HC haut das Stoppschild rein – Dresden beendet Bietigheimer Heimserie
HC-Trainer Rico Göde sagte nach dem Spiel etwas sehr Interessantes und etwas, was auf eine Entwicklung beim HC hinweist: „Wir müssen uns das einmal vergegenwärtigen. Wir fahren nach Hamburg und Bietigheim und haben derzeit das Potenzial und das Selbstvertrauen vorher zu sagen, ja wir wollen dort jeweils 2 Punkte holen.“
Sie kennen es vielleicht (von vor dem Lockdown!)!? Sie sitzen in ihrem Lieblingsresturant. Sie wollen sich etwas gönnen. Sie freuen sich auf ihr Lieblingsgericht. Der Abend startet verheißungsvoll. Freunde sind da und es gibt tolle Gespräche. Dann kommen die Speisen und ihre Vorfreude steigt und dann bekommen sie nicht einmal das falsche Gericht, nein sie bekommen nichts, nämlich „Niederlage Hamburg“. Sie gehen schlecht gelaunt nach Hause und überlegen sich dann doch irgendwann ihrem Lokal noch eine Chance zu geben und diesmal bestellen sie etwas anderes. Es ist das Gericht „Sieg Bietigheim“. Diesmal bekommen sie es und es schmeckt wunderbar. Manchmal belohnt man sich im Handball erst nach 120 Minuten. So geschehen bei den Dresdnern, welche diesmal in Bietigheim die Chance nutzten, die sie in Hamburg hatten liegenlassen.
Nach gewissen Startschwierigkeiten in den ersten Minuten, trat der HC ab Minute 5 immer mehr auf das Gaspedal. Nach dem die Göde-Sieben anfänglich mit 4:1 hinten gelegen hatte, konnte man in der 12. Minute erstmals die Führung holen (5:6). Torschütze war Phillip Jungemann vom Kreis. In der Folge bestimmten die Sachsen über weite Strecken die 1. Spielhälfte und führten immer mit 3 bis 4 Toren. Das Heimteam hatte seinen anfänglichen Schwung schnell verloren und nahm sich zudem aus der 2. Welle und schnelle Mitte oft zu überhastete Abschlüsse. Da die Hausherren aber zwischendurch auch immer wieder ihre individuelle Klasse aufblitzen ließen, blieben sie in Schlagdistanz. Auf Seiten der Dresdner lenkte Sebastian Greß das HC-Spiel sehr gut. Er verteilte die Bälle klug und war zudem selbst immer wieder erfolgreich. Die SG reagierte darauf mit einer vorgzogenen Deckung gegen den Spielmacher, aber die Gäste hatten Lösungen und zwar in den Personen von Mindaugas Dumcius und Ivar Stavast. Beide trafen bei der kurzen Deckung gegen Sebastian Greß jetzt häufig gegen eine überforderte Bietigheimer Defensive. So führten die Gäste zur Pause mit 14:17.
Die 2. Halbzeit war dann nichts für schwache Nerven. Zunächst hatte der HC alles im Griff und so lagen die Sachsen in Minute 40 mit 6 Treffern (16:22) in Front. Danach kam es zu einem massiven Bruch im Dresdner Spiel. Den Hausherren gelangen sage und schreibe 5 Treffer in Folge (21:22) und den Sachsen schien zunehmend die Luft auszugehen. Der HC begünstigte die Aufholjagd der 5 Spiele zuhause ungeschlagenen Bietigheimer mit leichten Fehlern, einem Fehlwurf aus sehr guter Position sowie einem fast 3-minütigen Spiel in einfacher bzw. doppelter Unterzahl. Die SG nutzte das zu ihrem Vorteil und ließ auch nicht nach, als Sebastian Greß nach 7 torlosen Minuten den HC mit dem Treffer zum 21:23 erlöste. Dem HC gelang sogar per Konter das 21:24. Die Gäste um Toptorschützen Christian Schäfer hatten aber anscheinend nur noch einmal kurz durchgeatmet und setzten dann zum nächsten Lauf an. Diesmal waren es ab dem 22:25 4 Treffer in Folge, sodass die SG in der 54. Minute durch Rechtsaußen Christian Schäfer mit 26:25 in Führung ging. Fast 45 Minuten hatte das Heimteam bis dahin nicht mehr geführt. Knapp 4 Minuten vor dem Ende führten die Baden-Württemberger dann sogar mit 2 Treffern (28:26). Tim Dalhaus hatte aus dem Rückraum getroffen. Doch der HC ließ nun keinen Treffer mehr zu und traf selbst noch 3mal, zum umjubelten Auswärtssieg. Erst waren es der bärenstarke Greß und dann Vanco die zum Ausgleich einnetzten (28:28). Als Bietigheim dann 40 Sekunden vor dem Ende von Rechtsaußen verwarf, kamen die Dresdner in Ballbesitz. Am Ende war es 4 Sekunden vor dem Ende Nils Kretschmer der vom Strafwurfpunkt verwandelte, nachdem Jonas Thümmler den Strafwurf herausgeholt hatte.
Fazit: Am Ende gewann die Mannschaft, die das Spiel über weite Strecken bestimmt hatte und das zum Teil klar. Dass es am Ende so spannend werden sollte, hätte man nach 40 Minuten kaum vermutet. Angeführt von einem bis zum Umfallen kämpfenden Sebastian Greß blieb man in der Schlussphase nervenstark, nachdem man die Partie fast noch abgegeben hätte. Der Erfolg ist darum sehr hoch einzuschätzen, wenn man die knappe Niederlage in Hamburg einrechnet und zudem auf die Qualität und die zuletzt vollzogene Serie des Heimteams schaut. Auf Seiten der SG waren Außen Christian Schäfer und eine starker Jonas Link im Rückraum die besten Akteure. Das Duell der Keeper konnte Mario Huhnstock erneut für sich entscheiden. Dabei hielt er hin und wieder spektakulär. Auch erwähnt werden soll Ivar Stavast, welcher im HC-Dress sein bisher bestes Spiel machte.
Rico Göde zum Spiel: „Wir spielen außer zu Beginn eine starke 1. Halbzeit und haben insgesamt im Spiel eine gute Abwehr-Torhüter-Kombination. Vielleicht hatten wir auch hier und da etwas mehr Matchglück im 1. Spielabschnitt. Dass der SG-Trainer während der 1. Halbzeit seinen absoluten Top-Torhüter rausnimmt, habe ich so auch noch nicht erlebt und es zeigt auch, dass wir sehr gut getroffen haben. Der Einbruch nach der 40 Minute ist mir dann etwas zu stark. Entscheidend ist für mich ist aber heute etwas anderes und zwar die Endkampfgestaltung. Es ist wichtig, dass wir das heute so nervenstark geschafft haben. Das war auch schon anders und bringt das Team weiter.“
Tore: Mohs/Huhnstock/Noack (alle Tor) Wucherpfennig 3/1, Emanuel, Dierberg, Buschmann, Dumcius 5, Kretschmer 4/2, Jungemann 3, Stavast 5, Greß 7, Vanco 2, Quade, Kasal, Thümmler
Wolfram Wegehaupt