[10. Spieltag] HC Elbflorenz Dresden vs. TuS Ferndorf 33:33 (14:15)
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Nach dem Pokalfight gegen den Favoriten aus Melsungen und der knappen Verlängerungsniederlage hatte Cheftrainer André Haber mit Blick auf das Spiel vier Tage später gegen den TuS Ferndorf gesagt: „Es wird jetzt vor allem viel Arbeit im Kopf und für den Kopf stattfinden.“ Schon früh konnte man feststellen, der HC Elbflorenz war vom Kopf her da, traf aber auf einen Gegner, der es ebenso war und das bis in die letzten Sekunden.
Die Gäste aus Ferndorf gaben sich vor der Partie betont bescheiden – das Underdog-Image pflegt das Team seit dem Aufstieg vor der vergangenen Saison. Doch ein Blick in den TuS-Kader zeigt schnell: Diese Mannschaft hat deutlich mehr zu bieten, als das Etikett „Außenseiter“ vermuten lässt. Während Ferndorf traditionell über eine starke Defensive kommt, liegt die Stärke der Sachsen eher im Angriff – ein interessantes Duell der Systeme.
In der Anfangsphase setzte sich zunächst die Ferndorfer Abwehr durch. Der TuS führte nach zehn Minuten 4:2, ohne offensiv zu glänzen. Beim 3:5 reagierte der HC Elbflorenz mit dem Sieben-gegen-Sechs, doch auch das brachte zunächst wenig Durchschlagskraft. Dass es in der 19. Minute 8:8 stand, lag eher an einer Überzahl und einigen Ferndorfer Fehlern, die Dresden eiskalt nutzte. Auffälligster Spieler der Gäste war bis dahin Rückraumlinker Julius Meyer-Siebert, der in Angriff und Abwehr gleichermaßen überzeugte. Doch mit zunehmender Spielzeit bekam Ferndorf Probleme, die zweite Welle des HC Elbflorenz zu stoppen – Dresden hielt das Tempo hoch. So auch beim Führungstreffer zum 11:10 durch Timo Löser. Ab der 20. Minute verlor der TuS im Angriff etwas an Durchschlagskraft, blieb dank eines starken Can Adanir im Tor aber im Spiel. Der Keeper parierte nach dem 11:10 gleich vier Würfe in Folge und sicherte seinem Team so die 12:14-Führung – in dieser Phase war er der entscheidende Faktor. Letztendlich ging der HC Elbflorenz mit einem 14:15 aus seiner Sicht in die Kabine. Dabei nutzte man seinen letzten Angriff nicht zum Ausgleich. Die Führung hatte der Gast aus Ferndorf zunächst einer starken Abwehr und hinten raus einem überragenden Can Adanir im Tor zu verdanken.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit war auch dem Letzten klar, dass beide Teams im Angriff ein ähnliches Konzept verfolgten: Durch Kreuzungen sollten entweder die Rückraumspieler in gute Wurfpositionen gebracht oder der Kreis freigespielt werden. Beide Mannschaften suchten zudem konsequent das hohe Tempo aus der Abwehr heraus. Doch in dieser Phase machte der HC Elbflorenz den entscheidenden Unterschied – mit Oliver Sandin zwischen den Pfosten. Beim Stand von 20:18 für die Sachsen parierte er erneut stark, und Julius Dierberg vollendete den schnellen Gegenstoß über Außen. Der TuS reagierte mit einer Auszeit, musste jedoch direkt danach das nächste Tempotor der Hausherren zum 21:18 hinnehmen. Der in der ersten Halbzeit noch überragende TuS-Keeper Adanir spielte nun keine Rolle mehr, während Sandin immer stärker aufdrehte und das Torwartzepter übernahm. Der HC Elbflorenz zeigte sich eiskalt, nutzte seine Chancen konsequent und zog auf sechs Tore davon (25:19). Die Gäste sahen sich gezwungen, bereits 18 Minuten vor dem Ende ihre letzte Auszeit zu nehmen.
Nach der Auszeit änderte sich das Spiel kaum, der HC Elbflorenz blieb am Drücker – und Hallensprecher Jens Umbreit musste immer wieder denselben Namen nennen: den des Dresdner Keepers Oliver Sandin. Auffällig war, dass der TuS große Probleme mit dem Sieben-gegen-Sechs der Hausherren hatte, im Angriff aber wieder besser ins Spiel fand, weil er nun konsequenter das leere Tor des HC Elbflorenz angriff. Beim 30:26 nahm André Haber seine Auszeit, denn die Paraden des inzwischen eingewechselten TuS-Keepers Filip Baranasic brachten die Gäste wieder gefährlich nahe heran.
Auch der TuS agierte nun im Sieben-gegen-Sechs, verpasste jedoch die Chance zum 30:28 und kassierte stattdessen zwei schnelle Gegentreffer. Der HC Elbflorenz zog auf 32:27 davon, doch die Ferndorfer verkürzten fünf Minuten vor Schluss wieder auf 32:30. Die Dresdner trafen in dieser Phase mehrfach nur die Torumrandung, und so entwickelte sich ein echter Krimi. Die Gäste nutzten die nachlassende Chancenverwertung des HC Elbflorenz eiskalt: per Konter zum 33:32-Anschluss und 1:13 Minuten vor dem Ende durch Daniel Hideg sogar zum 33:33-Ausgleich. Der HC Elbflorenz nahm 57 Sekunden vor Schluss seine letzte Auszeit, doch nach einer weiteren Baranasic-Parade kam der TuS erneut in Ballbesitz. Drei Sekunden vor dem Ende hatte Julius Meyer-Siebert per Freiwurf die Siegchance, scheiterte aber an Marino Mallwitz. Der HC Elbflorenz hatte seinerseits in den letzten 10 Minuten seinerseits ganze acht Fehlwürfe.
Fazit: Die 2025 Zuschauer sahen ein packendes Spiel mit wechselnden Phasen: einen stärkeren TuS vor der Pause, einen dominanten HC Elbflorenz nach dem Wechsel und ein spannendes Finish. Maximal hatten die Dresdner mit 7 Treffern geführt (28:21). Besonders auffällig: drei Torhüter – Adanir, Sandin und Baranasic – prägten mit ihren Paraden entscheidend den Spielverlauf. Am Ergebnis sieht man, in dieser Liga gibt es auch nach Siegesserien und fantastischen DHB-Pokalauftritten keine Automatismen. Man muss sich jedes Spiel alles hart erarbeiten und ein Spiel ist erst zu, wenn es zu ist. Vielleicht auch eine Erkenntnis, die den Sachsen in der näheren Zukunft hilft.
Die Sachsen bleiben auch im 8. Ligaspiel in Serie ungeschlagen und stehen mit 15:5 Punkten auf dem 4. Tabellenplatz.
Tore: Mallwitz/Sandin (beide Tor), Bensch 2, Wucherpfennig 1, Petersen 3, Dierberg 7, Pehlivan 2, Preußner 1, Stavast , Greß 6, Stoyke , Dutschke , Thümmler 1, Löser 7, Seidler 3
Andrè Haber: „Mir wäre wichtig, wenn wir im Nachgang des Spiels analysieren, warum wir nach so einer klaren Führung noch Remis spielen. Eine verbesserte Deckung, das Sieben-gegen-Sechs sowie ein heute fantastischer Oliver Sandin bringen uns die 7-Tore-Führung. In den letzten 10 Minuten, in denen wir noch mit 5 Treffern führen, verwerfen wir 8 Bälle. Es ist nicht so, dass wir da uns die Bälle auf den Fuß werfen oder Ähnliches. Wir haben einfach acht Mal verworfen und das ist ein bitterer Wert. Ich glaube, da wir den letzten Ball nicht haben, können wir über den Punkt froh sein. Gut für uns, dass Marino Mallwitz beim letzten Wurf in der richtigen Ecke war. Wir wussten im Vorfeld, dass der TuS nie aufgibt. Das hat er in dieser und der letzten Saison nicht getan. Das ist ein kämpferisches Top-Level in der Liga. Da kann man Ceven nur gratulieren. Wir können uns jetzt eine gewisse Zeit mega ärgern und dann treten wir nächste Woche wieder an, um zu gewinnen. Heute müssen wir vor allem sauer über uns selbst sein.“
Text: Wolfram Wegehaupt