Punkteteilung am Bodensee – HC Elbflorenz erkämpft in letzter Sekunde ein Unentschieden in Konstanz
Der HC Elbflorenz Dresden hat in der 2. Handball-Bundesliga einen Punkt geholt. Im Auswärtsspiel bei der HSG Konstanz sicherte sich der HCE in letzter Sekunde ein 29:29-Unentschieden. Dabei hatte sich das Team von Trainer Rico Göde vor der Partie mehr erhofft. Nach zuletzt zwei Niederlagen wollten die Dresdner, die in Konstanz auf die Kreisspieler Philipp Jungemann und Michael Schulz sowie auf Torwart Max Mohs verzichten mussten, die Trendwende einläuten.
Die Heimmannschaft begann im Angriff im „7 gegen 6“ und verteidigte in der Abwehr gewohnt offensiv. Dabei konnte der Aufsteiger beim Stand von 5:6 nach zehn Minuten konstatieren, dass man gegen die Dresdner gut mithalten konnte. Zudem ließ Konstanz teilweise auch klare Chancen ungenutzt. Der HC Elbflorenz fand seinerseits gegen die offensive Abwehr der Gastgeber oft gut Lösungen und konnte so regelmäßig treffen. Dabei hatte der HCE vor allem auf der rechten Abwehrseite der HSG Probleme ausgemacht. Beim Spielstand von 8:8 in der 14. Minute gab es einen Rückschlag für die Tiger, denn sie verloren Linksaußen Marek Vanco durch eine direkte rote Karte. Auffällig bis dahin war zudem der erneut schwache Zugriff in der Dresdner Defensive. So gelang es der HSG Konstanz nach knapp 16 Minuten mit 10:9 in Führung zu gehen. Nach einem HCE-Fehlwurf aus freier Position gelang den Gastgebern sogar das 11:9. Dabei hatten die Hausherren bis dahin einen Vorteil auf der Torhüterpositon, mit Keeper Leon Grabenstein. Nachdem die HSG das 12:9 verpasst hatte, nahm HCE-Trainer Rico Göde seine erste Auszeit und versuchte sein Team neu einzustellen. Dies gelang aber nur bedingt, denn die HSG war weiterhin stets mit zwei bis drei Toren in Führung und stellte in Minute 24 auf 15:12. Beim 16:15 und 17:15 hatte der HC zweimal die Chance auf das 16. Tor. Dies gelang den Dresdnern aber nicht und so stellten die Konstanzer nach einer Auszeit in den letzten zehn Sekunden auf den 18:15-Pausenstand. Auffällig beim HC in der ersten Halbzeit waren vor allem die fehlenden offensiven Ideen, sobald die HSG defensiver in der Verteidigung agierte. Zudem kassierte das Team von Trainer Rico Göde, gegen das bisher angriffsschwächste Team der Liga, 18 Gegentreffer in den ersten 30 Minuten.
Nach dem Seitenwechsel startete der HCE mit einem technischen Fehler und kassierte fast per Konter das 19:15. Doch Mallwitz im HC-Gehäuse konnte den Vier-Tore-Rückstand mit einer Parade noch verhindern. So verkürzte der HC im Gegenangriff per Strafwurf auf 18:16. Allerdings blieben die Gastgeber weiterhin spielbestimmend. Nachdem die HSG das 22:17 verpasst hatte, nahm Rico Göde auf Seiten der Dresdner eine erneute Auszeit. Danach warf der HCE den Ball frei vom Kreis an die Latte und die HSG erzielte im Gegenzug per Kempa-Trick das 22:17. In den Folgeminuten taten sich die Dresdner weiter schwer im Angriff und fanden in der Defensive keine Mittel gegen das „7 gegen 6“. So blieb die HSG weiter mit einer Fünf-Tore-Führung in Front, so bspw. beim 24:19 in der 43. Minute. Nach 45 Minuten führte der Tabellenletzte dann sogar mit 26:20 und Dresden nahm die letzte mögliche Auszeit. Nach der taktischen Anweisung vergab der HCE allerdings erneut eine Torgelegenheit, indem Lukas Wucherpfennig an HSG-Keeper Leon Grabenstein scheiterte. Grabenstein war in dieser Phase der wichtigste Spieler bei Konstanz. Er verhinderte z. B. den Treffer zum 26:23 durch Linksaußen Julius Dierberg. Auch die 2. Chance zum 26:23 ließ der HC liegen und kassierte im Gegenzug das 27:22. Den Dresdnern gelangen danach die Treffer zum 27:23 und 27:24, weil die HSG erstmals in dieser Partie Probleme gegen die HC-Defensive hatte. Diese stand in dieser Phase in einer „5:1-Formation“. Anschließend nahmen die Gastgeber die Auszeit, danach verkürzte jedoch der HCE nach einem Ballgewinn auf 27:25. Drei Minuten vor dem Ende konnte man mit dem Treffer zum 28:26 den Rückstand bei zwei Toren halten, bevor Lukas Wucherpfennig nach einem Fehlwurf der HSG per Strafwurf den 28:27 Anschlusstreffer erzielte. Das 29:27 beantwortete der HC mit dem schnellen 29:28. Bei noch 23 Sekunden zu spielen, nahm Konstanz eine Auszeit. Fünf Sekunden vor dem Ende nahm sich Joel Mauch für die HSG den Wurf und traf die Latte. Der Ball sprang zurück zum HCE und die Dresdner bedienten den nach vorn gelaufenen Oskar Emanuel, der zwei Sekunden vor dem Ende zum 29:29 Ausgleichstreffer traf.
Fazit: Vor dem Spiel stellte sich die Frage, wer seine Problemzone besser in den Griff bekommt. Bei den Dresdnern war es vor dem Spiel die Abwehr – bei der HSG der Angriff. Zudem war die Frage, wer seine Nerven nach den letzten Misserfolgen besser in der Spur hält. Wäre das Spiel nach 45 oder 50 Minuten zu Ende gewesen, dann wäre Konstanz in dieser Hinsicht als klarer Punktsieger von der Platte gegangen und die Sachsen hätten das Wort Krise wohl nicht mehr vermeiden können. Jedoch gelang den Dresdnern mit der Umstellung auf die offensive Deckung der entscheidende Schachzug, um ein eigentlich schon verloren geglaubtes Spiel auf Remis zu stellen.
Aus Dresdner Sicht muss man nach dem Spielverlauf mit dem Punkt zufrieden sein. Konstanz wird es seinerseits und das berechtigterweise nur bedingt. In Dresden wird man nach dem Spiel stark durchgeatmet haben. Allerdings gibt es für die Landeshauptstädter bis zum DHB-Pokalspiel gegen Minden und dem Spiel wenige Tage danach gegen Potsdam vieles zu verbessern. Vor allem das Thema Defensive bleibt immanent, denn mit im Schnitt 30 Gegentreffern ist man eines der Schlusslichter in der Zweitligadefensivtabelle.
Tore Mallwitz/Noack (beide Tor), Zobel, Wucherpfennig 11/3, Emanuel 3, Dierberg 1, Buschmann, Dumcius 3, Kretschmer 2, Stavast 4, Greß 4, Vanco, Mylonas, Klepp, Wellner L. 1, Wellner C.
Rico Göde sagte nach der Partie: „Natürlich bin ich glücklich über den Punkt. Die HSG hätte den Sieg durchaus verdient gehabt. Wir haben an diesem Spiel 45 Minuten nicht wirklich teilgenommen und waren beim 26:20 fast schon geschlagen. Erneut führen wir zu wenig Zweikämpfe. Die Abwehrumstellung und der letzte Lauf haben und dann das Remis gebracht. Ich muss die HSG für ihr diszipliniertes „7 gegen 6“ loben. Wir haben das lange schlecht verteidigt. In der Länderspielpause wird das Thema Abwehr mit Sicherheit ein wichtiges sein. Da fehlt derzeit einfach die Energie und die eigene Aktivität. Trotzdem ziehen wir aus der letzten Phase und dem Punkt etwas Kraft, denn wir befinden uns gerade in keiner leichten Phase. Den Jungs fehlt aktuell das Selbstverständnis. Vielleicht hat uns die Niederlage in Lübbecke dann doch schon mehr wehgetan als vorher gedacht. Die Jungs müssen diese Phase jetzt aber annehmen. Vielleicht hilft es schon mal, nicht mit einem Gefühl der Niederlage im Bus zu sitzen, sondern mit dem Erfolgserlebnis in letzter Sekunde.“
Wolfram Wegehaupt