Monsterparade sichert Dresdner Sieg bei den Eulen
Ganz unterschiedlich waren die Ausgangspositionen vor der Partie. Die Eulen Ludwigshafen hatten zuletzt teilweise deutliche Niederlagen hinnehmen müssen sowie Personalprobleme, während der HC Elbflorenz mit einer Siegesserie im Rücken anreiste. Da Grün bekanntlich die Farbe der Hoffnung ist, traten die Gastgeber diesmal untypischerweise in ihren grünen Auswärtstrikots an. Beide Trainer hatten von ihren Teams vor dem Spiel klare Erwartungen. Die Erwartungen der 1853 Zuschauer kamen dazu. Wer konnte diese besser erfüllen?
In der Anfangsphase war kein Unterschied zwischen den Eulen Ludwigshafen und dem HC Elbflorenz zu erkennen und das sollte in vielen Phasen so bleiben. Bei den zuletzt ergebnistechnisch stark gebeutelten Eulen war keinerlei Verunsicherung zu spüren. In der Anfangsviertelstunde waren es vor allem die Abwehrreihen die funktionierten. Beide Teams taten sich im gebundenen Angriff schwer. Das Zwischenergebnis von 7:7 nach 15 Minuten war daher nur folgerichtig.
Zu Beginn der 16. Minute stellten die Dresdner auf den siebten Feldspieler um. Im Angriff ließen die Sachsen jedoch zunächst die gewohnte Qualität der letzten Spiele vermissen. Zudem hatten die Gastgeber mit Torhüter Mats Grupe einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten. Auffällig beim HC Elbflorenz waren zu viele einfache Fehler im Passspiel und das ungewohnt schwache Zusammenspiel mit dem Kreisläufer. Nach kurzer Zeit kehrten die Dresdner wieder zum Spiel im 6-gegen-6 zurück.
Die Eulen hatten in dieser Phase zweimal die Chance, mit zwei Treffern in Führung zu gehen, ließen diese Möglichkeiten aber ungenutzt. Die Dresdner zeigten sich etwas effektiver und führten in der 26. Minute mit 9:11. Als Ivar Stavast für den HC Elbflorenz zum 11:13 traf, wurde er dabei so hart gefoult, dass das Schiedsrichtergespann auf Rot gegen den Eulen-Mittelblocker Mihailo Ilic entschied. Die Eulen nutzten anschließend beim Stand von 12:13 eine klare Chance in Überzahl nicht – so ging es beim 12:13 in die Halbzeitpause.
Die zweite Halbzeit begann mit einem freien Wurf des HC Elbflorenz und der neunten Parade von Mats Grupe. Anschließend kamen die Gastgeber per Strafwurf zum 13:13-Ausgleich. In den folgenden Minuten verpassten die Dresdner gleich zweimal die Gelegenheit, ihre Führung auf drei Tore auszubauen. So blieben die Eulen beim 16:16 weiterhin klar im Spiel und gingen wenig später sogar mit 17:16 in Führung. Torschütze war der insgesamt stark aufgelegte Spielmacher Marc-Robin Eisel.
Mit drei Treffern in Serie erspielten sich die Sachsen beim 17:19 erneut einen kleinen Vorteil, woraufhin die Gastgeber eine Auszeit nahmen. Danach stellten beide Teams auf das 7-gegen-6 um, und der HC Elbflorenz erhöhte durch Sebastian Greß auf 18:21. Der Dresdner Kapitän übernahm in dieser Phase zunehmend Verantwortung und lenkte das Spiel entscheidend. Beim 20:25 für den HC wurde deutlich: Die Dresdner beherrschten das Spiel mit einem Mann mehr bis dahin deutlich besser.
Doch die Eulen gaben sich nicht geschlagen und blieben beim 22:25 und 23:26 weiter in Reichweite. Auch beim 25:28 war die Situation ähnlich – der HC Elbflorenz stand in der Abwehr zeitweise nur noch zu viert. Das nutzte der Rechtsaußen der Gastgeber rund fünf Minuten vor dem Ende zum 26:28. In dieser Phase war es erneut Mats Grupe, der seine Mannschaft mit starken Paraden im Spiel hielt und in eine bessere Ausgangsposition brachte. Beim Stand von 26:28 war es dann Marino Mallwitz, der mit einer Siebenmeterparade den Anschluss verhinderte – seine zweite an diesem Tag.
Der Dresdner Schütze Julius Dierberg machte es kurz darauf besser und traf vom Punkt zum 26:29. Eine weitere Parade von Grupe brachte die Eulen erneut in die Lage, den Anschlusstreffer zu erzielen. Dies gelang rund eine Minute vor dem Ende durch Marc-Robin Eisel mit dem 29:30. 50 Sekunden vor Schluss nahm der HC seine zweite Auszeit. Kapitän Greß übernahm nach einer Doppelkreuzung erneut die Verantwortung und traf zum 29:31.
Die Schlussphase wurde noch einmal dramatisch: Die Gäste gerieten in doppelte Unterzahl und verloren zudem den Ball – nur zehn Sekunden vor dem Ende – im 4-gegen-6. Die Eulen brachten den Ball noch zu Finn-Lukas Leun, doch der scheiterte an Marino Mallwitz, der mit einer spektakulären Parade den Sieg rettete. Anschließend wurde der Dresdner Keeper unter einem Jubelberg seiner Mitspieler begraben.
Fazit: Die eingangs erwähnten Erwartungen von Trainern und Zuschauern erfüllten letztlich beide Teams. „Wir wollen die Ebert-Halle wieder zum Leben erwecken“, hatte Eulen-Trainer Michael Haaß gefordert – die Eulen taten dies mit einem überragenden Mats Grupe im Tor und einer starken kämpferischen Leistung. Der HC Elbflorenz zeigte dagegen die von André Haber geforderte „harte Arbeit und beide Füße auf dem Boden“. Die Sachsen feierten damit ihren ersten Sieg überhaupt bei den Eulen Ludwigshafen. Dass der HC Elbflorenz diese Partie am Ende für sich entschied, ist auch Ausdruck seiner neuen Qualität – in der vergangenen Saison hätte man solche Spiele wohl noch aus der Hand gegeben. Beim HC Elbflorenz trafen im Übrigen alle der zwölf eingesetzten Feldspieler und mit Marino Mallwitz auch noch ein Torhüter.
Für die Dresden war es der siebte Saisonsieg in Serie, wettbewerbsübergreifend sogar der achte. Damit hat man nach neun Partien 14:4 Punkte und mischt kräftig in der Spitzengruppe mit.
Tore: Mallwitz 1/Cantegrel (beide Tor), Bensch, Wucherpfennig 3, Petersen 3, Dierberg 2/2, Pehlivan 3, Preußner 1, Stavast 2, Greß 1, Stoyke 1, Dutschke 1, Thümmler 2, Löser 2, Seidler 4
Cheftrainer André Haber sagte nach der Partie: „Ich denke auch mit engem Ende, ist der Sieg nicht unverdient, denn wir haben die letzten 20 Minuten durchgehend geführt. Ich muss mir noch einmal anschauen, warum wir das Spiel bei plus fünf dann nicht zu machen. Man heute wieder gesehen, warum die Ebert-Halle eine der besten der 2. Handball-Bundesliga ist. Man muss dem Publikum ein Kompliment machen. Die Heimmannschaft hat die Zuschauer mitgenommen und dann wird es hier immer schwer. In der letzten Spielminute machen wir das zunächst richtig gut und dann ist es halt wie so oft, das Team, bei dem es gerade läuft, hat dann die letzte entscheidende Szene auf seiner Seite. Das wir in den letzten 10 Sekunden den Ball noch einmal abgeben war auch etwas verrückt.“
Text: Wolfram Wegehaupt