HC Elbflorenz zeigt zwei unterschiedliche Gesichter – Dresden unterliegt Erstligaabsteiger Lübbecke in eigener Halle
Vor dem Spiel, dem erneut fast 2000 Zuschauer beiwohnten, war klar, dass sich beide Teams am Ende einer anstrengenden englischen Woche befanden und dass der HC Elbflorenz wie auch der TuS N-Lübbecke wichtige personelle Ausfälle zu beklagen hatten. Ganz unterschiedlich gingen beide Mannschaften damit in der ersten Halbzeit um. Zum Auftritt seiner Mannschaft im ersten Spielabschnitt sagte TuS-Trainer Michael Haaß: „Wir haben nahezu perfekt gespielt. Wir haben nicht damit gerechnet, dass die 1. Halbzeit so läuft und ein ganz anderes Spiel erwartet.“ HC-Rückraumspieler Ivar Stavast meinte hingegen: „Wir haben nur 30 Minuten Handball gespielt. Es ist schwer zu sagen, was da passiert ist. Wir waren gar nicht im Spiel.“ Die Dresdner Fans hingegen boten zwei sehr gute Halbzeiten, denn sie unterstützten ihr Team über die gesamten 60 Minuten bravourös.
In der 17. Minute, beim Stand von 9:12 aus Sicht der Dresdner, nahm HCE-Trainer Rico Göde seine erste Auszeit. Was der Dresdner Übungsleiter ansprach, dürfte bei einer 90-prozentigen Wurfeffektivität der Gäste klar gewesen sein. Der HC fand einfach keinerlei Zugriff auf den TuS-Angriff. Dabei agierte die Haaß-Sieben immer wieder stark über seinen Spielmacher Luka Mrakovcic, den Halblinken Marek Nissen sowie über sein Kreisläuferspiel. Nach der Auszeit unterlief dem HC Elbflorenz allerdings sofort ein Fehler und die Gäste erhöhten per Konter direkt auf 9:13. Zwischenzeitlich konnten die Dresdner auf 11:13 verkürzen, mussten dann aber, bedingt durch eine Unterzahl, den alten Abstand wieder hinnehmen (11:15). Nach einem Abspielfehler kassierten die Sachsen sogar das 11:16. Es wurde auch immer deutlicher, dass der HCE vor allem über sein Tempospiel erfolgreich war, es im Positionsangriff gegen die massive 6:0-Abwehr der Gäste allerdings an Durchschlagskraft fehlte. Dazu kam, dass die Tiger in der Schlussphase zwei klare Chancen nicht nutzten. So zog der Gast bis 13:19 und 14:20 weiter davon. Nach einem Dresdner Fehlwurf hatte der Aufstiegsfavorit sogar die Chance auf Sieben-Tore-plus zu erhöhen. Dies nutze der Gast dann auch durch den stark aufspielenden Nissen. Zudem kassierte der HC Elbflorenz wiederholt eine Zeitstrafe. Vor allem Nissen bekam der HCE nie in den Griff. Neben den Problemen in der Abwehr verloren die Hausherren zudem auch klar das Duell im Tor.
Der HC startete in Unterzahl und mit einem Fehler in die zweite Hälfte, sodass der Gast in Überzahl durch Jo Gerrit Genz zum 14:22 aus HCE-Sicht nachlegte. Nur ein paar Handballmomente später hatten die Dresdner den Vorsprung des TuS durch den Treffer zum 19:23 halbiert. Und der HCE halbierte in der Folge weiter und zwar auf einen Zwei-Tore-Rückstand (21:23). Anführer beim HC war in dieser Phase vor allem Ivar Stavast. Er ging voran und wurde bspw. von TuS-Kreisspieler Leos Petrovsky dabei einmal so regelwidrig gestoppt, dass dieser in der 40 Minute mit einer roten Karte vom Feld musste – allerdings eine sehr harte Entscheidung der Schiedsrichter. Mit Luka Mrakovcic brachte TuS- Trainer Haaß dann aber den spielentscheidenden Mann. Er verteilte in der Folge die Bälle klug oder traf selbst. Als die Sachsen acht Minuten vor dem Ende den Gast ins Zeitspiel zwangen, anschließend jedoch in doppelte Unterzahl gerieten, erhöhte der Erstligaabsteiger auf 28:32 und 28:33. Man muss den Dresdnern aber ein Kompliment dafür machen, dass sie auch das wegsteckten. Übergegangen in eine offensive Deckung, kam der HCE noch einmal zurück und verkürzte 90 Sekunden vor dem Ende auf 33:35. Im nächsten Angriff kam der HC Elbflorenz erneut in Ballbesitz. Nun griff aber das Kampfgericht ein und attestierte Lübbecke eine zuvor genommene Auszeit. Anschließend zog der schon erwähnte Mrakovcic einen Strafwurf, den der von der Linie an diesem Tag fehlerfreie Rutger ten Velde zum entscheidenden 33:36 verwandelte. Die Hausherren setzten danach mit dem 34:36 den Schlusspunkt in dieser Partie.
Fazit: Das Spiel war aus Sicht der Dresdner etwas wie ein heruntergefallenes Marmeladenbrot. In der ersten Halbzeit heruntergefallen und umso mehr die Sachsen in der zweiten Hälfte zubissen, wurde es immer schmackhafter. Nach 60 Minuten schmeckte es aber nur den Gästen. Am Ende brachte der Aufstiegsfavorit aus Lübbecke die Partie mit seiner Klasse nach Hause. Vor allem in der ersten Halbzeit spielte der Aufstiegsfavorit wie aus einem Guss. Während bei den Gästen das Torewerfen auf viele Schultern verteilt wurde, war es beim HC vor allem Ivar Stavast mit 8 Treffern und Lukas Wucherpfennig mit 12/9 Treffern die vorangingen. HC-Trainer Rico Göde kritisierte nach dem Spiel allerdings, dass in letzter Zeit immer die gleichen Spieler versuchen, die Kohlen aus dem Feuer zu holen.
Tore: Mohs, Mallwitz, Noack (alle Tor) Zobel, Wucherpfennig 12/9, Niestroj, Emanuel, Dierberg 2, Buschmann 2, Dumcius 4, Kretschmer 1, Stavast 8, Vanco, Mylonas, Schulz, Wellner 5
HC-Trainer Rico Göde wollte nach dem Spiel weder das extrem unterschiedliche Zeitstrafenverhältnis noch den personellen Ausfall von z. B. Spielmacher Sebastian Greß für die Niederlage verantwortlich machen: „Wir laufen unserer ersten Halbzeit hinterher. Das war nicht das, was wir wollten. In der zweiten Halbzeit ist es dann auch der Cleverness des TuS geschuldet, dass das Spiel so ausgeht. Es war auch im zweiten Spielabschnitt grundsätzlich schwer mit der Zeitstrafenanzahl. Da gibt es aber eben zwei Seiten. Ich war sicherlich nicht mit jeder Zeitstrafe einverstanden, aber auf der anderen Seite waren wir teilweise auch nicht clever genug. Die zweite Halbzeit war ohne Frage gut, aber mit 14:21 in die Pause zu gehen ist halt übel. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt und kommt dann noch einmal zurück, gegen so ein Spitzenteam wie Lübbecke reicht eine Halbzeit aber nicht. Damit gehen die Punkte auch verdient an den TuS.“
Wolfram Wegehaupt