Ostduell mit zwei verschiedenen Halbzeiten – Dresden verliert in Eisenach nach Aufholjagd
Bei der personellen Situation der Dresdner war vor dem Spiel klar, dass viele der zentralen Akteure fast 60 Minuten in Angriff und Abwehr durchspielen müssen. So kam es dann auch.
In der Anfangsviertelstunde sahen die Zuschauer in der stimmungsvollen Werner-Aßmann-Halle zwei Teams, die im Spiel 6 gegen 6 sehr effektiv agierten. Trotzdem gab es zwei Unterschiede, welche sich auf das Spielergebnis auswirkten. Einmal nutzen die Sachsen ihre Überzahlsituationen nicht gut genug aus und ließen dort Chancen liegen. Zudem hatten die Hausherren in Fran Lucin einen Torhüter, der zumindest ein paar wenige Paraden zeigte, während die Dresdner Keeper, in Person von Mario Huhnstock und Marius Noack bis zur 30. Minute keine einzige Parade zu verzeichnen hatten. Das war gleichbedeutend mit einer unglaublichen Wurfquote von 95 Prozent für das Heimteam. In der 22. Minute musste HC-Trainer Rico Göde eine Auszeit nehmen, denn die Dresdner lagen 10:15 zurück, weil der HC sich ein paar leichte Fehler leistete und der ThSV dadurch zu leichten Toren kam, wie z. B. beim 10:16 aus Dresdner Sicht, als die Thüringer nach Ballverlust schnell durch Ante Tokic trafen. Wenig später lagen die Gäste sogar 10:17 zurück. Anschließend konnte man auf 12:17 verkürzen, ließ aber eine hundertprozentige Chance zum 13:17 aus. So musste Dresden in Unterzahl das 12:18 und eine weitere Zeitstrafe hinnehmen. Bis zur Halbzeit konnten die Thüringer dann bis auf 20:13 erhöhen, weil die Eisenacher auch noch in der letzten Sekunde das taten, was sie zu 95 Prozent vorher sehr effektiv gemacht hatten, nämlich treffen. Torschütze war der sehr auffällig agierende Rückraumspieler Jannis Schneibel. Dieser legte mit seinen Mannschaftskollegen über 30 Minuten immer wieder schonungslos offen, dass neben den Dresdner Keepern auch die Abwehr der Sachsen nicht besonders funktionierte. Letzteres ermöglichte dem ThSV immer wieder Tore aus dem Nahwurfbereich.
In der 37. Minute atmete man auf der Dresdner Bank wohl etwas auf, denn da konnte Marius Noack für die Dresdner Torhüter die erste Parade im Spiel verbuchen. Noack stand dann kurz vor dem Ende noch einmal im Fokus. Als er 45 Sekunden vor dem Ende einen freien Wurf der Eisenacher hielt, war für einen winzigen Augenblick die Option da, dass der HC in Eisenach noch einen Punkt holt. Zu diesem Zeitpunkt stand es 31:30 für die Hausherren, allerdings sprang der gehaltene Ball nicht zum HC zurück, sondern zum Heimteam. Es war dann der beste Eisenacher an diesem Tag Jannis Schneibel, der dann im 2. Anlauf den 32. Treffer für sein Team markierte. Die Dresdner hingegen trafen 20 Sekunden vor dem Ende von der Außenposition nicht und so konnte Eisenach noch einmal durch Schneibel den Schlusspunkt setzten (33:30). In den 30 Minuten davor war der HC die bessere Mannschaft und das trotz 7 Toren Rückstand zur Halbzeit sowie einer angespannten Personalsituation schon seit mehreren Partien. Nach und nach hatte der HC nach einer ausgeglichenen Anfangsphase vom Vorsprung der Thüringer abgeknapst. Angeführt von einem starken Mindaugas Dumcius und Hundertprozentmann Julius Dierberg. Der Dresdner Linksaußen traf bei 8 Versuchen 8-mal, davon 5 Treffer vom Strafwurfpunkt. Diese Aufholjagd gelang dem HC auch trotz häufiger Unterzahlsituationen. Am Ende brachte der ThSV aber die Partie über die Runden und gewann dieses Ostduell mit so unterschiedlichen Halbzeiten.
Fazit: Die 1. Halbzeit spricht nicht gegen die Dresdner, sondern die 2. Halbzeit viel mehr für sie. Nach so einer Halbzeit, wo ein wirklicher stark aufspielender Gegner 20 Tore ohne einen Fehlversuch hat und bei den Dresdnern in der Kombination Defensive und Torhüter gar nichts lief, muss man als Team auch erst einmal zurückkommen. Die Eisenacher gewann am Ende verdient, weil sie eine nahezu perfekte 1. Halbzeit gespielt hatten. Auch dies muss man so auch erst einmal bringen. Damit bestätigten die Thüringer ihre überragende Rückrundenform und der HC erneut, dass er auch größten spielstandtechnischen und personellen Schwierigkeiten trotzen kann.
Beiden Fanlagern gilt ein Dank für die tolle Stimmung in der gut gefüllten Werner-Aßmann-Halle.
Tore: Huhnstock, Noack, Mohs (alle Tor), Hoffmann, Emanuel 5, Dierberg 8/5, Buschmann, Dumcius 6, Kretschmer 2, Jungemann 4, Stavast 2, Greß 3, Vanco, Quade, Wellner
HC-Trainer Rico Göde nach dem Spiel: „Zunächst einmal muss sich sagen, wir haben es gegen diese schwer zu bespielende Abwehr des ThSV gut gemacht und wenig Fehler gemacht. Dass wir in fast 37 Minuten keine Torhüterparade haben, habe ich so auch noch nicht erlebt. Allerdings muss man auch klar sagen, dass wir in der Abwehr keinen Zugriff hatten. Am Ende ist die Niederlage natürlich trotzdem bitter, weil wir am Ende wirklich noch einmal nah dran sind. Schade, dass wir unsere tolle Aufholjagd nicht gekrönt haben. Am Ende war der Rückstand aus der 1. Halbzeit vielleicht einfach zu hoch. Die Mannschaft hat aber wieder ihren starken Charakter gezeigt.“
Wolfram Wegehaupt