Noch nie sind Dresdner Spieler wie Fans so weit zu einem Heimspiel gefahren. Es war als hätte „eine Prinzessin den Frosch Brüderhalle heftig geküsst“ und dieser hätte sich dann in eine kleine feine Heimspielhalle verwandelt. Über 300 Zuschauer waren am Freitag in die Leipziger Halle gekommen, über 200 davon waren für Dresden. Auch weil der Dresdner Vereinspräsident Uwe Saegeling den „Fanschachzug“ des HCE-Handballjahrzehnts vollzogen hatte. Dementsprechend war die Atmosphäre phänomenal. HCE-Trainer Christian Pöhler sagte nach der Partie: „Es gab Phasen in denen uns diese Unterstützung sehr geholfen hat.“
Schnell waren die Dresdner im Derby drin und fast genauso schnell nahm Gästetrainer Nils Kühr die Auszeit, nämlich schon nach 3 Minuten. Da führte der HC Elbflorenz schon 0:2 durch Tore von Buschmann und Boese. 6 Minuten brauchten die Gastgeber, um die bis dahin gute Dresdner Defensive zu überwinden und zwar von Halbrechts durch Steve Baumgärtel. Während aber der schon erwähnte Arseniy Buschmann in der 1. Halbzeit der ganz klare Chef im handballerischen „HC-Ring“ war, spielte das LVB-Halbduo Baumgärtel (rechts) und Heinig (links) über weite Strecken des 1. Spielabschnitts keine Rolle. Trotzdem kam der LVB nach der Auszeit Schritt für Schritt besser ins Spiel. Nachdem sich der HCE in der 9. Minute seinen ersten Fehlwurf geleistet hatte, konnten die Messestädter kurz danach auf 4:5 verkürzen und sogar wenig später durch ein Kontertor zum 5:5 ausgleichen. In der Folge blieben die Dresdner aber wieder leicht spielbestimmend und hatten sich in der 24. Minute eine 8:12 Führung erarbeitet. Doch so wie die ersten 5 Minuten der Partie ganz klar an den HC gingen, so gingen die letzten 5 Minuten an die Hausherren. Die Dresdner nutzen in dieser Phase wirklich nicht mal die besten Chancen, um Tore zu erzielen. Das bestrafte der LVB im Gegenzug meist über die 2. Welle sofort und kam Tor für Tor heran. Kurz vor Schluß hatten die Eisenbahner sogar die Chance mit 14:13 in Führung zu gehen. Allerdings hielt Timo Meinl den Konter der Leipziger. So ging es mit einem Remis (13:13) in die Kabine.
Die 2. Halbzeit begann und man fragte sich bis in die 45. Minute hinein, warum der LVB eigentlich so weit unten in der Tabelle steht. Das Spiel der Leipziger hatte durchaus Qualität. Zweimal hatten die Messestädter sogar die Chance 14:13 in Führung zu gehen, zweimal scheiterte Linksaußen Sascha Meiner. Zuvor hatte der HC Elbflorenz zudem schon einen Siebenmeter verworfen. Danach zogen die Gäste die „Zügel“ aber nach und nach wieder stärker an. Die Dresdner gaben den Takt vor, ohne das Spiel in dieser Phase für sich zu entscheiden. Die wesentlichen Faktoren im HC-Spiel waren aber leicht auszumachen. Einerseits gab es den überragend aufspielenden Gabriel De Santis, welcher 6 seiner insgesamt 10 Tore im 2. Spielabschnitt erzielte. Zum anderen war es Sebastian Greß, der zwischen der 45. Und 53. Minute den Leipzigern so richtig einschenkte. Zu guter Letzt hielt ein gut aufgelegter Henrik Ruud Tovas immer wieder Bälle für die Dresdner fest. Bis in die 56. Minute hatten die Dresdner ein 6-Tore-Polster herausgeworfen (24:30). Angesichts dieses entscheidenden Vorsprungs ließen die Gäste dann etwas die Konzentration vermissen und so konnte Leipzig den Vorsprung bis zum Ende auf 3 Tore verringern (28:31).
Fazit: Der Sieg war verdient, das sah auch LVB-Trainer Nils Kühr nach dem Spiel so. Der HC Elbflorenz hatte auf vielen Positionen ein klares Übergewicht. Am deutlichsten zeigten sich die Vorteile auf der Torhüterposition und im Rückraum. Damit haben die Dresdner 11 der letzten 12 Partien gewonnen und stehen mit 20:8 Punkten auf einem noch nicht bestimmbaren Tabellenplatz, da alle Spitzenteams noch Spiele offen haben. Die Dresdner hingegen sind mit der Hinrunde durch. (Eine kleine Einschätzung dieser folgt demnächst.)
Rechtsaußen René Boese sagte nach der Partie: „Es ist schon etwas Erleichterung dabei, dass wir dieses Derby gewonnen haben. Der LVB hat stark gekämpft. Es war das erwartet schwere Spiel, bei dem wir es verpasst haben, in der 1. Halbzeit eine Vorentscheidung herbeizuführen. So wurde es halt in der 1. Halbzeit dann eng. In der 2. Halbzeit haben wir weitestgehend souverän agiert und der Sieg hätte sicher etwas höher ausfallen können. Die Fans waren natürlich toll.“
Christian Pöhler sagte nach dem Derby: „Natürlich bin ich mit dem Ergebnis und den Punkten zufrieden. Wir haben in der 1. Halbzeit den Vorsprung von 4 Toren einfach zu schnell wieder hergegeben. In der 2. Halbzeit haben wir dann teilweise souveräner agiert, aber auch nicht ganz bis zum Ende. Wir können dominant auftreten und dem Gegner unser Spiel aufdrücken. Zudem haben wir erneut gezeigt, dass wir in engen Phasen sehr stabil sind. Das ist auch eine neue Qualität. Dem LVB muss man eine starke kämpferische Leistung bescheinigen.“
Tore: Meinl/Tovas (beide Tor), Hruscak, Jurgeleit 6/4, Boese 5/2, Buschmann 3, Desler, Göde, De Santis 10, Kretschmer 1, Hoffmann, Greß 4, Quade 2
PS: Der HC-Fanclub Tigerpranke würde sich über weitere Mitglieder freuen, denn dann wird jedes Auswärtsspiel zum Heimspiel. (: Macht mit!!!