Dierberg war es dann, der für die Sachsen zum 23:22 von außen traf. Die Halle kochte, und es saß schon lange niemand mehr. Bei noch 30 Sekunden auf der Spieluhr traf dann Hüttenberg zum 23:23. Sechs Sekunden vor dem Ende bekamen die Dresdner einen Strafwurf zugesprochen, den Julius Dierberg unter riesigem Jubel zum 24:23 versenkte. Minuten nach dem Abpfiff wurde die Mannschaft von den eigenen Fans immer noch gefeiert. Die Dresdner Spieler konnten das Kompliment direkt zurückgeben, denn die Zuschauer hatten die Dresdner fantastisch unterstützt.
Fazit: Ähnlich wie einige Elektroautos hätten die Dresdner bei einer Niederlage gegen Hüttenberg ein Reichweitenproblem bekommen. Nämlich das Problem, bis zum Ende der Hinrunde noch in Reichweite der Top-Teams zu sein. So etwas spielt bei der Vorbereitung auf ein Spiel vordergründig keine Rolle, man kann es aber auch nicht wegdiskutieren. In diesem Sinne hatte die Begegnung im Vorfeld schon eine gewisse Brisanz. Insgesamt sahen die über 2.700 Zuschauer eine Partie, die bei beiden Mannschaften Höhen und Tiefen im Angriff bereithielt. Dafür verantwortlich waren aber auch gute Abwehrreihen und Torhüter. Bis zum Ende stand so ein Spiel auf Messerschneide, welches der HCE denkbar knapp für sich entschied und mit Torhüter Robin Cantegrel (mit über 41 Prozent gehaltener Bälle) sowie dem Zehn-Tore-Mann Timo Löser, die zwei überragenden Akteure auf seiner Seite hatte. Dies war für den HC Elbflorenz der vierte Heimsieg in Folge. Damit stehen die Dresdner vor dem letzten Spieltag der Hinrunde mit 18:14 auf dem fünften Tabellenplatz und können mit einem Sieg in Konstanz ihre Reichweite verkleinern – dies wäre im Gegensatz zu Elektroautos richtig gut.
HCE-Trainer André Haber sagte nach diesem engen Spiel: „Es war ein hochemotionales Spiel. Ich denke, es war eine begeisternde Partie, auch wenn es heute ein paar zu viele technische Fehler gab. Das lag natürlich daran, dass Hüttenberg eine gute Abwehr stellte und wir sehr gut dagegen gehalten haben. Am Anfang ist unser Plan gut aufgegangen und wir haben den Gegner zu vielen Rückraumwürfen gezwungen. Beim 18:12 wünsche ich mir natürlich das es weiter so läuft. Der TV Hüttenberg hat aber eben auch seine Qualität und die hat er dieser Saison schon häufig gezeigt. Die Mannschaft ist in vielen Bestandteilen schon lange zusammen und hat auch viele noch jüngere Spieler mit Erfahrung. Am Ende bin ich unheimlich froh und freue mich für meine Jungs, dass dieses glückliche Ende auf unserer Seite war. Wir hatten es in dieser Saison schon oft genug, dass es am Ende für den Gegner ausgeschlagen hat. Ich hoffe, dass das ein ganz wichtiger Schritt für uns war. Am Ende waren es Kleinigkeiten, die das Spiel entschieden haben. Ein schnelles Tor von Doruk Pehlivan, ein Trickspielzug, den Julius Dierberg stark abschließt und natürlich am Ende den Strafwurf, den Julius nervenstark mit 2.704 Augen auf ihn gerichtet versenkt. Mit so einer Erwartungshaltung der Fans, dass dieser Ball ein muss, ist das eine starke Leistung. Zum Abschluss will ich sagen, dass die über 2.700 Zuschauer in der ausverkauften Halle eine enorme Rolle gespielt haben. Das spürt jeder Spieler, egal ob Heim- oder Gastmannschaft. Das war Werbung für unseren Sport auf dem Feld und den Rängen und ich hoffe, 2025 kommen alle wieder.“