HC Elbflorenz besiegt Meister Gummersbach in dramatischer Begegnung
Versuchen Sie einmal 8 Dinge, die sie nicht haben, mit einem Ball und etwas Zeit sowie ein paar helfenden Händen in 2 Dinge umzuwandeln, die unwiderruflich ihnen gehören. Der HC Elbflorenz kann das, denn 8 Tore hatten die Dresdner im Gegensatz zum VfL nicht und wandelten das aber mit einem Ball, etwas Zeit und helfenden Händen, auf und neben der Platte, in 2 Punkte um.
Das Spiel der Dresdner gegen den feststehenden Zweitligameister aus Gummersbach hatte alles, was Handball ausmacht. Die über 1600 Fans gaben dem Ganzen dann noch einen passenden Rahmen. Das am Ende das rauskam was rauskam, war nach 12 Minuten nicht einmal annähernd abzusehen. Der HC lag 2:10 hinten und der VfL war eine Klasse besser, und zwar in allen Belangen. Zunächst hatten die Sachsen Probleme sich überhaupt gute Chancen zu erspielen und wenn sie sich welche erspielten, dann wurden zunehmend auch klarste Gelegenheiten vergeben. Was auch am starken VfL Keeper Martin Nagy lag. Beim 4:11 in der 14. Minute wirkten die Hausherren hochgradig verunsichert und gingen Gefahr, das Spiel schon in der 1. Halbzeit abzugeben. Dann wurde es aber immer mehr ein Spiel mit vielen Fehlern, und zwar von beiden Seiten. Der Gast aus dem Bergischen Land produzierte sogar noch ein paar mehr Fehler als die Sachsen, was die Hausherren aber zunächst nicht nutzen konnten. Im Weiteren konnten die Dresdner aber etwas Kapital aus der Schwächephase des Gegners schlagen und verkürzten so bis zur Halbzeit auf 4 Tore (12:16). Die hohe Fehlerquote war teilweise sicher auch warmen Temperaturen draußen und in der Halle geschuldet. Man sah immer wieder, dass Akteure auf beiden Seiten Probleme mit der Ballkontrolle hatten und viel die Handtücher sowie Kleberdosen an der Bank bemühten. Schaut man insgesamt auf den 1. Spielabschnitt, konnte der HC nur mit einem wirklich zufrieden sein, und zwar mit dem Ergebnis. Auffällig: Auch bei den größeren Abständen unterstützten die Dresdner Zuschauer ihr Teams bedingungslos und lautstark.
Es sind noch gut 15 Sekunden zu spielen und Oskar Emanuel bekommt gegen die Gummersbacher Manndeckung, welche zudem noch die Überzahl agiert, den Ball. Der VfL versucht gegen Emanuel ein Stürmerfoul zu provozieren, aber der Linkshänder lässt sich nicht beirren und steuert auf das Tor des VfL zu. Er hat freie Sicht und wirft bei 9 Metern von halblinker Position den Ball rechts unten in das Gummersbacher Gehäuse. Mehr als 1500 Dresdner Fans lassen die Halle beben und es sind noch 10 Sekunden zu spielen. Die Gummersbacher holen noch einen Freiwurf, welchen sie nach abgelaufener Zeit direkt werden müssen, aber nicht verwandeln bzw. bleibt der Ball in Ivar Stavast Gesicht „hängen“. Danach ließen die Dresdner Zuschauer erneut die Halle beben und feierten ihr Team in der Folge minutenlang. Zuvor hatten alle Zuschauer ein teilweise brillante 2. Halbzeit der Dresdner gesehen, und zwar in Bezug auf unglaubliche Moral und Kampfeswillen vor allem in der Defensive sowie einen Dresdner Keeper Marius Noack, der dem Gegner mit seinen Paraden Kopfzerbrechen bereitete. So gelang dem HC mit zur 23:19 Führung in Minute 44 ein 9:3 Lauf, welcher die Dresdner Zuschauer dazu veranlasste, immer mehr Energie freizusetzen. Eine offensive Umstellung der Abwehr brachte den VfL dann wieder auf 23:22 heran. Doch dann markierte der HC, gegen den mit 7 Feldspielern agierten Gegner 3 Treffer in Serie zum 26:22. Als Sebastian Greß 1:37 vor dem Ende zum 29:26 einwarf, schien die Partie entschieden. Der HC erhielt allerdings in der Folge eine Zeitstrafe und der Gegner stellte auf eine Manndeckung um. Im Spiel 6 gegen 6 und einem leeren Dresdner Tor, machte der HC dann aber 3 Fehler, welche den Meister aus Gummersbach drei leichte Tore einbrachte, denn der VfL traf jeweils ins leere Dresdner Tor. Der Rest ist bekannt! Bei allem muss man sich vor Augen halten, dass die so oder so schon mit Verletzungspech zu kämpfenden Dresdner während der 2. Halbzeit mit Henning Quade, dem gerade erst genesenen Michael Schulz und Marek Vanco noch 3 Akteure verloren.
Fazit: Wer nach diesem Spiel diesen Sport nicht faszinierend findet, dem kann nicht mehr geholfen werden. Wer als Zuschauer nach diesem Spiel nicht versteht, was er mit seiner Art und Weise auf den Rängen ausmacht, der sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wer nach diesem Spiel nicht wieder in die Halle kommt, hat Herzprobleme und macht es nur aus Selbstschutz. Die Dresdner hingegen schützen weiterhin bravourös ihr Revier, nämlich die BallsportARENA. 23:5 Punkte aus den letzten 14 Heimspielen sind ein starkes Ausrufezeichen. Achtung Qualitätssiegel: Der HC ist bisher das einzige Team der Liga, welches dem Meister aus Gummersbach in Hin- und Rückspiel gleichermaßen Paroli bieten konnte.
HC Trainer Rico Göde hat das Schlusswort zum Spiel: „Was Moral und Kampf angeht und was natürlich in der 2. Halbzeit Marius Noack im Tor angeht, war das ein unglaubliches Spiel von uns. Dann haben wir hier noch eine Atmosphäre erlebt, die wir so lange nicht mehr hatten. Eine Atmosphäre, die uns auch anpeitscht. Das hat auch geholfen, als wir durch die Ausfälle von Michael Schulz und Henning Quade mit den Kräften zu kämpfen hatten. Am Ende hat vielleicht heute die Mannschaft gewonnen, die es etwas mehr wollte, ohne Gummersbach da etwas abzusprechen.“
Tore: Noack/Huhnstock/Mohs (alle Tor), Emanuel 5, Dierberg 4/3, Buschmann, Dumcius 6, Jungemann 5, Stavast 1, Greß 2, Vanco 2, Klepp 1, Schulz 1, Quade 3
Wolfram Wegehaupt