Vierter Sieg in Serie für den HC Elbflorenz – Dresden kämpft Essen in der Defensive nieder
Die Essener waren vor dem Spiel in Dresden eines der vier Teams, welche in der Liga den aktuell besten Trend aufzuweisen hatten. Ausdruck dafür war vor der Partie die Bilanz von sechs Siegen aus den letzten sieben Spielen. Dabei zeigte TUSEM in allen Partien guten Handball und gewann teilweise sogar souverän. So war es kaum verwunderlich, dass die Sachsen vor dem Spiel gegen Essen von einem richtigen Gradmesser sprachen.
Nach etwas mehr als zwölf Minuten hatte TUSEM-Trainer Michael Hegemann genug gesehen und nahm seine erste Auszeit. Zu dieser Zeit lag seine Mannschaft mit 3:2 zurück. Der HCE stellte wie die Essener bis dahin eine starke Abwehr mit ebenso guten Keepern dahinter. Vier Minuten nach Hegemann nahm HC-Trainer Rico Göde seinerseits eine Auszeit, weiterhin stand es 3:2 für die Hausherren und es dominierten weiterhin die Abwehrreihen. Nach der Auszeit konnte sich auf Dresdner Seite dann Ivar Stavast durchsetzen und wurde regelwidrig gestoppt. Den dazugehörigen Strafwurf verwandelte Lukas Wucherpfennig zum 4:2 für die Landeshauptstädter. Danach agierte der HC in doppelter Unterzahl und Essen konnte ebenfalls per Strafwurf auf 3:4 verkürzen. Nach einem Dresdner Fehler kamen die Gäste dann per Konter zum 4:4 – ein weiterer Konter brachte anschließend das 5:4. Da die Sachsen im folgenden Angriff erneut den Ball unnötig verloren, war es erneut der Essener Außenspieler Finley Werkschull, der für TUSEM zum 6:4 per Konter traf. Eine Überzahlsituation mit anschließendem Strafwurf und ein Konter auf Seiten der Dresdner brachten aber wieder den Ausgleich zum 6:6. Die Torschützen waren auf Seiten des Heimteams Lukas Wucherpfennig und Julius Dierberg. Die Dresdner Flügelzange erzielte an diesem Tag insgesamt 15 Tore. In dieser Phase des Spieles fanden sich die Sachsen oft in Unterzahl wieder und die Essener waren vor allem über das Tempospiel erfolgreich. So führte die Mannschaft aus dem Ruhrpott nach 25 Minuten mit 9:7. Die Dresdner zogen aber erneut zum 9:9 nach. Leider nutzten die Sachsen im Anschluss eine Chance vom Kreis zum 10:9 nicht und kassierten postwendend per Konter das 9:10. Mit 10:10 ging es dann in die Kabine, da die Dresdner 20 Sekunden vor der Halbzeit noch einmal trafen. Das war der Schlusspunkt auf eine emotionale, kampfbetonte und durch die Abwehrreihen dominierte Halbzeit. Vor allem die Dresdner nahmen dabei eine Hypothek mit in die zweite Halbzeit, waren doch mit Nils Kretschmer und Arseniy Buschmann gleich zwei Akteure mit zweimal „2 Minuten“ vorbelastet.
Die zweite Spielhälfte war in den ersten 15 Minuten eine Dublette der ersten Halbzeit. Beide Abwehrreihen spielten aufopferungsvoll. So stand es nach 44 Minuten 15:15. Dann trafen die Essener aber zweimal in Person des Rückraumrechten Alex Schloss zum 16:15 und 17:15. HCE-Trainer Rico Göde nahm aus diesem Grund die nächste Auszeit, um seiner Mannschaft Tipps für das Angriffsspiel mitzugeben. Nach der Auszeit mussten die Dresdner aber im Angriff gar nicht so viel investieren, denn man kam durch zwei Fehler der Gäste zu zwei leichten Toren. Anschließend hatten die Sachsen gleich dreimal die Chance in Führung zu gehen. Einmal beim 17:17 und zweimal beim 18:18. Auch die vierte Gelegenheit, gegen nun etwas nervös agierende Essener, nutzten die Sachsen beim 18:18 aber nicht. Als man aber anschließend erneut den Ball gewinnen konnte, war es der an diesem Tag sehr gut aufgelegte Julius Dierberg, der die fünfte Chance per Konter zum 19:18 nutzte. Die knapp 900 Dresdner Fans standen Kopf – das steigerte sich anschließend noch, als Ivar Stavast bei angezeigtem Zeitspiel per Schlagwurf zur ersten Zwei-Tore-Führung traf (21:19). Als dann noch HCE-Torwart Marius Noack knapp vier Minuten vor dem Ende TUSEM-Rechtsaußen Felix Klinger einen Strafwurf abkaufte, hatten die Hausherren sogar die Chance mit drei Toren in Führung zu gehen. Dies gelang den Dresdnern aber nicht – der TUSEM kam hingegen durch Justin Müller zum 21:20-Anschluss. Knapp 1:30 Minute vor dem Ende kamen die Dresdner noch einmal in Überzahl, gaben nach einem technischen Fehler den Ball aber 50 Sekunden vor dem Ende ab. Essen nahm 16 Sekunden vor dem Ende seine letzte Auszeit und brachte anschließend den siebten Feldspieler. Bei Zeitspiel riskierte der Gast dann fünf Sekunden vor dem Ende alles, scheiterte aber mit seinem Wurf nach Kempatrick an HCE-Torhüter Marino Mallwitz. Dieser tauchte gedankenschnell in die kurze Ecke des Tores ab und hielt seinen dreizehnten Ball. Der Rest war überschwänglicher Dresdner Jubel.
Fazit: In dieser Liga ist jeden Spieltag alles möglich, das muss man sich immer wieder bewusst machen. Für die Dresdner könnte der Sieg gegen TUSEM aber für die kommenden Partien eine Schlüsselfunktion haben, denn Essen kam mit einigen Vorschusslorbeeren nach Sachsen. Am Ende gewannen die Landeshauptstädter die Partie knapp, weil sie in der Schlussphase zwei oder drei Schlüsselmomente auf ihrer Seite hatten. Auch wenn es kein Spiel für Angriffsästeten war, war es trotzdem ein Spiel was begeisterte und sehr viel Emotionen bereithielt. Dies lag im Blick auf die Defensive an beiden Mannschaften. Insofern war der vierte Sieg in Serie für die Dresdner hart erkämpft und auch wenn es „nur“ zwei Punkte gab, war es ein Erfolg mit einem besonders süßen Geschmack.
Tore: Mallwitz/Noack (beide Tor), Wucherpfennig 7/5, Emanuel, Dierberg 8, Buschmann, Dumcius, Kretschmer, Jungemann, Stavast 3, Greß 2, Vanco, Klepp, Wellner
HCE-Trainer Rico Göde: „Ob der Sieg bei so einer engen Partie verdient ist, das weiß ich nicht genau. Wir hatten beim 17:17 und 18:18 vier oder fünf Gelegenheiten einmal in Führung zu gehen und vielleicht etwas mehr Ruhe in unser Spiel zu bringen. Es lief heute bei beiden Mannschaften viel über die Abwehr. Ich habe hier gegen Essen schon ganz andere und viel torreichere Spiele erlebt. Heute hatten wir den starken Angriff von Essen sehr gut im Griff. In beiden Halbzeiten nur jeweils zehn Gegentore gegen so eine Mannschaft ist stark. Über den Angriff will ich gar nicht wieder reden. Es erinnerte mich etwas an ein Spiel aus Zeiten, in denen Partien noch schwarz und weiß im TV liefen. Es war eben die Leistung hinten, die das Spiel entschied. Essen war ein wirklicher Gradmesser. Der Sieg sollte uns weitere Kraft und Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben geben. Dass wir am Samstag gegen Rostock auch vorne wieder bessere Lösungen finden müssen, steht außer Frage.“
Wolfram Wegehaupt
Fotos: @sportografin | Stephanie Fleischer