HC Elbflorenz Dresden unterliegt im Ostduell gegen den 1. VfL Potsdam
Beide Teams mussten vor dem Spiel auf Spieler verzichten, wobei die Sachsen wieder auf den derzeitigen Top-Torschützen der 2. Liga Lukas Wucherpfennig zurückgreifen konnten. Den Brandenburgern fehlten hingegen einige Leistungsträger, allerdings sagte Füchse Berlin Geschäftsführer und VfL Potsdam Trainer Bob Hanning nach dem Spiel: „Die anderen können auch Handball spielen“ – und das zeigten die Adler auch vor mehr als 1.400 Zuschauern in der Dresdner BallsportARENA.
Die Potsdamer, die dafür bekannt sind ab der ersten Minute präsent zu sein, brauchten auch in diesem Spiel keine lange Anlaufphase für den ersten Treffer durch Vasilje Kaludjerovic zum 0:1 und den Treffer zum 0:2 durch Karl Roosna. Die Dresdner Fans mussten hingegen knapp drei Minuten auf den ersten Torerfolg ihres Teams warten. In Überzahl, war es Sebastian Greß, der den Anschlusstreffer zum 1:2 erzielen konnte. Greß schob dann direkt auch das 2:2 nach. Nach 13 Minuten führten die jungen Gäste dann allerdings plötzlich deutlich mit 4:8, da sie vor allem im Angriff den Ball schnell laufen ließen und immer wieder Lösungen gegen die HCE-Defensive fanden. Die Dresdner hatten hingegen große Probleme sich gegen die gute Abwehr der Gäste klare Tormöglichkeiten zu erspielen. Da der VfL auf dem Weg zum 4:9 am Lattenkreuz scheiterte, konnte Lukas Wucherpfennig im Gegenzug die siebenminütige Dresdner Torflaute brechen (5:8). Auch wenn in der Folge der Angriff des HCE etwas besser lief, blieben die Potsdamer mit ihrer spielerischen und individuellen Klasse spielbestimmend. So führten die Gäste in Minute 19 durch einen Treffer vom erst 19-Jährigen Linksaußen Tim Grüner mit 7:11 und wenig später sogar mit 7:12. Auffällig beim HCE – er konnte sein Tempospiel im Gegensatz zu den Brandenburgern wenig etablieren. Zudem kamen bei den Dresdnern weniger Aktionen als sonst über die Außenpositionen und den Kreis. Bei den Gästen war es hingegen vor allem ein Außenspieler, der etwas herausstach. Linksaußen Tim Grüner verwandelte all seine vier Versuche von Linksaußen immer wieder eiskalt. So lag der HCE zur Halbzeit mit 14:18 zurück, weil den Tigern genau das passierte, womit auch der THW-Kiel in der 1. Halbzeit des DHB-Pokals gegen die Potsdamer zu kämpfen hatte – man verlor in der Defensive viel zu oft die Eins-gegen-Eins-Duelle. Dies wurde dann auch spielentscheidend. HC-Trainer Rico Göde war wenig begeistert von der 1. Halbzeit und sagte nach der Partie: „Ich kann so manches im Spiel erklären. Was ich heute nicht erklären kann, ist diese 1. Halbzeit.“
Die Potsdamer begannen die 2. Halbzeit wie sie den ersten Durchgang beendet hatten – mit einem Tor. Der HCE hingegen startete mit einem Fehlwurf, sodass der VfL zum 14:20 nachlegte und nach einem erneuten Dresdner Fehler per Konter zum 14:21 traf. Damit war nach zweieinhalb Minuten in Halbzeit zwei schon alles zunichte, was sich das Team von Trainer Rico Göde vorgenommen hatte. Die Sachsen selbst brauchten sechs Minuten und eine Überzahlsituation, um ein Tor zu erzielen (15:22). Davor hatte der VfL aber schon das 22. Tor nachgelegt und der HCE eine weitere Auszeit genommen. Danach stellten die Tiger auf eine „4:2-Abwehr“ um und erarbeiteten sich so einen 4:0-Torelauf zum 19:22. Vor allem der eingewechselte HC-Spielmacher Arseniy Buschmann brachte Energie in das Spiel der Dresdner. Er erzielte auch den Treffer zum 22:24 und holte danach einen Strafwurf heraus, welchen Lukas Wucherpfennig zum 23:24 einnetzte. Nach einer Auszeit von VfL-Trainer Bob Hanning, der nach dem Spiel sagte: „In dieser Phase habe ich gefühlt gegen mein eigenes Team gespielt, weil es nichts davon umsetzte, was wir uns erarbeitet haben“, gewannen die Dresdner erneut den Ball und hatten anschließend per Siebenmeter die Chance zum 24:24, scheiterten aber diesmal an Mark Ferjan im Potsdamer Tor. So trafen die Gäste zum 23:25 und erholten sich nach und nach von der Aufholjagd der Gastgeber. Das gelang auch, weil die Brandenburger jetzt bessere Lösungen gegen die offensive Deckung des Heimteams fanden. So konnte sich der VfL in Minute 49 wieder einen Vier-Tore-Vorsprung erarbeiten (25:29) und zwang HCE-Trainer zu seiner letzten Auszeit. Nach der taktischen Besprechung produzierte der HCE allerdings einen Fehlpass, die Potsdamer kamen jedoch ins Zeitspiel und fanden zunächst keine Lösung für ihren 29. Treffer. Einen Angriff später fiel dann aber Tor Nummer 29 und nach einem wiederholten Ballverlust der Gastgeber direkt der 30. Treffer. Die Dresdner hatten nach ihrer guten Phase im zweiten Durchgang ihren Flow wieder verloren. So führte der VfL knapp vier Minuten vor dem Ende mit 29:32. Bei noch knapp zwei Minuten Spielzeit konnte der HCE durch Ivar Stavast noch einmal auf 31:33 verkürzen. Es war dann aber VfL-Rückraumspieler Maxim Orlov, der für Potsdam traf und so den Deckel auf die Partie machte. Am Ende gewannen die Gäste verdient mit 33:36.
Fazit: Man kann dem Heimteam nichts vorwerfen, was den Kampfgeist angeht. So kam der HCE nach einer schwachen 1. Halbzeit und einem 8-Tore-Rückstand zu Beginn des 2. Spielabschnitts noch mal zurück und hatte sogar die klare Chance zum Ausgleich (24:24). Am Ende waren die 36 Gegentore jedoch einfach zu viel. Am Ende feiern die Gäste aus Brandenburg einen verdienten Sieg, weil sie über weite Strecken das Spiel und das handballerische Niveau bestimmten. Die Dresdner bekamen die individuelle Klasse der jungen Potsdamer nicht in den Griff – der VfL setzte hingegen auf das Spiel quasi das Gütesiegel der Füchse-Handballakademie.
Dass Bob Hanning nach dem Spiel, angesprochen auf das Dresdner-Handballprojekt, nur positive Worte fand, war sicher auch Kompliment für die in den letzten Jahren geleistete Arbeit. Im Hier und Jetzt muss man im Blick auf das Zweitligateam resümieren, dass es aktuell einiges an Arbeit gibt, will man seine Ziele erreichen. Besonders nach den Spielen gegen Eisenach und Potsdam ist zu konstatieren: Die Dresdner sind nicht nur punktemäßig weit von der Spitzengruppe entfernt, sondern derzeit auch spielerisch. Ganz speziell, was die Defensive angeht. Kein Team, außer die Wölfe Würzburg, kassieren derzeit im Schnitt mehr Gegentreffer als der HCE.
Tore: Noack/Mallwitz (beide Tor), Zobel 2, Wucherpfennig 7/9, Emanuel, Dierberg, Buschmann 2, Dumcius 3, Kretschmer 1, Jungemann 6, Stavast 3, Greß 7, Vanco 2, Klepp, Wellner
HCE-Trainer Rico Göde: „Wir haben heute verdient verloren, weil wir gegen eine Mannschaft, die sehr viel und gerne Eins-gegen-Eins spielt, zu viele Zweikämpfe verlieren. In der 2. Halbzeit kann ich Phasen erklären, aber über die 1. Halbzeit muss man noch einmal reden.“
Wolfram Wegehaupt