Sachsenderby in Aue! – HC will keine Aufbauhilfe leisten
„Wir leben noch“, sagte EHV-Aue Manager Rüdiger Jurke nach der letzten knappen Niederlage in Coburg. Wer so etwas extra betont, hat offensichtlich lange auf ein Lebenszeichen gewartet. Neben solchen Lebenszeichen ist das Wort Krise beim kommenden Auswärtsgegner allgegenwärtig. Der Zweitliga-Dino, welcher gegen den HC sein 844. Zweitligaspiel bestreitet und derzeit in seiner 25. Zweitligaspielzeit ist, steht aktuell mit 4:26 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Zuletzt verlor das Team 9-mal in Folge. Der schon 21 Jahre für den EHV tätige Manager Rüdiger Jurke sprach nach der letzten Heimniederlage gegen Essen von „derzeit fehlender Qualität“ und davon, nach einem eventuellen Abstieg „alles dafür zu tun wieder aufzusteigen“. Allerdings ist die Spielzeit noch lang und viel kann noch passieren. Überhaupt hat Jurke bisher alles versucht, was man in so einer Situation halt macht. Da wurde nach der 19:41 Niederlage in Bietigheim bspw. von einer der schwächsten Leistungen in der EHV-Geschichte gesprochen. Dann wurde das Team wieder für den Kampfgeist (siehe Heimniederlage gegen Essen oder Auswärtsspiel in Coburg) gelobt. Ein Spieler wieder der sehr erfahrene Alexander Koke wurde nachverpflichtet. Zuletzt sprach Jurke davon, der Mannschaft auch im „mentalen Bereich“ helfen zu wollen. Mit Eric Meinhardt kam sogar der lange verletzte Kapitän unlängst zurück. Die Erwartungen an seine Rückkehr sind und waren sehr groß, aber auch ein Sieg mit ihm als Rückkehrer gelang bisher nicht. Zudem hat der EHV auch Verletzungssorgen. Allerdings haben die auch andere Teams, die Dresdner wissen ein schier nicht endendes Lied davon zu singen. Das Vertrauen in Trainer Stephan Swat, er rettetet die Auer in der letzten Spielzeit vor dem Abstieg, hat man im Erzgebirge bisher jedoch noch nicht verloren. Manager Jurke schloss zuletzt aus, hier eine Veränderung vorzunehmen. Dafür muss man ihm in der heutigen schnelllebigen Sportzeit Respekt zollen. Der Kader der Auer unterlag vor dieser Saison schon einer gewissen Veränderung. In der Chemnitzer Morgenpost gab Jurke unlängst zu: „Wir alle, und somit auch ich, haben den Abgang unseres isländischen Trios unterschätzt.“ Der derzeitige Kader ist eigentlich eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Die derzeitigen Leistungsträger bei den Auern sind natürlich Kapitän und Spielmacher Eric Meinhardt, der erfahrene Torhüter Robert Wetzel, der nicht weniger erfahrene Aufbauspieler Janar Mägi oder der zweitligagestählte Rückraumschütze Marc Pechstein. Dazu kommen mit Kreisspieler Phillip Jungemann oder Rückraumrechts Gregor Remke gute junge Spieler aus der Leipziger Handballschule.
Die Auer werden versuchen, sich gerade durch das Sachsenderby wieder aus der Krise zu ziehen. Trainer Swat wird die Mannschaft mehr denn je bei der Ehre packen und nichts passt da besser, als dem sächsischen Neuling zu zeigen, was der sächsische Zweitliga-Dino kann. Auf der anderen Seite ist auch klar, gerade weil solche Derbys immer emotional aufgeladen sind und weil die Auer Situation ist wie sie ist, könnten die Dresdner mit einem Erfolg in Aue, sich den sächsischen Konkurrenten weit vom eigenen Leib halten. Bei allen Emotionen sollte nicht vergessen werden, der EHV ist für die Dresdner immer noch ein direkter Gegner im Blick auf den Klassenerhalt.
In Dresden freut man sich natürlich auf das Derby. Die Mannschaft hat sich in dieser Woche intensiv auf Partie vorbereitet. Die Ausgangslage vor dem Spiel steht aus Sicht der Landeshauptstädter bei 50:50. Was auch daran liegt, dass die Dresdner in dieser Saison auswärts noch keine Bäume ausgerissen haben. Das Spiel ist von der mentalen Schwierigkeit nicht anders einzuschätzen als eine Partie in Hamm oder Balingen. Zudem ist die Personalsituation weiter angespannt. Ein wirklicher Favorit ist trotz der Tabellenkonstellation nicht wirklich auszumachen. Trotzdem fährt der HC nicht nach Aue um sächsische Aufbauhilfe zu leisten. Es geht ganz klar darum, den Bock in fremder Halle endlich umzustoßen. Dafür braucht es aber eine weitere Steigerung des Teams. Im Rimpar-Spiel hatte das Team im Blick auf das Ungleichgewicht von linker und rechter Rückraumseite aus Sicht des HC-Trainers Christian Pöhler „einen kleinen Schritt nach vorn gegeben“. Dies heißt es auszubauen, denn das könnte ein Schlüssel zum Erfolg sein. Dabei kann sich das Dresdner Team auf zahlreiche Unterstützung freuen, denn wohl mehr als 100 Fans werden den Weg nach Aue finden. Das wäre in der HC-Geschichte eine bisher einmalige „Fanwanderung“. Allein im Blick auf diese Unterstützung lohnt es sich 60 Minuten alles in Waagschale zu werfen!
Kreisspieler Norman Flödl hat auch schon richtig Lust auf die Partie: „Ich erwarte ein richtiges Derby. Es deutet sich an, dass viele unserer Fans dabei sein werden. Dementsprechend wird das eine richtige heiße Atmosphäre. Auch darum, weil Aue sich in den letzten Wochen wieder stärker gezeigt hat. Zudem ist auch für Aue ein besonderes Spiel und sie werden besonders motiviert sein. Da wollen wir gegenhalten und nun auch endlich auswärts punkten.“
Wolfram Wegehaupt