HC hinterlässt viele fragende Gesichter
Wir schauen in die Vorbereitung zurück und müssen uns fragen: ist es dem HC Elbflorenz gelungen eine „Handball-Fata-Morgana“ zu kreieren? Die Frage hat nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel einen ganz realen Hintergrund. Nämlich den, dass der Unterschied zwischen Vorbereitung und Punktspielbetrieb so eklatant ist, dass Trainer Christian Pöhler bei der Pressekonferenz äußerte: „Ich erkenne manche Spieler nicht wieder.“
Eines können wir gleich zu Beginn festhalten, die HSG Rodgau Nieder-Roden war 60 Minuten das bessere Team. Die Hessen führten die gesamte Spielzeit, mit Ausnahme beim 3:3. Der erste Torschütze für die Gäste war der Halbrechts agierende Timo Kaiser. Der über die letzten Jahre beste Rückraumrechte der 3. Liga Ost war an diesem Tag von den Dresdnern kaum zu stoppen. Er traf achtmal für sein Team. Der HC Elbflorenz seinerseits begann sehr fehlerhaft. Als Adrian Kammlodt beim Stand von 0:1 einen Konter nicht an HSG-Keeper Marco Rhein vorbei im Tor unterbringen konnte, war das ein erstes schlechtes Omen. Zudem ist damit ein entscheidender Faktor für die Dresdner Niederlage genannt, nämlich HSG-Torhüter Rhein. Er nahm überragende neun freie Bälle der Dresdner weg und steuerte noch sieben Paraden aus dem Feld zum Sieg der Hessen bei. Dass Sebastian Greß in der 6. Minute für die Dresdner erst den Torbann brach, war schon wie in Springe ein Fingerzeig auf die folgende Dresdner Angriffsleistung. Am Ende der 1. Halbzeit war das Ergebnis aus Dresdner Sicht noch das Beste. Die Dresdner ihrerseits konnten sich des Öfteren beim eigenen Keeper Marcel Balster bedanken. Er zeigte gerade im 1. Abschnitt eine gute Leistung. So ging es mit 10:12 aus Dresdner Sicht in die Kabine.
Die 2. Halbzeit lief schon ein wenig, als Sebastian Greß mit einer dynamischen Aktion das 11:12 erzielte. Sein Gegner konnte ihn nur regelwidrig stoppen und bekam dafür eine Zeitstrafe. Nach der Aktion sendet der Dresdner Spielmacher ein paar klare Signale per Körpersprache an Fans sowie Mannschaft und man hatte Hoffnung, dass die zweite Halbzeit anders laufen würde. So kam es leider nicht. Zwar hatten die Fans verstanden und gaben noch einmal alles, die Mannschaft folgte aber nicht. So blieb im 2. Spielabschnitt vor allem im Angriff viel am HC-Spielmacher hängen. Zu viel für diesen Tag. Die Dresdner verwarfen vor allem Mitte der 2. Halbzeit reihenweise klarste Chancen und beraubten sich somit jeglicher Möglichkeit, vielleicht doch ins Spiel zurückzukommen. 15 Tore nach 49 Minuten waren dann auch Ausdruck für die HC-Angriffsleistung. Die Baggerseepiraten zogen weiter ihre Kreise und vergrößerten ihren Vorsprung Tor um Tor. In der 51. Minute führten die Gäste durch einen Treffer von Christian Weiß erstmalig mit sechs Toren (16:22). Eine offensive Abwehr der Hausherren in der Schlussphase blieb erfolglos, denn der Gegner erkannte immer wieder die Lücken und kam zu relativ einfachen Toren.
Fazit: In so viele fragende Gesichter hat man selten in der Dresdner Halle geschaut. Was auch kaum verwundert wenn ein Spiel mehr Fragen als Antworten hinterlässt. Die Dresdner Angriffsleistung gab wie schon in Springe Rätsel auf. Vor allem im gebunden Positionsangriff lief sehr wenig zusammen gegen eine sehr bewegliche HSG-Deckung.
Gäste Trainer Alex Hauptmann, bei dem es sich immer lohnt, bei einer Pressekonferenz gut zu zuhören, sagte nach dem Spiel: „Ein großes Kompliment an meine Mannschaft, sie hat ein Riesenspiel gemacht. Wir haben die Trainingsleistung der Woche stark auf die Platte gebracht. Es war ein geiles Spiel von uns. Man sollte hier nicht alles zu negativ sehen. Christian braucht Zeit und die Spieler die Zeit, um sein Spielsystem zu verstehen. Ich bin nun neun Jahre in Nieder-Roden und die Mannschaft spielt jetzt nach meinen Vorstellungen.“
Christian Pöhler sagte nach der Partie: „Wir sind maßlos enttäuscht. Das Ergebnis ist ernüchternd. Wir bekommen die guten Eindrücke aus der Vorbereitung einfach nicht in die Saison. Wenn man keine Tore schießt, kann man kein Spiel gewinnen. Ich erkenne manche Spieler nicht wieder. Auch mein Toleranzbereich ist langsam ausgereizt. Nach den letzten Eindrücken muss man sagen, nächste Woche in Großwallstadt sind wir Außenseiter. Vielleicht liegt das der Mannschaft derzeit mehr.“
Es bleibt zu hoffen, dass der Dresdner Trainer richtig liegt. Eines ist ohnehin klar, das „Wie“ muss sich beim nächsten schweren Auswärtsspiel ändern!
Tore: Balster/Meinl (beide Tor), Greß 7, Bastian 1, Hruščák 2, Boese 3/2, Buschmann 2, Desler, Göde 2, Kretschmer 1, Hoffmann, Kammlodt 1, Quade 3, Hartmann