Zwei grundverschiedene HC Elbflorenz-Halbzeiten bringen GWD Minden den Sieg
In einem Wettkampfspiel trafen die Dresdner zuletzt im letztjährigen DHB-Pokal auf den Bundesligaabsteiger aus Minden. Dabei konnten die Dresdner den damaligen Erstligisten überraschend aus dem Pokal werfen. Vor dem Spiel lag der Druck des Gewinnens mit Blick auf den Saisonstart bei Minden. Ein Mindener Fan hatte dann auch ein T-Shirt an, auf dem „Mission Aufstieg“ stand. Während er es wohl nach der ersten Halbzeit gerne ausgezogen hätte, war die zweite Halbzeit dazu angetan, das Kleidungsstück zu behalten.
Für die Dresdner begann Max Mohs im Tor. Beim letzten Heimspiel gegen den TUSEM aus Essen hatte er im letzten Spielabschnitt das Tor vernagelt. Die Mindener begannen wie erwartet mit ihrem Spitzenmann Malte Semisch im Tor. Beide Teams agierten zunächst in der Abwehr sehr aggressiv. Auffällig, schon in den ersten Minuten produzierte der Gast ohne Not drei leichte Fehler, lag aber im Duell der Torhüter klar vorn. Nach gut zehn Minuten stand es 5:5. Während beide Mannschaften bis 9:9 im Gleichschritt agierten, waren die Mindener vor allem über ihren starken Kreisläufer Sveinn Johannsson erfolgreich und hatten in Malte Semisch den weiterhin besseren Torhüter. Die Sachsen trafen hingegen sehr oft aus ihrer starken zweiten Welle heraus. Hier war es ein erneut stark aufspielender Ivar Stavast, der für das Heimteam oft unnachahmlich traf. In Minute 20 nutzten die Dresdner dann eine Überzahl, um zur 11:9 Führung zu treffen. Torschütze war Mannschaftskapitän Sebastian Greß. Ab diesem Zeitpunkt blieb der HC bis zum Pausenpfiff leicht spielbestimmend und hatte beim 13:11 sogar erstmals die Chance auf eine Drei-Tore-Führung. Während man diese Chance nicht nutzte, machte man es dann beim Treffer zum 15:12 besser. Justin Döbler war der Torschütze. Nach dem Tor nahm der Gast aus Ostwestfalen eine Auszeit. Nach dieser parierte der ins HC-Tor gewechselte Marino Mallwitz einen freien Mindener Wurf. Danach war für die Dresdner das 16:12 in Überzahl möglich, man produzierte aber einen Abspielfehler. Letztendlich stand es zur Halbzeit 17:14, da beide Mannschaften in den letzten vier Minuten konstant trafen. Während die Dresdner vor allem im Angriff den Bundesligaabsteiger immer wieder wehtun konnten, wechselten bei Minden absolute Klasse und sehenswerte Situationen, immer wieder mit der Produktion leichter technischer Fehler. Einzig GWD-Keeper Semisch war eine wirkliche Konstante.
Beide Mannschaften begannen die zweiten Halbzeit mit Schwankungen, denn starke Aktionen wechselten sich mit einfachen Ballverlusten oder etwas überhasteten Würfen ab. Die Gäste bekamen dies aber zunächst schneller in den Griff und hatten in der 36. Minute die Chance zum 19:19 Ausgleich. Minden verlor jedoch den Ball und der HC kurz danach einen Spieler, weil man beim Konter nicht das Tor sondern Malte Semischs Kopf traf. Der Erstligaabsteiger nutze dann hingegen seine hundertprozentige Chance vom Strafwurfpunkt um auf Remis (19:19) zu stellen. HC-Trainer André Haber nahm nach diesem kleinen Lauf der Mindener eine Auszeit. Der HCE verlor anschließend in Unterzahl erneut schnell den Ball und Minden ging vom Siebenmeterpunkt in Führung (19:20). Die Dresdner hatten vor allem im Angriff eine deutliche Delle. Es fehlte die Klarheit der erste Halbzeit. Der Gast traf hingegen weiter und so nahm HC-Trainer André Haber in Minute 43 schon die zweite Auszeit in der zweiten Halbzeit. Danach agierten die Sachsen im Angriff weiter unglücklich und die Mindener konstant auf hohem Niveau. So schraubte Minden den Vorsprung bis Minute 46 auf fünf Tore (19:24). Erst Mindaugas Dumcius konnte nach 13 torlosen Minuten zum 20:24 treffen. Der HC bekam eine gewisse Hektik jedoch vorerst nicht aus seinem Spiel. So hatte die Mannschaft nach knapp 20 Minuten im zweiten Spielabschnitt lediglich fünf Treffer erzielt. Ab Minute 50 ging das Heimteam in eine offensive 3:3-Deckung über. Es gelang den Dresdnern bis auf 24:27 zu verkürzen. Dann machte die Haber-Sieben aber das, was sie in der zweiten Halbzeit zu oft tat: Sie lud den Gast zu leichten Toren ein. Die Mindener nahmen das dankend und an diesem Tag im Stile eines Spitzenteams an und gewannen am Ende verdient mit 26:32. Dabei verloren die Dresdner die zweite Halbzeit mit 9:18.
Fazit: Nach einer starken ersten Halbzeit brachen die Sachsen in der ersten Halbzeit vor allem im Angriff regelrecht ein. So verlor man die zweiten 30 Minuten mit neun Toren. Die knapp 1.200 Zuschauer sahen so zwei sehr unterschiedliche Halbzeiten. In der zweiten Halbzeit zeigte der Erstligaabsteiger aus Minden seine Klasse und zog vor allem im Angriff zu oft ungefährdet seine Kreise. Zudem hatten die Ostwestfalen in Malte Semisch einen Torhüter, der mit seiner Leistung das Spiel mit entschied. Für die Dresdner war der zweite Spielabschnitt bisher der schwächste dieser Spielzeit. Die Mindener zeigten bisher ihre beste Halbzeit der Saison. Man könnte es so formulieren: Hätte man eine Halbzeit „backen“ können, welche Minden nach 2:6 Punkten in vier Partien gebraucht hätte, dann hätte man diese zweite Halbzeit „wohlriechend aus dem Ofen gezogen“.
HC-Trainer André Haber sagte nach der Partie: „Ich bin heute sehr traurig zusammen mit meinen Jungs, weil ich denke, dass wir das Spiel heute weggeworfen haben. Die 1. Halbzeit war nahezu aus einem Guss. Mit vielen Sachen, die ich mir vorstelle. Wir haben 30 Minuten attraktiven Handball gespielt und die 2. Halbzeit war einfach eine rabenschwarze Halbzeit von uns. Wir haben ewig gebraucht, um das dritte Tor zu machen. Das war bitter und irgendwie auch nicht umzukrempeln. Wir haben zu leicht Bälle weggeworfen und zwei, drei beste Chancen vergeben. Dann ist es auch irgendwann eine mentale Geschichte. Vielleicht muss man der Mannschaft aufgrund der bisher wenigen Stresssituationen einmal zugestehen. Allerdings darf uns das nicht noch einmal passieren, denn das kostet uns in der 2. Bundesliga Punkte. Jetzt sitzen alle bedröppelt in der Kabine und das nach einer richtig guten 1. Halbzeit. In der 2. Halbzeit haben wir einfach Bundesligazeit und Bundesligapunkte verschenkt.“
Tore: Mallwitz/Noack/Mohs (alle Tor), Wucherpfennig 1/1, Dierberg 3, Dumcius 4, Kretschmer 4, Aktas, Stavast 6, Greß 3, Klepp 1, Dobler 1, Thümmler 2, Possehl, Niestroj 1