HC mit unglücklicher Nach-Quarantäne-Derby-Niederlage
Um es vorwegzunehmen, die Dresdner machten ein, doch etwas überraschend gutes, Nach-Quarantäne-Spiel. Trainer Rico Göde sagte nach den 60 Minuten: „Ich habe noch eine Weile vor dem Spiel mit Kay Blasczyk in der Kabine gesessen und wusste nicht wirklich, was wird es und wie wird es. Wir haben in dieser Saison schon Bietigheim gesehen, die nach der Quarantäne ihr erstes Spiel mit 17 Toren verloren haben. Ich wusste nicht genau wohin mit meinen Gefühlen.“
Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig sagte nach der Partie: „Es war wirklich schwer einzuschätzen, wie es jetzt wird nach der kuriosen Zeit. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Wir haben es trotz so einer kurzen Vorbereitungszeit geschafft, phasenweise schönen Handball zu spielen. Außerdem hat die kämpferische Einstellung gestimmt. Man muss sich vorstellen, dass die Zeit vorher wie eine halbe Sommerpause war. So kraftvoll zurückzukommen ist wirklich schön, auch wenn wir am Ende keine Punkte mitnehmen. Wir können trotz der Niederlage viel Positives aus dem Spiel mitnehmen.
Der HC erwischte in den ersten 5 Spielminuten einen Blitzstart. Das ging dem Dessauer Trainer Uwe Jungandreas dann auch zu schnell, denn beim Stand von 4:0 für den HC, nahm er eine frühe Auszeit. Vorher hatte Mario Huhnstock schon zwei starke Paraden gezeigt und der HC 2 mal durch Wucherpfennig sowie einmal jeweils durch Stavast und Vanco getroffen. Nach der Auszeit traf der DRHV dann zunächst konstant mit, hatte aber weiterhin Probleme im Abwehrzentrum, was vor allem Sebastian Greß für Tore und Torvorbereitungen nutzte. Die Dessauer nutzen dann aber ein Überzahl zu einem 3-Tore-Lauf (8:7) und erzielten anschließend in Gleichzahl dann sogar das 8:8. So sah sich HC-Trainer Göde bei 17:25 Minuten auf der Spieluhr zu einer Auszeit gezwungen. Oskar Emanuel brach dann für das Heimteam den kurzen Torlos-Bann und traf per Unterhandwurf zum 9:8. In den letzten 10 Minuten der 1. Spielhälfte blieb die Partie eng. Nach dem 9:9 durch die Gäste trafen beide Teams jeweils noch 4 mal. Dabei führte der HC mit 13:11, weil ein nach seiner Einwechslung gut aufgelegter Nils Kretschmer 2 mal in Folge traf. Anschließend stellte Dessau aber 10 Sekunden vor der Pause per Strafwurf durch Jakub Hrstka auf 13:13. Vorher hatten die Hausherren eine sehr gute Chance zum 14:12 vom Kreis nicht genutzt. So kam es nach 30 Minuten zu einem leistungsgerechten Remis.
Ob die Partie in der zweiten Halbzeit einen Sieger verdient hatte oder ob nicht ein Unentschieden das gerechtere Ergebnis gewesen wäre – darüber ließe sich streiten. Aber es gab einen Sieger und zwar die Dessauer. Das entscheidende Tor warf der Dessauer Aufbauspieler Timo Löser 5 Sekunden vor dem Schlusspfiff. Damit ist auch der Spieler genannt, der beim Gast der beste und auffälligste Akteur war. 30 Sekunden davor hatte der HC einen Angriff durch Sebastian Greß schnell abgeschlossen und aus Sicht der Dresdner auch zum 29:28 getroffen. Die Schiedsrichter entschieden aber nicht auf Tor. Die Videoaufnahmen nach dem Spiel zeigten dann, dass es ein korrekter Treffer gewesen wäre. Diese Entscheidung ermöglichte den Dessauern dann am Ende noch die Möglichkeit zum Siegtreffer, den sie, wie oben beschrieben, auch nutzten. Vorher hatten die Fans beider Lager bei sportdeutschland.tv eine sehr spannende 2. Halbzeit erlebt, bei der sich kein Team mehr als 2 Tore absetzen konnte. Dabei agierten beide Mannschaften immer wieder nervenstark und das Spiel kippte so weder zur einen oder anderen Seite. Beim HC war ab der 45. Minute vor allem Nils Kretschmer der auffälligste Akteur. Beim Gegner aus Dessau waren es der schon erwähnte Timo Löser und Kreisspieler Oliver Seidler die schwer zu stoppen waren. Auch Linksaußen Jakub Hrstka gab sich gewohnt treffsicher. Alle 3 zusammen erzielten 19 der 29 Dessauer Treffer. Beim HC war Lukas Wucherpfennig mit 8/5 Toren der beste Torschütze.
Fazit: Für den HC ist die Niederlage im Blick auf den nichtgegebenen, eigentlich regulären Treffer und hinsichtlich der zuvor schweren Quarantäne-Wochen besonders bitter. Mit dem DRHV trafen die Sachsen auf einen Gegner, der im Spielrhythmus war und auch in Dresden eine gute Zweitligapartie zeigte. Insgesamt sahen die Zuschauer an den Bildschirmen ein gutes und schnelles Handballspiel, was von den Dresdnern so nicht unbedingt zu erwarten war. Natürlich gab es bei beiden Teams auch noch Luft nach oben. Vor allem bei den Gastgebern gelten aber vorerst noch andere Maßstäbe.
Dass nach dem nichtgegebenen Dresdner Tor nach dem Spiel eine gewisse Aufgeregtheit da war, ist vielleicht durchaus verständlich, auch vor dem Hintergrund der Phase, aus der die Sachsen kamen. Im Blick auf die so oder so schon aufgeregten Zeiten, gilt es aber mit etwas Abstand alles richtig einzuordnen. Denn heute entschieden sich die Verantwortlichen des HC Elbflorenz auch gemeinsam dazu, keinen Einspruch gegen die Wertung des Spiels aufgrund des letzten Dresdner Angriffs einzulegen.
Es spricht ganz klar für HC-Trainer Rico Göde und Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig, dass Sie auf die Szene in der 60 Minute von sich aus gar nicht eingingen, sondern andere Dinge betonten (Lukas Wucherpfennig siehe oben). Rico Göde: „Wenn du in der 2. Halbzeit in der 2. Liga ein Dreier-Kreuz nicht verteidigt bekommst und nur eine Parade hast, dann hast du auch keine Berechtigung, Spiele zu gewinnen. Mit der Startphase und mit der 1. Halbzeit insgesamt war ich zufrieden. Ich bin froh, dass alle meine Spieler gut durchgekommen sind. Wir haben trotz aller Umstände ein intensives und schönes Derby gesehen, was natürlich nicht so ausging, wie wir es uns wünschen. Im Blick auf die letzten Wochen, die wir gerne nie wieder so erleben wollen, sind wir froh, erst einmal gut aus der Sache herausgekommen zu sein.“
Wolfram Wegehaupt