HC reist als Außenseiter nach Nordhorn
Na, wer ist die Nummer 1 in der Heimtabelle der 2. Liga? Genau, der nächste Gegner des HC, die HSG Nordhorn-Lingen. 15:1 Punkte aus 8 Spielen holte das 2-Städteteam in der eigener Halle. Insgesamt steht die HSG derzeit mit 21:13 auf Platz 9. Nicht nur im Blick auf die letzten Dresdner Auftritte macht das den Verein aus Niedersachsen zum klaren Favoriten für die kommende Partie. Das 512. Zweitligaspiel bestreitet der Verein aus der Nähe von Münster gegen den HC. In den letzten 10 Jahren war die HSG dabei nie schlechter als Platz 10 in der 2. Liga. Schon von 1993 bis 1999 spielte Nordhorn in der 2. Handball-Bundesliga. 1999 gelang dann sogar der Aufstieg in Liga Eins. Die beste Platzierung erzielten die Niedersachsen dort in der Saison 2001/2002, als man sich am Ende nur knapp dem THW Kiel geschlagen geben musste und Vizemeister wurde. 2008 gelang den Niedersachsen dann sogar mit dem Gewinn des EHF–Pokals der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Allerdings begleiteten die HSG in dieser Zeit auch immer wieder negative Schlagzeilen auf Grund wirtschaftlicher Probleme. Da half auch die Aufnahme der Stadt Lingen in den Vereinsnamen und die damit verbundenen Zuwendungen aus dem Emsland und der Stadt Lingen nichts. Die wirtschaftliche Lage blieb prekär und führte 2009 zur Insolvenz. Dieser zog den Zwangsabstieg in die 2. Bundesliga nach sich. In der 2. Liga ist die HSG nun seit Jahren eine feste Größe.
Aus einem starken, ausgeglichenen und eingespielten Kader seien hier nur die „Filetstücken“ genannt! Im Tor ist Björn Buhrmester, der aus seinen Zeiten bei GWD Minden und dem TuS N-Lübbecke bereits über Erstligaerfahrung verfügt, seit Jahren eine sichere Bank und zählt in der Liga zu den stärksten Vertretern seiner Zunft. Auf der linken Aufbauposition ist Jens Wiese ein zuverlässiger Torgarant. Der niederländische Allrounder Patrick Miedema, eigentlich gelernter Linksaußen, sowie Eigengewächs und Kapitän Alexander Terwolbeck, beides sehr schnelle und spielstarke Akteure, ergänzen sich vorzüglich auf der Spielmacher-Position. Sehr stark besetzt ist der linke Flügel der HSG. Dort teilen sich der 2016 vom TUSEM Essen gekommene Lasse Seidel, aktuell erfolgreichster Torjäger im Team, und der tschechische Nationalspieler Pavel Mickal die Einsatzzeiten. Die Nummer 1 auf der rechten Außenbahn ist der 19jährige Yannick Fraatz. Am Kreis besitzt die HSG massive Durchschlagskraft, denn beide Kreisspieler, Luca de Boer und Toon Leenders, sind 2 Meter groß und bringen auch die entsprechenden Masse mit. Trainer Heiner Bültmann – bei der HSG seit 9 Jahren im Chefsessel – kann also ein ganz starkes Team an den Start schicken. Zudem ist die HSG mit im Schnitt über 2500 Fans pro Spiel der bisherige Zuschauerkrösus und kann so auf seine Fans auch in schwierigen Heimspielsituationen zählen.
Die HSG vor schwierige Situationen stellen, das wöllten die Dresdner beim nächsten Auswärtsspiel nur allzu gern. Allerdings müssen die Sachsen zunächst einmal versuchen, in Nordhorn wieder zu mehr Stabilität zu finden. Dafür können auch kleine Schritte wichtig sein. Vielleicht können die Dresdner ja ohne den Erwartungsdruck etwas befreiter aufspielen, als das zuletzt gegen die HSG Konstanz der Fall war. Im letzten Heimspiel wirkte das Team doch etwas verkrampft. Natürlich kann man die nun schon lange andauernde Verletzungsproblematik beim HC nicht wegdiskutieren und es wird auch im Verlauf der Saison immer schwerer dies zu kompensieren. Allerdings kann das Team bei weitem besser spielen als im letzten Heimspiel. Die Dresdner haben in dieser Saison schon gezeigt, dass sie trotz des Fehlens von wichtigen Akteuren, zu starken Leistungen in der Lage sind. Dazu braucht der Aufsteiger aber in jedem Spiel auf ein oder zwei Positionen Leistungen, die klar herausstechen und das hat zuletzt teilweise gefehlt. Warum nicht gerade Nordhorn die Außenseiterrolle nutzen und die Wende mit einer beherzten, konzentrierten und disziplinierten Leistung einleiten! Aufbauspieler Gabriel De Santis sieht eine Chance: „Wir haben in dieser Woche bis jetzt gut gearbeitet, um gewisse Ungenauigkeiten zu korrigieren. Jede Mannschaft hat auch mal Phasen wo es etwas schlechter läuft. In solchen Phasen geht es darum den Trend wieder zu brechen. Am Sonntag steht uns in Nordhorn eine schwere Aufgabe bevor, aber mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung können wir vielleicht etwas mitnehmen.“
Mannschaftskapitän Arseniy Buschmann sieht realistisch aber auch zuversichtlich auf das kommende Spiel: „Wir stecken im Abstiegskampf! Es ist wichtig, dass wir unseren Fehlern lernen und diese möglichst auf ein Minimum reduzieren. Nordhorn ist eine starke Mannschaft, dort haben wir aber auch die Chance unseren Frust aus den letzten Spielen rauszuspielen.“
Wolfram Wegehaupt