Die Pokalreise des HC Elbflorenz geht weiter! – Dresden wirft den Erstligisten Minden sensationell aus dem Pokal und steht im Achtelfinale
Gerne vergisst man einmal, dass der HCE mit 16 Jahren immer noch ein sehr junger Verein im deutschen Profihandball ist. Der Stammverein der GWD Minden nähert sich bspw. schon der 100-Jahre-Marke. Insofern trafen beim Spiel der 2. Runde des DHB-Pokals HC Elbflorenz (2. Liga) gegen GWD Minden (1. Liga) nicht nur Ligawelten aufeinander, sondern auch Welten von der Tradition her. Eines war vor dem Spiel klar, damit die Dresdner eine Chance haben gegen den Erstligisten aus Minden, musste viel stimmen. Mithelfen konnte dabei leider nicht HC-Spieler Lukas Wucherpfennig. Der aktuell beste Torschütze der 2. Liga musste erkrankt passen. Ihn vertrat Rechtsaußen Oskar Emanuel und wie sich zeigen sollte, bravourös.
Eben dieser Emanuel traf dann auch nach knapp einer Minute zum 1:0 für die Hausherren. Zu Beginn musste sich der HCE gegen die kompakte „6:0-Abwehr“ der Gäste jedes Tor hart erarbeiten bzw. konnte Torwart Malte Semisch die Fehler der GWD-Abwehr immer mal wieder mit seinen Paraden ausbügeln. Auf der anderen Seite hatten die Dresdner den Positionsangriff der Gäste relativ gut im Griff, was sich auch bis zur Halbzeitpause nicht groß ändern sollte. So stand es nach knapp 15 Minuten 5:4 für die Hausherren, wobei der HCE da schon zwei Strafwürfe und zwei freie Würfe vom Kreis vergeben hatte. Dementsprechend war GWD-Torwart Malte Semisch der absolute Faktor im etwas stotternden Mindener Spiel und daran sollte sich 60 Minuten lang nichts ändern. Den dritten Strafwurf brachte der HC dann endlich an Semisch vorbei im GWD-Gehäuse unter und führte so 6:4 und wenig später durch einen Überzahltreffer 7:4. So leicht ließ der Erstligist aber nicht abhängen und hatte bis zur 23. Minute die Partie auf 8:9 gedreht. Die Dresdner blieben aber hartnäckig und hatten in Marino Mallwitz einen sich immer mehr steigernden Keeper. Beim Stand zum 12:10 für die Göde-Sieben kassierten die Gastgeber eine Zeitstrafe, welche die GWD aber nicht nutzen konnte, da HC-Keeper Marino Mallwitz dem Mindener Niclas Pieczkowski eine freie Wurfchance abkaufte. 30 Sekunden vor der Pause führte der HCE sogar mit 13:10. Danach hielt erneut Mallwitz und die Dresdner bekamen zwei Sekunden vor dem Ende der 1. Halbzeit einen Strafwurf zugesprochen. Dieser wurde dann von Julius Dierberg zum 14:10 eingenetzt. Insgesamt führten die Dresdner zur Halbzeit verdient, weil die Sachsen eine gute Abwehr-Torhüter-Kombination stellten und sich im Angriff immer wieder klare Chancen erspielten. Die GWD konnte sich vor allem bei Malte Semisch bedanken, der nicht nur in der 1. Halbzeit aus der Mindener Mannschaft herausstach.
Den ersten Treffer der 2. Halbzeit setzte GWD in Überzahl zum 14:11. Knapp zehn Minuten später führte der HCE immer noch mit drei Treffern (18:15). Danach zeigten die HCE-Torhüter Mallwitz und Noack einige herausragende Paraden, die Dresdner trafen aber mehrfach nicht zum 19:15. Nach einem Minden-Treffer schlugen die Hausherren dann aber zweimal zu und führten so mit 20:16. Nachdem Mallwitz erneut zwei starke Paraden gezeigt hatte, hatte der HCE zweimal in Überzahl sogar die Chance auf einen Fünf-Tore-Abstand zu erhöhen. Dies nutzten die Dresdner aber nicht und die Gäste aus Nordrhein-Westfalen robbten sich, angeführt von einem überragenden Malte Semisch im Tor, immer mehr an die Dresdner heran. Ein erfolgloser Angriff des HC brachte den Gästen dann die Möglichkeit auf das 23:23, was sie durch Linksaußen Mats Korte auch nutzten. Bei noch knapp drei Minuten zu spielen, blieb der HCE dann aber nervenstark und traf zum 24:23 per Strafwurf durch Ivar Stavast. Wieder zog die GWD durch Korte nach (24:24). Eine Minute vor dem Ende scheiterte der HC frei vom Kreis erneut an Semisch, blieb aber in Ballbesitz. Bei noch knapp 40 Sekunden zu spielen war es dann Mannschaftskapitän Sebastian Greß, der einen Siebenmeter herausholte. Den verwandelten Stavast erneut sicher. Die Mindener brachten den siebten Feldspieler und fanden sich zwölf Sekunden vor dem Ende sogar in normaler Überzahl wieder. Drei Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit war es dann Luka Sebetic, der im „6 gegen 5“ für die GWD einen Siebenmeter erwirkte. Tomas Urban trat nach abgelaufener Spielzeit zum Showdown gegen Marius Noack an und verlor. Danach ließen die über 1.000 Zuschauer in der Ballsport-Arena akustisch das Dach wegfliegen und Marius Noack wurde von seinen Mannschaftskollegen fast erdrückt.
Fazit: Die Dresdner zogen mit einem beherzten Auftritt verdient in das Achtelfinale des DHB-Pokals ein. Dies sah nach dem Spiel im Übrigen auch GWD-Trainer Frank Carstens so. Damit erreichten die Dresdnerin ihrer jungen Handballgeschichte erneut zwei besonderen Meilensteine, denn auch der Sieg gegen einen Erstligisten gehört dazu. Zudem machte die Mannschaft nach den durchwachsenen Auftritten zuletzt gute Werbung für sich selbst. „Ganz nebenbei“ konnten sich die Dresdner so wieder Selbstvertrauen für kommenden Aufgaben holen. Einen großen Anteil am Sieg hatten auch die mehr als 1.000 Zuschauer, die Energie für eine doppelt so volle Halle entwickelten.
HC-Trainer Rico Göde: „Wir haben uns einfach gezeigt, dass wir es noch können. Ich bin unglaublich glücklich darüber, dass wir das heute geschafft haben. Mich freut das für uns auch als Verein. Heute hat etwas funktioniert, was wir in den letzten Wochen doch sehr vermisst haben, nämlich unsere Abwehr. Da können wir halt dann auch so ein Spiel gewinnen und die Abwehr hat uns heute in Verbund mit den Torhütern das Spiel gewonnen. Auch wenn ich glaube ich noch nie ein Spiel gewonnen habe, bei dem der gegnerische Torhüter 46 Prozent der Bälle hält.“
Tore: Noack/Mallwitz (beide Tor), Zobel 1, Emanuel 4, Dierberg 2/2, Dumcius 1, Kretschmer, Jungemann 3, Stavast 4/3, Greß 4, Vanco, Klepp, Mylonas 3, Wellner 3
Wolfram Wegehaupt