Zweitligaritterschlag in Eisenach – HC siegt im Ostderby
Schon vor dem Spiel war klar, es ist eine Begegnung des Handballestablishments gegen einen Newcomer. Ausdruck dafür ist bspw. die Werner-Aßmann-Halle, in der die Tradition so groß ist, dass sie quasi in „Stalaktiten“ von der Decke hängt. Derzeit wiegt diese Tradition aber schwer auf der aktuellen Mannschaft, dass wurde auch im diesem Heimspiel teilweise wieder sichtbar. Das Team aus der Wartburgstadt war auf vieles vor der Saison eingestellt, aber sicher nicht auf Abstiegskampf.
Die erste Überraschung gab es schon vor dem Spiel, denn der Eisenacher Hallensprecher war so beschäftigt, dass er fast nicht merkte, dass der HC schon einlief. Im Spiel hatten dann auch die Dresdner die Überraschungsmomente eher auf ihrer Seite. Die Halle in Eisenach war mit knapp 1600 Zuschauer gut gefüllt, aber auch nicht so, wie man es hätte nach dem Sieg in Coburg und angesichts der Wichtigkeit des Spieles erwarten können. Der Stimmung tat das natürlich keinen Abbruch, denn das Spiel war noch nicht lang im Gange, da waren beide Fanlager schon auf Betriebstemperatur.
Nach einem Fehler des HC konnten die Hausherren durch Adrian Wöhler das 1:0 per Konto erzielen. Nur 10 Sekunden später hatten die Dresdner durch Roman Becvar zum 1:1 ausgeglichen. Becvar war wie schon im Spiel am Freitag der „Spiritus Rector“ des HC Elbflorenz. Auf Nachfrage bei der Pressekonferenz nach dem Spiel hatte HC-Trainer ein Lob für in parat: „Roman war heute wieder der Taktgeber und hat die Mannschaft sehr gut geführt.“ Die Dresdner begannen mit einer 3:2:1 Deckung. Über den Spielverlauf wechselte der HC immer wieder seine Deckungsvarianten, was den Eisenachern teilweise große Probleme bereitete. Insgesamt war die Partie über fast die gesamte 1. Halbzeit sehr ausgeglichen, wobei die Dresdner gleich mehrfach sehr gute Chancen wegließen bzw. Heim-Keeper Stanislaw Gorobtschuk immer wieder starke Paraden zeigte. Bis zur 15. Minute hatte er schon 6 Würfe teilweise spektakulär entschärft. Vor allem ihm hatten es die Eisenacher zu verdanken, dass sie nicht schon in der 1. Halbzeit mit 3 oder 4 Toren zurücklagen. Gerade von den starken Protagonisten aus dem Coburg Spiel, Matthias Gerlich und Alexander Saul, war in der 1. Halbzeit relativ wenig zu sehen. Beide hatten die Dresdner richtig gut im Griff. Einzig der Kreisspieler Marcel Niemeyer schafft es immer wieder Akzente zu setzen. Nachdem Dule Milijak für die Hausherren in der 29. Minute das 12:11 erzielt hatte, konnten die Gäste das Ergebnis per Doppelschlag bis zur Halbzeit noch drehen. Einmal war es Norman Flödl vom Kreis, der nach starker Kombination das 11:11 erzielte und kurz vor Schluss war es dann nach Ballgewinn Roman Becvar, der den Ball zum 12. HC-Treffer aus fast 12 Metern in den linken Giebel des ThSV-Tores knallte. Damit hatten die Sachsen schon einmal einen psychologisch wichtigen Punkt gesetzt und die Eisenacher ein bisschen nachdenklich in die Kabine geschickt.
Der Start in die 2. Halbzeit gelang den Dresdnern sehr gut. Der ThSV Eisenach hatte weiterhin sehr große Probleme die 3:2:1-Abwehr der Gäste zu bespielen. So nahm Eisenach-Trainer Arne Kühr schon nach knapp 3 1/2 Minuten der 2. Halbzeit die erste Auszeit. Diese zeigte aber zunächst keine Wirkung. Christian Pöhler sagte nach dem Spiel: „Im Blick auf die Abwehr muss ich dem Team ein großes Kompliment machen. Sie war zum Teil herausragend.“ Als ein an diesem Tag sehr gut spielender Gabor Pulay für die Dresdner per Sprungwurf zum 13:17 traf, konnte sich der HC das erste Mal etwas weiter absetzen. Nun folgte aber die beste Phase im Eisenacher Spiel, auch bedingt durch teilweise unüberlegte Abschlüsse der Dresdner. Vor allem der jetzt auf die halblinke Seite gezogene Spielmacher Ibai Meoki-Etxebeste machte den Dresdnern nun Probleme und konnte so immer wieder treffen. So schmolz der Vorsprung bis in der 45. Minute, sodass die Gäste in Unterzahl dann das 18:18 durch Matthias Gerlich hinnehmen mussten. Doch die Dresdner kamen wieder zurück ins Spiel und konnten sogar durch Robin Hoffmann, diesmal ihrerseits in Überzahl, dass 18:19 erzielen. Danach agierten die Sachsen fast eine Viertelstunde lang unglaublich nervenstark. So zum Beispiel bei angezeigtem Zeitspiel als Robin Hoffman per Kempatrick zum 19:20 traf. Zudem konnte sich jetzt Hendrik Halfmann mit ein paar Paraden auszeichnen. So blieb es in die letzten Minuten immer wieder dasselbe Spiel, der HC legte vor und die Eisenacher zogen nach, wobei die Thüringer im Wesentlichen vom Siebenmeterpunkt trafen. Die Dresdner überstanden sogar Unterzahlsituationen relativ unbeschadet. Als Adrian Wöhler in der 59. Minute von Außen für den Gastgeber zum 26:26 traf, war in der Halle natürlich die Hölle los. Im Gegenangriff konnten die Dresdner dann bei angezeigtem Zeitspiel durch Gabor Pulay das 26:27 erzielen. ThSV-Trainer Arne Kühr nahm sofort die Auszeit. Dem Heimteam blieben noch 15 Sekunden für zumindest 1 Punkt. Allerdings wurde der letzte Wurf von Alexander Saul von Nils Kretschmer geblockt. Letzterer hatte erneut auf der zentralen Deckungsposition ein starkes Spiel gemacht. Danach erzielten die Dresdner das letzte Tor des Spiels in das leere Gastgebertor, da die Thüringer vorher mit sieben Feldspielern agiert hatten. Nachdem Abpfiff vermischten sich dann die Dresdner Mannschaft mit dem eigenen Fanblock und machte in der Halle ihr eigenes Heimspiel. Auf diesem Weg noch einmal einen riesen Dank für die tolle Unterstützung. Ihr wart unser Heimvorteil! (:
Fazit: Während die Hausherren Zählbares erreichen mussten und das am Besten doppelt, wollte der HC in Eisenach natürlich etwas mitnehmen. Am Ende waren es 2 verdiente Punkte für die Sachsen. Damit war das letzte Doppelspielwochenende mit 4 Punkten ein großer Erfolg. Dass die Sachsen nun 10 Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz haben ist ein willkommener „Nebeneffekt“. Wer denkt, dass die Dresdner für die Saison keine Ziele mehr haben, sieht sich allerdings getäuscht. Für den ThSV Eisenach wird es wohl sehr schwer das Ruder noch rumzureißen. Natürlich würden die Sachsen in der nächsten Saison gerne wieder nach Thüringen kommen! Christian Pöhler sagte nach der Partie: „Wir wünschen dem ThSV natürlich maximale Erfolge für die nächsten Wochen.“
Tore: Huhnstock/Halfmann (beide Tor), Jurgeleit 4/3, Dierberg 1, Buschmann, Flödl 3, De Santis 1, Pulay 5, Kretschmer 2, Hoffmann 3, Zele 1, Kammlodt, Becvar 6, Quade 2
Text: Wolfram Wegehaupt
Bilder: Stephi Fleischer & Frank Rupprecht