Remis im hochemotionalen Sachsenderby
Wer dieses Sachsenderby und das in Aue stimmungsmäßig erlebt hat, der will unweigerlich mehr davon. Das ist quasi die leckere Schicht der Torte, die mit den Erdbeeren. Die Sahne obendrauf ist der vorzeitige Klassenerhalt des HC in der Vorwoche. Wer jedoch aus Dresdner Sicht den Spielverlauf und das Ende erlebt hat, der biss quasi nach der Schicht mit Sahne und Erdbeeren auf eine Schicht mit unverarbeiteter Heilerde. So fühlte es sich irgendwie an.
Am Ende der der 1. Halbzeit musste sich der HC eigentlich nur eines fragen: „Warum führen wir nur 12:9?“. Dem EHV fiel fast 20 Minuten lang wenig bis nichts gegen die starke offensive Deckung des HC ein. Aue-Trainer Stephan Swat sagte dazu in der Pressekonferenz: „Ich muss Christian ein Kompliment machen, er hat mich ein stückweit mit der offensiven Deckung und das jeweils eine Viertelstunde lang zu Beginn der Halbzeiten, überrascht. Da hatten wir einfach schlechte Lösungen.“ Die 0:1 Führung der Gäste aus dem Erzgebirge per Strafwurf durch Eric Meinhardt sollte die einzige im Spiel bleiben. Der HC führte dann in der 15. Minute mit 6:2. Die Dresdner waren klar Chef im Ring und hatten zudem mit Mario Huhnstock erneut einen bärenstarken Torhüter. Die Auer hingegen wechselten schon während der 1. Halbzeit den reaktivierten Radek Musil ein, weil seine beiden Mitstreiter Robert Wetzel und Erik Töpfer nicht ins Spiel kamen. Nach ca. 20 Minuten konnten sich die Auer dann etwas stabilisieren und waren vor allem über ihre Rechte Seite mit Gregor Remke und Sebastian erfolgreich. So konnte der EHV auch auf 9:7 und 10:8 verkürzen. In die Halbzeit ging es dann mit 12:9 für das Heimteam. Für den EHV eher ein schmeichelhaftes Ergebnis.
Die zweite Halbzeit begann dann ein wenig torarm. Trotzdem führte der HC in der 38. Minute durch einen Treffer von Roman Becvar, der in diesem Fall wieder schneller war als alle anderen, mit 15:10 und wenig später mit 16:12. Jetzt folgten jedoch sieben Dresdner Angriffe ohne Tor. Zunächst hatten die Auer Probleme daraus Kapital zu schlagen. Allerdings schaffte es der EHV sich eher aus der torlosen Phase zu befreien und so traf der starke spielende Philip Jungemann vom Kreis erst zum 16:13 und wenig später zum 16:14. Nach einem erneuten HC Fehlwurf traf Aue dann vom Siebenmeterpunkt zum 16:15 durch Mindaugas Dumcius. Innerhalb von 23 Sekunden war der HC aber wieder zurück und traf durch Gabriel De Santis aus dem Rückraum und Roman Becvar per Konter zum 18:15. In der 54. Minute führte der HC immer noch mit 3 Toren (21:18). Julius Dierberg hatte gerade bei hundertprozentiger Trefferquote seinen siebten Siebenmeter verwandelt. Allerdings gab der EHV nicht auf und kam so auf 21:20 heran, auch weil der HC eine freie Chance zum 22:19 nicht nutzte. Norman Flödl traf dann mit viel Durchsetzungsvermögen zum 22:20 und 40 Sekunden vor dem Ende zum 23:21. Für Aue hatte zwischendurch erneut Philip Jungemann vom Kreis getroffen. 20 Sekunden vor dem Ende trafen die Auer von Linksaußen durch Kevin Roch. Im folgenden Angriff begingen die Dresdner nach Meinung der Schiedsrichter dann ein Stürmerfoul. Der EHV schaltete schnell und traf durch Philip Jungemann quasi mit der Schlusssirene zum 23:23. HC-Trainer Christian Pöhler sprach nach dem Spiel von „zwei mehr als dämlichen Gegentoren in den letzten 40 Sekunden“.
Fazit: Stimmungsmäßig schlägt das Spiel natürlich alles was es bisher in Dresden gegeben hat. Dafür gilt beiden Fanlagern ein Kompliment. Was der EHV mit Sonderzug usw. auf die Beine stellte, nötig Respekt ab. Die Dresdner waren über weite Teile der Partie das bessere Team und müssen schon zur Halbzeit höher führen bzw. das Spiel beim 16:12 vorentscheiden. Wer zudem 40 Sekunden vor dem Ende eine Zweitoreführung nicht nach Hause bringt, kann zurecht enttäuscht sein. HC-Trainer Christian Pöhler machte aus seiner Gefühlslage nach dem Spiel keinen Hehl, hatte aber auch lobende Worte: „ Es fühlt sich beschissen an. Irgendwie genauso wie im Hinspiel. Wir waren die klar bessere Mannschaft. Es fühlt sich wie ein verlorener Punkt an. Trotzdem muss ich meinem Team auch ein Riesenkompliment machen, wie sie in der Woche gearbeitet hat und hier aufgetreten sind. Jeder weiß wie viel letzte Woche von uns abgefallen ist.“ Stephan Swat war klar wie glücklich dieser Punkt war: „Den Punkt nehmen wir natürlich gern mit. Jeder hat gesehen wie schwer das hier in Dresden ist. Dresden hat uns weiß Gott nichts geschenkt.“ Der Auer Mannschaftskapitän Eric Meinhardt brachte es nach dem Spiel dann für sein Team auf den Punkt: „Wir lagen das ganze Spiel hinten und so war es natürlich ein glücklicher Punktgewinn. Der Punkt ist extrem wichtig und bringt uns natürlich etwas für die nächsten drei Spiele.“
Tore: Jurgeleit 3, Boese, Buschmann, Dierberg 7/7, Märtner, De Santis 4, Flödl 3, Hoffmann, Greß, Zele, Kammlodt 2, Becvar 2, Pulay 1
Text: Wolfram Wegehaupt
Bilder: Stephi Fleischer
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