Kein Zugriff in der Abwehr – HC Elbflorenz Dresden verliert gegen Lübeck-Schwartau und definiert das tabellarische „Niemandsland“
Personell war beim HC Elbflorenz vor dem Spiel schon klar, dass Lukas Wucherpfennig weiter fehlen würde und die Dresdner auch ohne den nach Ferndorf abgewanderten Christoph Neuhold antreten würden. Zudem ergab die Partie eine interessante Konstellation, da HCE-Rückraumakteur Nils Holger Kretschmer auf seinen Bruder Finn Kretschmer traf. Solche Bruderkonstellationen sind auch im Profisport eher die Ausnahme.
Die größte Freude herrschte bei den Tigern über die 717 Zuschauer, die nach 99 Tagen ohne Zuschauer den Weg in die BallsportARENA gefunden hatten und das Dresdner Team lautstark unterstützten. Es bleibt die Hoffnung auf einen ersten Schritt in eine gewisse Zuschauernormalität.
Für den VfL Lübeck-Schwartau eröffnete Mex Raguse nach knapp zwei Minuten den Torreigen, während die Dresdner direkt im Gegenzug durch Julius Dierberg ausgleichen konnten. In der siebten Minute ging der HCE durch einen Treffer von Sebastian Greß mit 3:1 in Front. Zuvor ließen beide Mannschaften die Treffsicherheit im Angriff vermissen. Bis zur 10. Minute gelang den Gästen aus dem Norden der 3:3 Ausgleich.
Nachdem bis zur Hälfte des ersten Durchgangs beide Teams im Gleichschritt (7:7) marschierten. Eine Überzahlsituation nutzten die Nordlichter dann zur 8:7 Führung, welche der HCE mit dem Treffer zum 8:8 beantwortete. Auffällig war, das mit zunehmender Spielzeit in der 1. Halbzeit die jeweiligen Abwehrreihen auf den gegnerischen Angriff weniger Zugriff hatten. In der 20. Minute hatte sich der HC Elbflorenz die Führung durch einen Treffer in Überzahl zum 11:10 zurückgeholt. Dies glichen die Lübecker durch einen „Wurfhammer“ von Nils Versteijnen aber schnell wieder zum 11:11 aus. Eine doppelte Überzahl nutzen die Dresdner dann zur 13:12 Führung. In der Folge vergab der HC allerdings eine freie Wurfchance gefolgt von einem einen Schrittfehler und einem Fehlwurf, sodass die Gäste bis Minute 29 auf 13:16 davonziehen konnten. Vor allem der Rückraum des VfL Lübeck-Schwartau war dabei sehr treffsicher. Eine Überzahl der Gastmannschaft brachte dann sogar noch das 13:17 per Siebenmeter. Arseniy Buschmann konnte dann nach knapp acht torlosen HCE-Minuten auf 14:17 verkürzen.
Nach dem Seitenwechsel nutzten beide Teams ihre jeweilige Überzahl zu Treffern (15:18). In der 34. Minute hatte sich der HC Elbflorenz dann wieder bis auf 17:18 herangekämpft. Oskar Emanuel traf im Nachwurf für den HCE. Drei Minuten später war das Spiel dann wieder ausgeglichen – Spielmacher Greß traf zum 20:20 und zwang Lübeck-Trainer Michael Roth zu einer Auszeit. Nach der taktischen Besprechung kamen die Gäste zum 20:21 und trafen wenig später durch einen Dresdner Fehler erneut, da der HCE in Unterzahl agierte. In der 43. Minute erzielte Arseniy Buschmann durch einen sehenswerten Schlagwurftreffer das 22:22. Beide Teams lebten in dieser Phase auch von der Fehlerquote des jeweils anderen und den Paraden beider Torhüter. Nach dem 23:23 geriet der HCE dann in Unterzahl und kassierte etwas unglücklich das 23:24. Anschließend verpassten die Dresdner bei angezeigtem Zeitspiel und anschließender Auszeit auch noch den Ausgleich. So traf der VfL immer noch in Überzahl durch den starken Mex Raguse zum 23:25. Da waren noch knapp 10 Minuten zu spielen. Fünf Minuten vor dem Ende scheiterte der HC Elbflorenz dann in Überzahl mit dem Versuch zum 27:27 auszugleichen. Anschließend war es aber Julius Dierberg der sich im Konter gegen drei Spieler durchsetzen konnte und zum Ausgleich traf. In der Folge blieb das Spiel spannend und drei Minuten vor dem Ende stand ein 29:29 auf der Anzeigetafel. Matej Klima erzielte anschließend für den VfL den 29:30 Führungstreffer. Bei noch 70 zu spielenden Sekunden beging der HC dann bei angezeigtem Zeitspiel ein Stürmerfoul. Als die Nordlichter im darauffolgenden Angriff den Ball verloren, agierte der HC Elbflorenz allerdings zu ungenau. Ein überhastetes Abspiel in den leeren Raum und raubte den Dresdnern die Chance zum Ausgleich. Kurze Zeit später nahm Gästetrainer Michael Roth seine letzte Auszeit um die verbleibenden 24 Sekunden zu besprechen. Die offensive Abwehr der Dresdner konnte anschließend den entscheidenden Treffer von Niels Versteijnen zum 29:31 Endstand nicht verhindern.
Fazit: Am Ende gewann mit dem VfL Lübeck-Schwartau das Team, das in den meisten Situationen einfach cleverer wirkte. Zudem bekamen die Dresdner die Rückraumspieler der Nordlichter, sowie deren Kreisspiel nicht in den Griff. Insgesamt agierte die Dresdner Defensive sehr schwach und ließ vor allem Rückraumspieler Mex Raguse zu viel Raum. Die Lübecker hatten an diesem Tag auf alle Dresdnern Bemühungen, das Spiel zu drehen, eine Antwort. So starten die Sachsen mit einer Niederlage in die Rückrunde.
Nach diesem Spiel definieren beide Teams eine Zone in der Tabelle, in die beide Mannschaften nicht wollen, nämlich das tabellarische Niemandsland. Für die Dresdner war die Partie im Blick auf die Zielsetzung und den starken Dezember ein Rückschlag. Für die Gäste ist es im Blick auf das Hinrunden-Ende ein weiterer Fortschritt.
Tor: Huhnstock/Mohs (beide Tor), Zobel 3, Emanuel 2, Dierberg 7/4, Buschmann 3, Dumcius 1, Kretschmer 1, Jungemann 2, Stvast, Greß 7, Vanco, Klepp 1, Schulz 2, Wellner
HC Elbflorenz-Trainer Rico Göde: „Wir können nicht zufrieden sein, vor allem mit unserer Defensivleistung. Das Problem war unsere Abwehr im Verbund mit den Torhütern. Vor allem Mex Raguse hatten wir nicht im Griff. Außerdem verlieren wir insgesamt zu viele Eins-gegen-Eins und Zwei-gegen-Zwei Duelle. Wir dürfen einfach keine 31 Gegentore bekommen und das teilweise auf zu einfache Weise. Mit dem Tempospiel und mit dem Angriff insgesamt bin ich über die 60 Minuten ganz zufrieden. Aber am Ende stehen wir ohne Punkte da, da unsere Abwehr heute nicht funktioniert hat.“
Wolfram Wegehaupt