Pokalfight wird zum Handballfest – Dresden verlangt Erstligist Lemgo lange alles ab
1.053 Tage mussten die Dresdner warten, bis die heimische Halle mit knapp 2.600 Zuschauern wieder einmal ausverkauft war. Die Gründe für das lange Warten sind hinlänglich bekannt. Der HCE lieferte dann aber mehr als 50 Minuten mit seiner Leistung ausreichend Gründe dafür, dass die nächste ausverkaufte BallsportARENA sehr wahrscheinlich nicht so lange auf sich warten lässt, denn wie der Dresdner Rückraumspieler Ivar Stavast so schön nach dem Spiel sagte: „Es war heute extraspeziell!“
Unterschiedliche Szenarien konnte man sich vor dem Spiel für die erste Halbzeit vorstellen. Die wenigsten hatten sich wohl aber das Szenario ausgemalt, was dann folgte. Wenn man es mit dem HCE hielt, hatte man es sicher so gewünscht. Nach gut 15 Minuten Spielzeit und dem Spielstand von 10:9 konnte man bilanzieren, der Außenseiter aus Dresden bot dem Erstligisten aus Lemgo eine offene Partie und das sollte lange so bleiben. Dabei hatten die Hausherren im Angriff mit Ivar Stavast und Sebastian Greß zunächst ihre prägenden Akteure. Beide erzielten in den ersten 30 Minuten zusammen acht der Dresdner Treffer. Aber auch Marino Mallwitz im Tor der Sachsen war immer wieder mit wichtigen Paraden zur Stelle. Natürlich zeigte der TBV vor allem im Angriff immer wieder seine Extraklasse. Vor allem über das Tempospiel nach Dresdner Torerfolgen war der Erstligist sehr erfolgreich. Aber auch im Positionsangriff blieben die Ostwestfalen oft geduldig und fanden nach guten Dresdner Abwehrsequenzen den freien Mann. Federführend war dabei der Lemgoer Rückraumspieler Lukas Hutecek. Nach 22 Minuten führten die Hausherren überraschend, wenn auch knapp mit 13:12 und der Lemgoer Trainer Florian Kehrmann nahm eine Auszeit. Bis dahin hatten die Zuschauer eine spannende Partie gesehen, welche vor allem von den Angriffsreihen geprägt war. Nach der Auszeit Kehrmanns änderte sich nichts. Beide Teams agierten im Gleichschritt. Nachdem den Sachsen zehn Sekunden vor dem Pausenpfiff bei Zeitspiel ein Kempa-Trick misslang, war es Marino Mallwitz der gegen Samuel Zehnder in letzter Sekunde einen Strafwurf hielt und dem TBV so eine überraschend knappe 16:17 Führung in die Kabine „mitgab“. Die 2.585 Zuschauer hatten bis dahin eine packende Pokalpartie gesehen und dies auch stimmungsvoll honoriert. Ivar Stavast zum Halbzeitstand: „Die Stimmung in der Kabine war gut, aber auch ganz schnell darauf fokussiert, was wir noch besser machen können. Ein bisschen überrascht waren wir allerdings schon, dass es so gut lief.“
Als die Hausherren in der 39. Minute durch ein Überzahltor von Mindaugas Dumcius mit 22:19 in Führung gingen, kochte die BallsportARENA und der Glaube an eine Überraschung war wohl auch beim letzten Dresdner Fan angekommen. Zuvor hatte TBV-Trainer Kehrmann zunächst die Schiedsrichter und dann die Halle gegen sich aufgebracht, in dem er für Meckern erst eine gelbe Karte und anschließend eine Zeitstrafe erhielt. Der TBV war aber natürlich noch nicht aus dem Spiel. Die Ostwestfalen hatten beim 23:23 das Remis wieder hergestellt. Es war mit Rene Zobel der stärkste Dresdner in der 2. Halbzeit, der die Dresdner im Anschluss wieder in Führung brachte (24:23). Bis zum 25:25 in der 49. Minute ging es im Gleichschritt weiter. Bei den Gästen war es nun der schon erwähnte Lukas Hutecek, der sich immer mehr zum entscheidenden Spieler aufschwang. Zudem kam jetzt die kurze Phase, die dem HC Elbflorenz in der Nachbetrachtung etwas den Stecker zog. Zweimal traf der HC jetzt nur die Torumrandung und geriet zudem in doppelte Unterzahl. Die Lemgoer nutzten diese Phase jetzt im Stile eines Erstligisten und legten einen 7:0-Torelauf hin. Den Sachsen hingegen schwanden nach und nach zusehend die Kräfte. HCE-Trainer Rico Göde: „In dieser Phase hat man dann den Unterschied zwischen 1. und 2. Liga gesehen, denn der TBV hat unsere Fehler gnadenlos bestraft.“ Zudem hatten die Lemgoer in Borko Ristovski einen Torwart zwischen den Pfosten, der in den letzten zehn Minuten mehrfach entscheidend zur Stelle war. Am Ende betrieben die Dresdner mit zwei Treffern noch etwas Ergebniskosmetik und verloren mit 27:32. Gästetrainer Kehrmann machte nach dem Spiel dann auch keinen Hehl daraus, dass das der Sieg mit Blick auf die gesamte Partie zu hoch ausgefallen war.
Fazit: Es war genauso wie HC-Trainer Rico Göde vor dem Spiel sagte: „Eigentlich können wir uns gegen so einen Gegner keine Schwächephase leisten.“ Genau in der Phase, in der die Dresdner nach bärenstarken 50 Minuten leicht abfielen, nutzte der Erstligist seine Chance, um die Partie zu entscheiden. Dass es dabei eine doppelte Überzahl für den Gast brauchte, um das Spiel wohl am Ende entscheidend in die TBV-Bahnen zu lenken, zeigt, wie stark die Dresdner vor ausverkaufter Halle agierten. Der HC bot dem Favoriten einen beherzten Pokalfight und die begeisterten 2.585 Zuschauer machte daraus ein Handballfest, was man so in Dresden lange nicht gesehen hat. So schieden die Sachsen erhobenen Hauptes im Achtelfinale des DHB-Pokal aus. Das Schlusswort zu diesem tollen Dresdner Handballabend gilt HC-Trainer Rico Göde: „Es war schön heute so viele Leute in der Halle zu sehen. Die Hütte war voll und es hat Spaß gemacht. Es war ein Handballspiel, was man sich gut anschauen konnte. Unsere Mannschaft kann stolz auf sich sein.“
Tore Mallwitz/Noack (beide Tor), Zobel 7, Wucherpfennig 2/1, Niestroij, Emanuel, Stolze, Buschmann, Dumcius 1, Kretschmer 3, Jungemann 4, Stavast 4, Greß 5, Vanco, Klepp, Wellner Wolfram Wegehaupt