Mit der 1. Halbzeit jeglicher Chancen in Balingen beraubt
Dresden verliert auch den zweiten Vergleich mit einem Aufstiegskandidaten
Nach Balingen waren die Dresdner mit dem Ansinnen gereist, aus den Fehlern der Auftaktniederlage gegen Bietigheim zu lernen und dies mit einer ähnlichen Intensität in der Abwehr zu kombinieren. Wer dann nach 30 Minuten auf die Anzeigetafel schaute, kam wohl zu einem eindeutigen Zwischenfazit, was die Sache mit der Abwehr betraf.
Das 1:3 und 2:5 aus Sicht des Heimteams zeigte früh: Die Dresdner fanden zu Beginn der Partie in Balingen durchaus gut ins Spiel. Die Zwischenstände resultierten aus einer clever genutzten Überzahl sowie zwei starken Paraden von Elbflorenz-Keeper Robin Cantegrel. Doch der anfängliche Schwung ebbte schnell ab – die Sachsen mussten einen 6:0-Lauf der Hausherren hinnehmen, und so lag der HBW nach zwölf Minuten bereits mit 8:5 vorn. In dieser Phase agierte der HC Elbflorenz fehleranfällig und kassierte mehrere schnelle Gegentore.
Als die Dresdner nach einem Ballverlust das 10:6 hinnehmen mussten, griff Trainer André Haber erstmals zur Auszeit. Zuvor hatten seine Spieler in sieben Minuten nur einen Treffer erzielt und gerieten auch in der Abwehr zunehmend unter Druck. Zudem machte der massive HBW-Innenblock mit Stefan Bauer und Till Wente den Gästen das Leben schwer.
Die Auszeit verpuffte jedoch wirkungslos – weder in der Offensive noch in der Defensive war eine Verbesserung zu erkennen. Im Gegenteil: Balingen spielte sich in einen regelrechten Flow und baute den Vorsprung nur wenig später auf sieben Tore aus (13:6). Beim 16:7 nach 20 Minuten drohte den Dresdnern das Spiel aus den Händen zu gleiten. André Haber reagierte und nahm bereits seine zweite Auszeit. Zu diesem Zeitpunkt dominierte der HBW das Geschehen klar.
In der 23. Minute kassierte der HC Elbflorenz schon den 18. Gegentreffer (18:10). Gegen das variable Angriffsspiel der Balinger, die immer wieder gefährlich kreuzten, fand Dresden keinen Zugriff. Zur Pause stand es 22:16 – dabei das ernüchternde Zwischenfazit: 22 Gegentore in nur einer Halbzeit.
Viele einfache Fehler, die umgehend mit schnellen Gegentoren bestraft wurden, und der fehlende Zugriff in der Abwehr waren die Hauptprobleme des Dresdner Spiels in den ersten 30 Minuten. Positiv war einzig, dass der HC Elbflorenz trotz einer zwischenzeitlichen Torflaute von über fünf Minuten immerhin 16 Treffer erzielte.
Die Dresdner starteten mit viel Tempo in die zweite Halbzeit und konnte in der Offensive immer wieder Akzente setzen. In der Defensive blieb das Team jedoch weiter anfällig, sodass der Gastgeber nach 39 Minuten mit 27:22 in Führung lag. Besonders HBW-Spielmacher Yonatan Dayan zeigte bis dahin eine herausragende Partie und stellte die Dresdner Abwehr vor enorme Probleme. Auffällig war zudem: Wenn Balingen einmal Chancen ungenutzt ließ und der HC Elbflorenz hätte verkürzen können, fehlte den Gästen oft die Konsequenz.
Mit einer Vier-Tore-Führung für Balingen (30:26) ging es in die Schlussviertelstunde. Zuvor hatte der HC Elbflorenz noch aus der zweiten Welle getroffen. HBW-Trainer Flohr war der Vorsprung jedoch zu knapp, er nahm eine Auszeit – und sein Team stellte prompt wieder auf sechs Tore Abstand (32:26). Zwar verkürzten die Dresdner noch einmal auf 33:29, doch dann sah Timo Löser die Rote Karte. Der HC Elbflorenz musste in Unterzahl agieren und Balingen konnte den Vorsprung wieder etwas ausbauen.
Beim Stand von 36:30 fingen die letzten zehn Minuten an, doch ein Momentum ließ sich für die Landeshauptstädter einfach nicht finden – auch weil der HBW es nicht zuließ. Immer wieder war es Yonatan Dayan, der den Unterschied machte. Der Spielmacher traf nach Belieben, sein elfter Treffer war zugleich der 37. für Balingen – bei elf Versuchen ohne Fehlwurf. Beim 38:33 in der 57. Minute kam es dann zu einem Aufreger abseits der eigentlichen Situation. Daraufhin mussten Georg Pöhle auf Gastgeberseite und Jonas Thümmler auf Dresdner Seite das Spielfeld per roter Karte verlassen.
Insgesamt sahen die Zuschauer eine absolut ausgeglichene Partie in der 2. Halbzeit, aber eben auch Gastgeber, die nicht wie in der Vorwoche gewillt waren, das Spiel aus der Hand zu geben. Am Ende gewann der HBW mit 42:36.
Eine sehr schlechte Phase in der ersten Halbzeit kostete den HC Elbflorenz in der Nachbetrachtung jegliche Chancen auf Punkte. In der zweiten Halbzeit zeigte man sich im Angriff zwar konstant gefährlich, in der Defensive konnte man sich aber über 60 Minuten kein gutes Zeugnis verdienen. 42 Gegentore sprechen da eine klare Sprache. Die eigenen 36 Treffer sind eigentlich auch ein starker Wert, reichten an diesem Tag im Blick auf die Schwäche der Defensive jedoch nicht aus. Der HBW gewann verdient, weil er an diesem Tag die Fehler des HC Elbflorenz mit seinem Tempospiel gnadenlos ausnutzte und sich zudem in keiner Phase nach der Führung aus der Ruhe bringen ließ. Zudem hatte man in Sascha Pfattheicher (13/5 Tore) und Yonathan Dayan (11 Tore) zwei überragende Akteure. Beim HC Elbflorenz konnte Doruk Pehlivan mit acht Treffern überzeugen.
Mit der Niederlage startete der HC Elbflorenz somit mit 0:4 Punkten in die Saison und verlor so zum zweiten Mal gegen einen der potentiellen Aufstiegskandidaten. Angesichts der Ziele der Sachsen waren das Niederlagen gegen direkte Mitbewerber um eben diesen Aufstieg.
Fazit: Tore: Cantegrel/Mallwitz (beide Tor), Wucherpfennig 3, Norberg 2, Dierberg 3/2, Pehlivan 8, Preußner 2, Stavast 1, Greß 4, Stoyke, Dutschke 1, Thümmler 3, Löser 4, Seidler 4, Bensch 3
Cheftrainer André Haber sagte nach dem Spiel: „Die Phase in der 1. Halbzeit, in der wir neun Tore zurückliegen, macht uns die Aufgabe ganz ganz schwer. Zwar sind wir in der 2. Halbzeit immer einmal auf vier Tore ran, schaffen es dann aber nicht weiter zu verkürzen und die kleinen Gelegenheiten, die uns der HBW gibt zu nutzen. Mit 42 Toren gegen uns brauchen wir heute auch nicht weiter nachdenken, woran es lag. Damit gewinnen wir in der 2. Liga nirgendwo eine Partie. Ich kann heute nichts Positives finden und wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie wir damit umgehen.“