HC Elbflorenz im DHB-Pokal in Außenseiterrolle – Erstligist HSV Hamburg zu Gast
Der HC Elbflorenz
Für die Dresdner stehen derzeit so nie dagewesene neun Tage in der Vereinshistorie an. Noch nie hatten die Dresdner innerhalb von neun Tagen drei Heimspiele. Für die Dresdner Fans ist das eigentlich eine Art HCE-Heimspiel-Festwoche – beginnend mit dem Heimspielsieg am letzten Freitag gegen den VfL Lübeck-Schwartau, weitergeführt nun mit dem Pokalspiel gegen den Erstligisten Handball Sport Verein Hamburg (HSVH) und endend am Samstag gegen den Ligakonkurrenten TuS N-Lübbecke. Dabei stehen am Mittwochabend die Zeichen natürlich anders als bei den beiden Heimpartien gegen die Ligakonkurrenz. Die Dresdner sind in der Außenseiterrolle. Dass der HC Elbflorenz da jede Unterstützung braucht, haben wohl auch die Dresdnern Fans erkannt und so steuern die Dresdner erstmals in dieser Saison auf 2000 + x Zuschauer zu. In diesem Sinne wollen die Dresdner sich gegen den Favoriten aus dem Norden so lange wie möglich so teuer wie möglich verkaufen. Dabei muss Trainer André Haber bei drei Partien in acht Tagen die Kunst gelingen, Kräfte eventuell einzuteilen und doch 100 Prozent herauszuholen – kein leichter Balanceakt. Die Dresdner haben aber zuletzt gezeigt, dass man die Aufgaben erfolgreich auf viele Schultern verteilen kann.
Allgemeine Einordnung des Gegners
Einer geografischen Einordnung bedarf es bei der Stadt Hamburg keiner, einer Einordnung mit Blick auf den Verein aber schon. Der Verein wurde 1999 unter dem Namen Handballsportverein Lübeck gegründet und übernahm dabei die Bundesligalizenz des VfL Bad Schwartau. Mit dem VfL bildete der HSVH bis 2002 die Spielgemeinschaft SG VfL Bad Schwartau-Lübeck. 2002 wurde diese aufgelöst, und man zog nach Hamburg um. Für den HSVH ging es also wechselhaft los – und so wechselhaft ging es weiter. Die folgenden Jahre brachten eine Insolvenz, aber auch gute Platzierungen in der 1. Bundesliga, die Beteiligung am Europapokal und den Sieg des DHB-Pokals 2010. 2013 gewann man dann sogar die Champions League. Es folgten erneut finanzielle Probleme und 2016 ein weiteres Insolvenzverfahren. 2021 gelang dem HSV dann – fünf Jahre nach der Insolvenz – die Rückkehr in Liga 1. 2024 machten die Hamburger aufgrund finanzieller Probleme deutschlandweit von sich reden. Man erhielt zunächst keine Lizenz, bekam vor dem Schiedsgericht der HBL die Lizenz jedoch zugesprochen. Grund war ein Formfehler der Lizenzierungskommission. In diesem Jahr tat sich im Blick auf die Lizenz erneut eine Liquiditätslücke auf, die aber von den Hanseaten – wie schon im Jahr davor – geschlossen werden konnte. Der HSV Hamburg zeichnet sich durch seine gute Jugendarbeit aus. Seine Heimspielstätten sind die Sporthalle Hamburg (max. 7 000 Zuschauer) und die Barclays Arena (max. 13 000 Zuschauer).
Die bisherige Saison des Gegners
Der HSVH spielt bisher eine starke Saison. Nach fünf Spieltagen in der 1. Bundesliga hat man 5:7 Punkte (3 Niederlagen, 1 Remis, 2 Siege). Das Spiel gegen die MT Melsungen am letzten Freitag verlor man auswärts mit 32:28. Eine andere Niederlage war beispielsweise das denkbar knappe 27:25 beim THW Kiel, dem aktuellen Tabellenführer der 1. Bundesliga. Im Blick auf die bisherigen Ergebnisse und das Auftreten der Mannschaft wird man wohl bei den Hanseaten bisher zufrieden sein. In allen bisherigen Spielen agierte man mit den Gegnern auf Augenhöhe. Ein einstelliger Tabellenplatz ist der Mannschaft von Trainer Torsten Jansen durchaus zuzutrauen – und das in der stärksten Liga der Welt. In der letzten Saison belegten die Nordlichter mit 35:33 Punkten Platz 10. Im DHB-Pokal schied man in Runde 2 gegen den THW Kiel aus. Da die Hamburger eine durchaus erfolgreiche DHB-Pokal-Vergangenheit besitzen, wäre es aus Sicht der Hanseaten sicher wieder einmal an der Zeit, ins Final Four einzuziehen.
Der Kader des Gegners
Aus Zweitligasicht ist der Kader der Hamburger natürlich exquisit. Es gibt Qualität, wohin das Auge reicht. So picken wir uns heute nur die Leistungsspitzen heraus:
Da wäre einmal Spielmacher Nicolaj Jørgensen. Der Mittelmann kam vor dieser Saison aus Dänemark. Er war in der letzten Saison Torschützenkönig der ersten dänischen Liga. Auch das zweite Kader-Highlight kommt aus Dänemark: Mit Casper Mortensen spielt einer der besten Linksaußen der Liga bei den Hanseaten. Er war u. a. drei Jahre beim FC Barcelona aktiv und kommt auf über 140 Spiele allein in der Bundesliga. Dann wäre da noch der vor der letzten Saison nach Hamburg gewechselte Moritz Sauter. Der flexibel einsetzbare Rückraumspieler kommt aus der Handballschule der Füchse Berlin und gehörte zur Erstligaaufstiegsmannschaft des VfL Potsdam 2024. Seit dem Weggang des in Hamburg hochgeschätzten Spielmachers Leif Tessier nach Hannover scheint er beim HSVH noch mehr in den Fokus zu rücken. Zuletzt traf er elfmal beim Remis (35:35) gegen den TBV Lemgo. Nicht vergessen werden soll zudem der Rückraumrechte Jacob Arenth Lassen. Er ist seit seiner Verpflichtung 2022 einer der Pfeiler der Hamburger Mannschaft. Im Tor sind die Nordlichter zudem mit Mohamed Essam Moustafa El-Tayar und Robin Paulsen Haug sehr gut besetzt. Dabei hat der Ägypter El-Tayar derzeit leicht die Nase vorn. Insgesamt sind die Hamburger in Dresden natürlich Favorit und können das mit Blick auf ihren Kader auch mehr als untermauern.
Cheftrainer André Haber: „Hamburg hat viel individuelle Klasse, es ist eine sehr gefestigte Mannschaft, die sich über Jahre etabliert hat in der DAIKIN Handball-Bundesliga. Wir wollen so eine Abwehr stellen wie Anfang der 2. Halbzeit gegen Lübeck, sodass Hamburg es so schwer wie möglich und nicht so viel Spaß hat.“
Text: Wolfram Wegehaupt