Dresden ringt Hamm nieder – Erneuter Heimsieg
Manchmal schmeckt einem der Nachtisch in einem Restaurant nicht und man vergisst darüber komplett, dass der Hauptgang einem gemundet hat. Diese Hauptspeise hatte man dann auch ziemlich gründlich und lange gegessen. Doch obwohl in der Nachspeise die entscheidende Hauptzutat des Hauptganges war, welche man richtig gut fand, war die Nachspeise einfach enttäuschend. So kann man festhalten: Manchmal ergeben die gleichen Zutaten auf einmal einen ganz anderen Geschmack.
Man kann Dinge immer von zwei Seiten betrachten. Zu Beginn der Partie spielte der ASV einen Angriff, der 1:40 Minute dauerte. Der HC spielte am Ende des Spiels einen Angriff, der 1:12 Minuten dauerte. Beide Angriffe blieben erfolglos. Dem Hammer Trainer Michael Lerscht dauerte der letzte Angriff zu lang, zumal erst spät das Vorwarnzeichen hinsichtlich eines Zeitspiels gezeigt wurde und wie er nach dem Spiel sagte, „ …die letzte Minute im Handball auch noch einmal anders bewertet wird als die Minuten zuvor“. Der Dresdner Trainer Rico Göde stimmte der „lerschten“ Einschätzung nach dem Spiel durchaus zu. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass eben diese Auslegung des Zeitspiels dem ASV in vielen Angriffen zwischen dem Beginn des Spieles und der 60. Minute sehr gelegen kam und lange Angriffe ein an diesem Tag stark ausgereiztes taktisches Mittel der Gäste waren. Insofern biss die Auslegung des Zeitspiels den ASV im letzten Angriff quasi selbst oder eben das Ding mit der Zutat und der Nachspeise …sie wissen schon. Zudem entschied dieser Angriff nicht die Partie, sondern die 59. Minuten davor.
Zwischen diesem ersten und letzten Angriff lag ein spannendes und jederzeit enges Spiel, welches die Hausherren am Ende knapp mit 22:21 für sich entschieden. Vor allem die 1. Spielhälfte kann wieder von zwei Seiten betrachtet werden. Der eine fand die Partie zäh, was vor allem über weite Strecken für das Angriffsspiel beider Teams gelten könnte Ein anderer sah eventuell zwei starke Abwehrreihen mit zwei sehr guten Torhütern dahinter, welche im Verbund super auf den Gegner eingestellt waren. So konnte der ASV bspw. durch ein gutes Rückzugsverhalten, kombiniert mit wenigen Fehlern, dass Dresdner Tempospiel fast komplett verhindern. Dass der Gast wiederum ganz bewusst selten ins Tempo ging, gehörte aber eben auch zum Spiel. So sahen die Zuschauer bei sportdeutschland.tv eine relativ torarme Partie, welche im 10:10 Halbzeitstand endete. Dabei waren es beim ASV die Aufbauspieler Marian Orlowski und Jo Gerrit Genz, die die meisten Akzente setzten. Beim HC war es wieder einmal Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig, der die meisten Tore erzielte. Derer nämlich 4. Davon 3 ganz sicher per Strafwurf.
Die 2. Halbzeit blieb spannend und bis zum Ende eng. Bis zum 13:13 in Minute 41 taten sich beide Teams weiterhin schwer Tore zu erzielen, was bei beiden Mannschaften auch mit einer steigenden Fehlerquote zusammenhing. So hatte der HC am Ende des Spieles 11 technische Fehler auf der „Habenseite“, was HC Coach Rico Göde eindeutig zu viel war. Durch 2 Treffer in Folge, mit einer dazwischenliegenden Huhnstock Parade, konnte sich der HC beim 15:13 auf 2 Tore absetzen. Das hatte bis zum 19:17 durch Oskar Emanuel bestand. Zu diesem Zeitpunkt waren noch knapp 10 Minuten zu spielen. Dass die Dresdner am Ende das Spiel gewannen, lag auch daran, dass das Heimteam es nun schaffte, Tore aus dem Tempospiel zu erzielen. Dass diese Spielweise beim Gegner eher brach lag oder nicht mit absoluter Konsequenz gespielt wurde, kam den Sachsen natürlich entgegen, denn in der reinen Positionsabwehr stand man über fast die gesamte Spielzeit sehr gut. Ebenso wie der Gegner, der in Felix Storbeck an diesem Tag einen starken Torhüter stellte. Zwischen der 51. Und 55. Minute setzte beim HC eine kleine Torflaute ein, was der Gegner erst zum 19:18 und wenig später zum 19:19 nutzte. Ein sehr gut aufgelegter HC Keeper Mario Huhnstock sagte nach der Partie zu dieser Phase: „Uns zeichnet in dieser Saison aus, dass wir auch in solchen Situationen ruhig bleiben und die Nerven behalten.“ Und so war es dann auch, denn Marek Vanco stellte für den HC von Linksaußen wieder auf Führung (20:19). Und dann kamen die zwei Szenen, die das Spiel vorentschieden. Dem HC gelangen innerhalb von 1:22 Minute zwei starke Ballgewinne in der Abwehr. Diese setzte das Heimteam dann durch Wucherpfennig in zwei Kontertore um (22:19). So führte man knapp 4 Minuten vor dem Ende erstmals mit 3 Toren. Der ASV steckte aber nicht auf und schnupperte mit den Treffern zum 22:20 von Jan van Boenigk und zum 22:21 durch Markus Fuchs noch einmal am Remis. Dabei hatten sich die Gäste mit dem 7. Feldspieler erfolgreich beholfen und die Dresdner auf einmal die letzte Konsequenz vermissen lassen. Am Ende reichte es aber eben, wie zu Beginn schon dargestellt, für die Gäste aus Westfalen nicht und die Dresdner Spieler lagen sich jubelnd in den Armen.
Fazit: Bei zwei starken Abwehrreihen mit zwei sehr guten Torhütern dahinter, gewann am Ende die Mannschaft, die in der 2. Halbzeit etwas mutiger und temporeicher nach vorn gespielt hatte. Der HC zeigte in der entscheidenden Schlussphase, warum er derzeit vor dem ASV steht und die Hammer zeigten, dass sie, unabhängig vom bisher sicher eher enttäuschenden Abschneiden, ein Team haben, was hohe Qualität besitzt. Auf Seiten der Dresdner muss man aus dem insgesamt starken Abwehrverbund Philip Jungemann leicht herausheben. Auf Seiten des ASV nahm diese Rolle Markus Fuchs ein.
Tore: Huhnstock/Göres/Noack (alle Tor), Wucherpfennig 8/4, Emanuel 2, Dierberg 1, Buschmann, Dumcius 2, Kretschmer 2, Jungemann, Stavast, Greß 2, Vanco 4, Quade, Kasal 1, Thümmler 1
HC Trainer Rico Göde nach dem Spiel: „Es war ein sehr emotionales Spiel. Zum Teil auch etwas wild. Wir haben immer Probleme mit Mannschaften, die wie Hamm heute die Angriffe sehr lange ausspielen. Da sehen wie oft nicht gut aus. Heute haben wir so ein Spiel einfach mal gewonnen, was mich dann umso mehr freut. Wir hatten heute im Gegensatz zum Spiel in Großwallstadt eine gute Endkampfgestaltung, was die Partie dann eben für uns entschieden hat. Dass es nach dem 22:19 nochmal knackig wird, haben wir uns selber zuzuschreiben, da wir im Angriff nicht die besten Lösungen finden. Ich freue mich über die Punkte in diesem kämpferischen und emotionalen Spiel.“
Wolfram Wegehaupt