Richtungsweisender März
Für beide Teams, die am Sonntag um 15 Uhr in einer sicherlich gut gefüllten Sporthalle Hamburg aufeinandertreffen, gilt die Überschrift gleichermaßen. Warum man beim Gegner HSV Hamburg von einem Schlüsselspiel sprechen darf und im Blick auf die ganze Partie von einem Vier-Punkte-Spiel die Rede ist, wird schnell klar, wenn man die aktuelle Situation beider Vereine mit einrechnet. Der HSVH holte zuletzt 6:16 Punkte. 2 Punkte davon gegen den von der Insolvenz betroffenen und personell gerupften HC Rhein Vikings. Das bringt den HSV Hamburg derzeit mit 18:30 Punkten auf den 14. Tabellenplatz. Die Dresdner sind mit 2:6 Punkten ins Handballjahr 2019 gestartet und sicherlich, auch die Schwere des bisherigen Programms sowie die Wertung des Hamm-Spiels eingerechnet, damit nicht zufrieden. Wie auch nicht mit der aktuellen Tabellensituation. Vor der Saison hatten einige für die Hanseaten die Rolle des starken Aufsteigers vorgesehen. Immerhin eine Summe zwischen 1,8 und 2 Millionen Euro soll in der Mannschaft stecken. Eine richtige Hausmarke für einen Aufsteiger. Dass Handball in Hamburg funktioniert zeigen die im Schnitt ca. 3700 Zuschauer und die Erfolge der Vergangenheit.
Die anfängliche Aufstiegseuphorie ist allerdings mittlerweile verflogen. HSV-Geschäftsführer Sebastian Frecke gab unlängst öffentlich zu Protokoll, dass der HSV Hamburg inzwischen zweigleisig plant, also für die 2. und für die 3. Liga. Er wurde zuletzt im Hamburger Abendblatt noch deutlicher: „Einige scheinen noch nicht verstanden zu haben, wie ernst die Lage im Abstiegskampf ist. “Zwar ist die Mannschaft des HSV weitestgehend jung, hat aber in ihrem Spielerportfolio höherklassige Erfahrung. Zu nennen wären da Kreisspieler Marius Fuchs oder der im rechten Rückraum agierende Kevin Herbst. Und dann wären da ja noch Spieler wie Blaženko Lacković (Rückraum), Stefan Schröder (Außen) und Aron Rafn Eðvarðsson (Tor), welche vor nationaler und internationaler Erfahrung auf höchstem Niveau eigentlich „kaum laufen können“. Dazu kommen Akteure wie der wurfgewaltige und bisher beste Torschütze Lukas Ossenkopp (136/62 Tore) oder Spielmacher Philipp Bauer (72 Tore). Eigentlich also eine scheinbar gute Mischung, um in der 2. Liga zu bestehen. Derzeit hakt es aber beim Aufsteiger und ein Sieg gegen die Sachsen ist fast schon Pflicht. Zumal der HSVH Heimvorteil hat.
Auch wenn es von außen den Eindruck machte, dass bei den Dresdnern in dieser Trainingswoche nur ein Thema vorherrschte, war das innerhalb der Mannschaft nicht der Fall. Natürlich war der Spielausgang gegen Hamm und die Umstände unangenehm, aber insgesamt hatten die Dresdner Spieler gar nicht viel Zeit über das Hamm-Spiel nachzudenken, denn es steht ein richtungsweisender Monat für den HC ins Haus.
Torwart Mario Huhnstock sagte im Blick auf den zurückliegenden turbulenten Freitag: „Für uns hat das Thema nicht die Rolle gespielt, wie es vielleicht öffentlich der Fall war. Wir haben den Fokus wieder schnell auf die anstehenden Aufgaben gelegt.“
Bis Ende März trifft man nun zweimal auf Teams (Hamburg und Dessau), die direkte Konkurrenten um den Nichtabstieg sind und man hat zwei Heimspiele gegen Ferndorf und Lübbecke. Ende März wird also die Frage beantwortet sein, wie stark die Position sein wird, aus der der HC in den alles entscheidenden Saisonendspurt geht. Nun liegt der Fokus aber erst einmal auf dem Spiel gegen Hamburg.
Im Blick auf das Hamburg Spiel schätzt Mario Huhnstock die Lage so ein: „Die Situation zum Spiel ist klar. Hamburg kann sich mit einem Sieg etwas Luft verschaffen und wir wollen natürlich dran bleiben bzw. so schnell wie möglich über den Strich kommen. Wenn man im Vorfeld von einem Vier-Punkte-Spiel spricht, dann ist das bei diesem Spiel sicher sehr zutreffend. Hamburg wird vom Start sehr viel Druck erzeugen wollen. Wir müssen da körperlich und mental bereit sein gegenzuhalten und Fehler des Gegners sofort bestrafen. Umso länger das Spiel eng ist oder wir sogar führen, umso mehr wird Hamburg den Druck spüren zu Hause gewinnen zu müssen und damit steigen unsere Chancen etwas mitzunehmen.“
In diesem Sinne: Jetzt erst recht! Auf nach Hamburg! Kämpfen, beißen, punkten!
Wolfram Wegehaupt