HC nie richtig im Derbymodus – Dresden verliert Ost-Derby gegen Dessau
Im Hinblick auf die bisher starke Hinrunde der Dessauer, der aktuellen positiven Ligaserie der Dresdner von fünf Ligaerfolgen in Serie und hinsichtlich der tollen Auftritte beider Teams im DHB-Pokal, waren die Erwartungen beider Mannschaften und Fanlager groß, was den Ausgang der Partie angeht. Am Ende konnte aber nur ein Team diese Erwartungen erfüllen.
Nach knapp sechs Minuten hatte Ivar Stavast für die Dresdner das dritte Tor zum 3:5 erzielt und appellierte danach heftig in Richtung seiner Abwehr. Der Grund dafür war die bis dahin geleistete Abwehrarbeit der Sachsen. Diese sollte dann auch nahezu 60 Minuten ein Thema bleiben. HCE-Kreisspieler Leon Wellner sagte nach dem Spiel: „Dessau war einfach von Beginn an mehr im Derby drin.“ Die Gäste aus Sachsen-Anhalt hatten bis dahin einen blitzsauberen Angriff nach dem anderen im Tor des HCE untergebracht und in Timo Löser einen ganz sicheren Schützen. In der Folge gelang den Dresdnern bis in Minute zehn das 5:5 – bedingt durch eine Überzahlsituation. Was Löser bei den Gästen, war zu Beginn Ivar Stavast beim HC Elbflorenz. Er traf entweder selbst bzw. holte gleich mehrere Strafwürfe heraus. Nur kurze Zeit später sah sich HCE-Trainer Rico Göde jedoch zu seiner ersten Auszeit gezwungen, weil die Sachsen mit 5:8 zurücklagen. Der HCE kam nach der Auszeit aber zunächst nicht zurück in die Partie, auch weil die Sachsen in der Defensive weiterhin keinerlei Zugriff fanden und auf der Torhüterposition bis dahin nicht ins Spiel kamen. Weiterhin auffällig bis zum 6:11 war, dass die Abwehr des HC gegen den DRHV-Rückraumlinken Timo Löser überhaupt keine Mittel fand. Danach fing sich der HCE bis zum 10:12 etwas, kassierte dann aber innerhalb kurzer Zeit zwei Zeitstrafen. Außerdem folgte das 10:13 vom Strafwurfpunkt. In der 27. Minute nahm dann der Dessauer-Coach Uwe Jungandreas seinerseits eine Auszeit, denn die Sachsen hatten auf 13:14 verkürzt. In dieser Zeit leisteten sich die Dessauer ein, zwei Unkonzentriertheiten und fanden in der Defensive ebenso wenig Zugriff. Am Ende stand es nach 30 Minuten einer keineswegs unfair geführten, aber mit vielen Zeitstrafen daherkommenden Halbzeit 13:17, weil die Dessauer besser aus der Auszeit kamen und die Dresdner mehrfach ihre Angriffe nicht für Tore nutzten. Nach der ersten Halbzeit musste man konstatieren, dass die Landeshauptstädter dem Angriffsspiel der Gäste und vor allem der Spielführung des Dessauer Mittelmanns Vincent Sohmann wenig entgegenzusetzen hatten.
Der HC Elbflorenz probierte es zu Beginn der zweiten Halbzeit offensiver in der Abwehr – aber Dessau fand mit Spielmacher Sohmann immer wieder Lösungen. Gelang dem HCE dann einmal eine gute Abwehrsequenz, wie beim 15:20, nutzte man sie nicht. Nachdem die Gäste bei drohendem Zeitspiel gegen den Pfosten geworfen hatten, sprang den Sachsen der Ball an den Fuß und Dessau traf wenig später doch zum 15:21. Nur Sekunden später vergab der HCE aus der schnellen Mitte heraus eine klare Chance zum 16:21. So nahm Heimcoach Göde in Minute 39 die nächste Auszeit. Es änderte sich danach aber wenig, denn Dessau blieb spielbestimmend und führte in Minute 44 mit 24:17. Dabei scheiterten die Sachsen auch immer wieder an Philip Ambrosius im Kasten der Sachsen-Anhaltiner. Als HC-Kapitän Greß für den HCE sein 900. Tor zum 19:25 warf, waren noch etwas weniger als 15 Minuten zu spielen und die Sachsen in eine 4:2-Deckung übergegangen. Die Gäste störte dies aber nicht, denn Vincent Sohmann hatte auf der Spielmacherposition des DRHV weiter alles im Griff. Zudem ließ der HCE gleich mehrfach klare Chancen ungenutzt. Der Dessauer Torwart Ambrosius hatte bis dahin schon acht Paraden in der zweiten Halbzeit auf der Habenseite. So führte der Gast aus Sachsen-Anhalt zehn Minuten vor dem Abpfiff mit 21:27. Der Rest des Spieles ist schnell abgehandelt, denn die Gäste aus Dessau spielten die Partie souverän nach Hause.
Fazit: Die Dessauer zeigten den Dresdnern an diesem Tag den Unterschied in der aktuellen Zweitligatabelle klar auf. Bei aller positiver Tendenz der letzten Spiele müssen sich die Dresdner eingestehen: Mit der Ligaspitze konnte man an diesem Tag nicht mithalten. Im Hinblick auf das Spiel hatten die Gäste in Vincent Sohmann und Timo Löser vor über 1.700 Zuschauern die überragenden Akteure und in Torhüter Philip Ambrosius, den an diesem Tag besten Torhüter zwischen den Pfosten. Er konnte 18 Paraden bei 21 Dresdner Fehlwürfen für sich verbuchen. Zudem stellte der Dessauer Trainer Uwe Jungandreas nach dem Spiel zu Recht fest: „Nach den letzten Spielen des HCE hatten wir uns das vor allem im Angriff schwerer vorgestellt. Zudem hatten wir auf alles, was der HC heute in der Abwehr probiert hat eine Antwort.“
So geht der HC Elbflorenz mit einer durchwachsenen Bilanz von 16:20 Punkten in die WM-Pause und muss sich für das letzte Spiel der Hinrunde in Balingen sowie die Rückrunde auf Basis einer gründlichen Analyse ebenso gründlich vorbereiten.
HC-Trainer Rico Göde nach der Partie: „Uwe hat das Spiel gut zusammengefasst. Wir verlieren einfach zu viele Zweikämpfe, vor allem gegen Sohmann und Löser. Die ersten Angriffe zeigen dann schon schnell, wo unsere Probleme heute lagen. Es war teilweise zu einfach für den Gegner. Obwohl wir in der ersten Halbzeit nie so richtig weg waren, waren wir auf der anderen Seite aber auch nicht richtig da. Insgesamt verwerfen wir heute auch einfach zu viel. Wir lassen vor allem in der zweiten Halbzeit zu viel liegen, gerade im Tempospiel. Wir wollten den Dezember eigentlich anders abschließen und unsere Serie weiter ausbauen.“
Tore: Mallwitz/Noack (beide Tor), Zobel 2, Wucherpfennig 5/4, Niestroj 1, Emanuel 1, Dierberg, Buschmann, Dumcius 5, Kretschmer, Jungemann, Stavast 4, Greß 4, Klepp 1, Wellner 1, Vanco 1
Text: Wolfram Wegehaupt
Foto: Stephanie Fleischer