Offensiver Offenbarungseid – HC in Hamburg chancenlos
Zur gleichen Zeit als das Spiel HSV Hamburg gegen HC Elbflorenz stattfand, gab es in Dresden quasi Hamburger Wetter. Leider verbreiteten die Dresdner Spieler fast 50 Minuten lang im Angriff eine ähnliche, oft mit so einem Wetter verbundene, Tristesse. Wer nach dem Spiel gegen Hamm auf eine Reaktion beim HC Elbflorenz gehofft hatte, der wurde enttäuscht. Der HC bot einen 50-minütigen offensiven Offenbarungseid. Ein riesen Dank gilt hier schon einmal den 50 HC-Fans, welche die Mannschaft 60 Minuten bravourös unterstützten.
Wenn man sich die 1. Halbzeit insgesamt betrachtet, war es von beiden Mannschaften ein unterdurchschnittliches Zweitligaspiel. Das Dresdner Spiel war durchzogen von einfachen Fehlern und Fehlwürfen. Dabei kaufte der gut aufgelegte Aron Rafn Eðvarðsson im HSVH Kasten den Dresdner Spielern immer wieder Bälle, auch aus teilweise guten Wurfpositionen, ab. Auch Mario Huhnstock im Dresdner Tor zeigte seinerseits mit 13 Paraden eine gute Leistung. Was den Unterschied machte, wird an einer Sequenz aus dem 1. Spielabschnitt deutlich. Als der erstligaerfahrene HSVH-Rechtsaußen Stefan Schröder in der 21. Minute wegen einer Unbeherrschtheit eine rote Karte bekam und Norman Flödl seinerseits aufgrund der anschließenden Auseinandersetzung eine Zeitstrafe, brachten beide Teams in der Folge den 6. Feldspieler. Dabei konnte der HSVH zweimal in Überzahl treffen und die Dresdner scheiterten ihrerseits zweimal von Linksaußen aus gutem Winkel an Eðvarðsson. Beide Teams stellten insgesamt eine gute Abwehr mit guten Torhütern, einzig der HSVH schlug daraus mehr Kapital. Guten Dresdner Abwehrfunktionen folgte meist sofort ein unnötiger Ballverlust. Auch wegen diesen Ballverlusten blieb man z.B. zwischen der 3. und 12. Minute ohne einen einzigen Treffer und hatte so bis zur 22. Minute nur 4 Tore erzielt. So ging der HSVH mit einer 11:7 Führung in die Kabine. Dabei kam der HC zusätzlich schwer in die Begegnung, weil er sich häufig in Unterzahl wiederfand. HC-Coach Christian Pöhler war zumindest mit einer Sache nach dieser Halbzeit einverstanden: „Mit der Abwehr, vor allem der Unterzahlabwehr war ich heute sehr zufrieden.“ Er schränkte aber auch gleich ein: „Damit gewinnst du aber natürlich normalerweise kein Bundesligaspiel.“
„Was wir an Chancen vergeben haben, damit gewinnt man normalerweise kein Spiel.“ Diese Aussage des HSVH-Trainers Torsten nach dem Spiel war dann auch bezeichnend. Den Hamburgern reichte in den letzten 20 Minuten Spielzeit 4 Tore, um die Partie zu gewinnen. Die Basis für den ungefährdeten Sieg legte der HSVH in zehn starken offensiven Minuten zwischen der 30. und 40. Minute. Du diesem Zeitpunkt führten die Hanseaten mit 17:10. Der Vorsprung reichte trotz 5 schwacher HSVH Minuten am Ende des Spiels zum Sieg. In dieser wohl spielentscheidend Phase war es vor allem der sehr beweglich agierende Leif Tissier, der dem HC immer wieder Probleme bereitete. Bis zur 45. Minute scheiterten die Dresdner zweimal frei vom Kreis und HSVH-Keeper Eðvarðsson konnte seine 15. und 16. Parade für sich verbuchen. Danach konnten die Sachsen einen Strafwurf und den anschließenden Nachwurf nicht an HSVH-Torhüter Marcel Kokoszka im Tor unterbringen. Damit war die Partie gefühlt gelaufen. HC-Coach Christian Pöhler sagte nach dem Spiel dann auch zu Recht: „Mit unser Angriffsleistung kannst du in der 2. Liga kein Spiel gewinnen.“ Auch wenn die Hamburger vor den über 3000 Zuschauern in den letzten 5 Minuten die Konzentration verließ und der HC noch ein paar Tore gutmachte, änderte das nichts mehr am Ergebnis und am verdienten Sieg der Hausherren (21:18).
Fazit: Vor dem Spiel in Hamburg wurde an die dortige Mannschaft eine Art Charakterfrage gestellt. Es wurde nämlich bezweifelt, dass alle Spieler bei den Hamburgern schon die Ernsthaftigkeit der Tabellensituation verstanden haben. Die Dresdner nehmen nicht nur 0:2 Punkte wieder mit in die sächsische Landeshauptstadt, sondern auch eben diese Frage. Der HC konnte beim direkten Konkurrenten aus Hamburg aus seiner ansprechenden Abwehr-Torhüter-Leistung keinerlei Kapital schlagen. Torhüter Mario Huhnstock war der einzige Lichtblick an diesem Tag. In der Offensive scheiterte man zig mal am starken HSVH-Keeper, welcher eine überragende Leistung zeigte. Heruntergebrochen reichte dem Gastgeber aus der Hansestadt 10 starke Minuten in der Offensive um das Spiel zu entscheiden. Der HC schaffte es seinerseits zweimal nicht in 10 Minuten ein Tor zu erzielen.
Mit der dargebotenen Leistung hat sich der HC nun vor den kommenden zwei Heimspielen selber noch stärker unter Druck gesetzt.
Tore: Pulay , Jurgeleit 3, Emanuel 1, Dierberg, De Santis, Flödl, Kretschmer 4, Hoffmann 3, Greß 3, Kammlodt 1, Becvar 1, Quade 2, Kasal
Text: Wolfram Wegehaupt
Bilder: Stephanie Fleischer & Frank Rupprecht