Am Ende von der Rolle – HC verliert in Wilhelmshaven
Es ist nicht einfach derzeit die Leistung der Dresdner einzuordnen. Vor allem wenn es um Dinge geht, die vor dem Neustart der Göde-Sieben weder Spieler noch Trainer so je erlebt haben. Wie in vielen Bereichen, in denen Corona zu Pausen gezwungen hat, gibt es keine „Knopfdrucklösugen“ und ein tieferes Verständnis für alles – sicher erst mit Abstand.
Wenn die Dresdner ehrlich sind, werden sie mit der 12:15 Halbzeitführung in Wilhelmshaven nicht ganz zufrieden gewesen sein. Zwar spielte man eine gute Halbzeit, in welcher Trainer Rico Göde schon viel durchwechselte, die letzten 70 Sekunden gestalteten die Sachsen aber weniger gut. So führte der Gast zu diesem Zeitpunkt mit 10:15 und hatte Ballbesitz. Zweimal gab man nun noch den Ball ab, was dem WHV noch zwei Tore zum 12:15 brachte.
Zuvor agierten beide Mannschaften gut 12 Minuten auf Augenhöhe, bis sich der HC danach etwas absetzte und ab dem 6:9 (14. Min.) durch Mindaugas Dumius, bis zur Pause, immer mit 3 bis 5 Toren führte. Auffälligste Akteure waren dabei bei den Sachsen Spielmacher Sebastian Greß, der scheidende Rückraumspieler Michal Kasal sowie der nach langer Verletzungspause wieder auf die Platte zurückgekehrte Kreisspieler Leon Wellner. Prägendster Akteur beim WHV war Rückraumroutinier Bartosz Konitz. Dies sollte auch im 2. Spielabschnitt so bleiben. Er traf an diesem Tag 8 Mal. Mitte der 1. Halbzeit hatte die Mannschaft vom Jadebusen Linksaußen Vedran Delic mit einer glatt roten Karte verloren, da dieser Lukas Wucherpfennig beim Konter unten am Bein getroffen hatte und der Dresdner Rechtsaußen dabei zu Fall kam. Der Verlust des bisher besten WHV-Torschützen bedeutete natürlich eine Schwächung des Heimteams.
HC-Trainer Rico Göde sagte nach dem Spiel zur Schlussphase: „So etwas habe ich auch noch nicht erlebt.“ Eine ganz schwache Endkampfgestaltung kostete die Dresdner letztendlich alles und so gewann der WHV, der im 2. Spielabschnitt insgesamt auch die bessere Mannschaft war, nach 60 Minuten die Partie (27:25). Bei noch etwas mehr als 4 Minuten zu spielen führten die Gäste mit 3 Toren (22:25) und hielten alle Trümpfe in der Hand. Man hatte sogar die Chance das 22:26 zu erzielen, da der HC nach einem WHV-Lattentreffer in Ballbesitz war. Infolgedessen stellten die Hausherren auf eine offensivere Deckung um und die griff. Die Dresdner kamen komplett aus dem Tritt und ermöglichten dem Team, um den an diesem Tag starken Rückraumspieler Bartosz Konitz, noch unglaubliche 5 Treffer in 3:20 Minuten. Die Dresdner ihrerseits trafen überhaupt nicht mehr. In der Phase bis zum 22:25 hatten die Sachsen alle Angriffe des WHV die Partie zu drehen abgewehrt. So konnte man mehrfach verhindern, dass die immer besser spielenden Nordlichter in Führung gehen konnten, was der WHV aber eine Minute vor dem Ende der Partie dann, wie schon beschrieben, erstmals beim 26:25 schaffte. In der Endphase verlor der HC noch Lukas Wucherpfennig mit einer direkt roten Karte, nachdem dieser Bartosz Konitz beim Kontertreffer zum 26:25 regelwidrig behindert hatte. Zudem setzten die Dresdner 25 Sekunden vor dem Schlusspfiff einen Strafwurf gegen die Latte und konnten so nicht das 26:26 erzielen. So vergab man nach einer Schlussphase, in der man vollkommen von der Rolle war, auch noch die Chance zum Remis.
Fazit: Am Ende gewann der WHV verdient, weil er klar die beste Halbzeit an diesem Tag von beiden Teams spielte und sich auch nicht durch Rückschläge während der Partie aus dem Konzept bringen ließ. Den HC, der trotz einer durchschnittlichen Leistung im 2. Spielabschnitt alle Siegchancen hatte, werden in der Rückbetrachtung vor allem die Schlussphasen beider Halbzeiten ärgern. Vor allem am Ende der 2. Halbzeit verlor man komplett den Faden und verhalf dem WHV so zu einem 5:0-Lauf in knapp 3 Minuten. In der 2. Halbzeit merkte man dem HC, wie schon etwas gegen Dessau, an, dass das Team nach der langen Corona-Pause noch Probleme hat, den Rhythmus über 60 Minuten zu halten. Allerdings waren trotz einer sehr durchwachsenen Vorstellung in der 2. Halbzeit in Wilhelmshaven eben doch 2 Punkte drin. Insgesamt ist es derzeit schwierig die Dresdner Leistungen einzuordnen. Rico Göde merkte nach dem Spiel zu Recht an: „Was alle Außenstehenden und auch die Jungs selbst verstehen müssen, die lange Pause mitten in der Saison hat etwas mit den Spielern gemacht.“ Er merkte aber auch an: „Es geht schon am Ende der 1. Halbzeit los, dort müssen wir mit 5 oder 6 Toren plus in die Kabine gehen. Beim 22:25 ist die Partie eigentlich zu. Das ist auch sicher noch das, was uns in den letzten beiden Spielen gefehlt hat, denn vor der Corona-Pause waren wir, wenn es darum ging, Spiele zu schließen, konsequenter. Am Ende machen wir zudem mit 15 technischen Fehlern einfach zu viele.“
Tore: Wucherpfennig 4/4, Emanuel, Dierberg 3, Buschmann, Dumcius 2, Kretschmer 2, Jungemann, Stavast, Hoffmann, Greß 6, Vanco, Kasal 3, Thümmler 2, Wellner 3
Wolfram Wegehaupt