Nur eine Halbzeit im Derby Modus – Niederlage in Aue
Nach der Niederlage der Auer in Konstanz, hatte EHV-Manager Rüdiger Jurke „mehr Leidenschaft, mehr Selbstvertrauen, mehr alles“ von seiner Mannschaft gefordert. Genau die gleiche Forderung könnte man im Blick auf die 2. Halbzeit nun auch an die Dresdner stellen. Es ist schwer zu verstehen wie der HC gegen Emsdetten in der 2. Spielhälfte „Wein predigt“ und in Aue im gleichen Spielabschnitt uns „Wasser trinken lässt“. So wie man auf einem Bein schlecht stehen kann, kann man mit einer Halbzeit im Derby-Modus … (na sie wissen schon).
Beide Mannschaften begannen im Angriff gut. Schnell waren 6 Tore gefallen. Auf beiden Seiten nach vier Spielminuten jeweils 3. Die Dresdner waren anfangs vor allem über Sebastian Greß und Arseniy Buschmann erfolgreich, während der EHV das Torewerfen mehr verteilte. Dass der HC bis in die 25. Minute mit 3 Toren führte (8:11), kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Spiel nach einer Viertelstunde auf beiden Seiten ins Stocken geriet. Die Partie kratzte nach der Anfangsviertelstunde bis zur 30. Minute am allenfalls am Zweitliganiveau, mehr auch nicht. Beide Teams ließen trotz jeweils passabler Defensive zahlreiche klarsten Chancen ungenutzt oder fabrizierten leichte Fehler. Allerdings machte das Heimteam ein paar Fehler, was die Dresdner leider nicht für eine höhere Halbzeitführung nutzen konnten. Bezeichnend für das, was in der 2. Halbzeit folgen sollte, waren die letzten 15 Sekunden. Der HC hat bei 10:12 in Überzahl den Ball, machte 5 Sekunden vor der Pause ein Fehlabspiel und bekommt mit dem Pausenpfiff ein Kontertor durch den Auer Linksaußen Pascal Ebert zum 11:12. Nach dem Spiel waren sich beide Trainer einig, dass eine Szene in der 1. Halbzeit ein Knackpunkt im Spiel war. Es war als der Ex-Dresdner Adrian Kammlodt 2 Minuten vor der Pause an den Siebenmeterpunkt ging und aus kürzester Entfernung Max Mohs im HC Tor den Ball an den Kopf warf. Die Schiedsrichter wertenden die Aktion im Sinne einer Roten Karte. Die Auer Fans werteten es anders und waren endgültig im Spiel. Bis zu seinem unfreiwilligen Abgang war er, wie der Ex-Dresdner Gabriel De Santis im ganzen Spiel, eher unauffällig geblieben.
In der 2. Halbzeit konnten die Dresdner nur für wenige Minuten ihr Potential ausschöpfen. Das brachte ihnen in der 53. Minute den 22:21 Anschlusstreffer durch Mindaugas Dumčius. Vorher hatten die Gäste weder im Abgriff noch in der Abwehr Zugriff auf die Partie. „Es wird schwer Spiele zu gewinnen, wenn man fast 30 Minuten keine Zweikämpfe gewinnt“, sagte HC-Trainer Rico Göde nach dem Spiel. Der EHV übernahm zu Beginn der 2. Halbzeit das Kommando. Vor allem EHV-Spielmacher Petreikis traf entweder selbst oder setzten einen ebenso starken Bengt Bornhorn am Kreis stark ein. Dazu kam immer wieder der überragende Erik Töpfer im Auer Kasten. Er hielt an diesem Tag starke 17 Bälle und provozierte noch mehrere Dresdner Fehlwürfe. Während sich die Dresdner ihre Wurfquote quasi „weight-watcherten“, gab sich die Wurfquote des EHV der „Völlerei“ hin. Als in der 48. Minute Pascal Ebert für Aue zum 22:17 traf, waren die Gastgeber erstmals mit 5 Toren in Front. Bei den Dresdnern griffen bis dahin Umstellungen weder im Angriff noch in der Abwehr. Ein 4:0-Lauf ließ dann noch einmal Hoffnung aufkommen, doch Heimtrainer Swat nahm die Auszeit und der HC verlor wieder den Rhythmus. Petreikis traf zum 23:21, der HC fabrizierte einen Fehlpass, Kevin Roch traf zum 24:21 und die Dresdner scheiterten zum 15mal direkt an Erik Töpfer. Als der EHV dann zum 25:21 vom Siebenmeterpunkt traf und nach einem erneuten HC-Fehler Petreikis aus der zum 26:21, war in der 56. Minute der Deckel drauf. Der HC kassierte anschließend noch 4 Treffer und erzielte seinerseits 3. Am Ende stand es 30:24 für den Gastgeber aus dem Erzgebirge.
Fazit: Im Gegensatz zu den Dresdnern konnte der EHV in der 2. Halbzeit deutlich den Schalter umlegen und hatte zudem in Erik Töpfer einen fast schon gewohnt starken Rückhalt gegen den HC. Vor allem in der 1. Halbzeit konnten beide Dresdner Keeper da noch gut mithalten. Nach der Pause ließ sie ihre Abwehr zu häufig im Stich. Die Dresdner selber agierten ab der 15. Minute zu fehlerhaft und konnten das bis zur 60. Minute einfach nicht für einen längeren Zeitraum abstellen. Am Ende steht ein verdienter Sieg für den EHV, bei dem auch die Wechselspieler an diesem Tag besser griffen. Die Dresdner ließen vor allem in der 2. Halbzeit insgesamt einfach zu viel vermissen. Das reicht für ein Derby nicht und auch nicht für Spiele in der 2. Liga, welche kein Derby sind.
Bei den Dresdnern muss man auch noch mal etwas genauer hinsehen. Die Landeshauptstädter leisten sich jetzt im dritten Spiel in Folge zu große handballerische Auszeiten. Hier ist ein Update gefragt.
Den besten Job machten an diesem Tag aus Dresdner Sicht die knapp 150 Dresdner Fans, welche das Team unglaublich toll unterstützten. Danke!!! Es soll hier auch noch einmal betont werden, dass zwischen dem EHV und Dresden sich mittlerweile auf vielen Ebenen ein gutes Verhältnis aufgebaut, was man rund um das Spiel auch wirklich merkte.
Text: Wolfram Wegehaupt
Bilder: Stephanie Fleischer (Danke David + Frank!)