HC verliert hitziges Derby in Dessau
Die Dessauer Halle ist durchaus ein Schmuckstück. Die Beleuchtung stellt dann auch noch die Akteure in den Vordergrund, denn beleuchtet ist im Wesentlichen nur das Feld. Derbytechnisch ließ man die Fans aber nicht im Dunkeln, denn was die über 1300 Zuschauer 60 Minuten zu sehen bekamen, war eines Derbys würdig. Auch weil die Zuschauer stimmungsmäßig auf beiden Seiten dazu beitrugen. Die knapp 40 Dresdner Fans taten jedenfalls alles und zwar von der 1. bis zur 60. Minute.
Die ersten Minuten wurden von beiden Abwehrreihen dominiert. Bis zum Schlusspfiff sollte das auch meistens so bleiben. Für die Dessauer traf zuerst mit etwas Glück Vincent Sohmann vom Siebenmeterpunkt. In der 4. Minuten zog der HC dann nach, denn Adrian Kammlodt erzielte das 1:1. Der Dresdner Rückraumakteur spielte eine ganz starke 1. Halbzeit und bereitete der Dessauer Abwehr große Probleme. Ab dem Spielstand von 2:2 in der 9. Minute fielen die Treffer dann in etwas kürzeren Abständen. Trainer Christian Pöhler ließ ab Minute 10 den Dessauer Spielmacher Vincent Sohmann in Manndeckung nehmen. Unterbrochen von einer Unterzahlsituation der Dresdner, fruchtete dieser taktische Kniff auch sehr gut. Die Hausherren wirkten ob der Maßnahme im Angriff verunsichert und der HC nutze das, um mit 5:7 in Führung zu gehen. Eine Überzahl in der 20. Minute ermöglichte sogar das 6:9. Beim 8:11 in der 25. Minute war der HC immer noch 3 Tore in Front . Allerdings kam jetzt zunehmend Hektik in die Partie. Uwe Jungandreas erhielt seine erste 2-Minutenstrafe wegen Meckern in 27 Jahren Trainerdasein (wie er selbst nach dem Spiel sagte) und der HC verlor etwas den Faden. Man hatte das Gefühl, dass Dessau diese ungeordnete Phase durchaus lag. So kam Dessau wieder auf 10:11 heran. Den Sachsen gelang aber noch die 10:12 Pausenführung durch Arseniy Buschmann.
Die 2. Halbzeit begann gut für den HC. Hendrik Halfmann hielt einen Siebenmeter und der HC führte in der 34. Minute weiter mit 3 Toren (11:14). In der Folge glitt den Dresdnern die Partie aber bis zur 50 Minute aus den Händen. Am augenscheinlichsten waren dabei die Probleme bei eigenem Überzahlspiel. Gleich mehrfach konnten die Sachsen Überzahlsituationen nicht nutzen. Ganz im Gegenteil dazu der DRHV, denn der traf mehrfach in Unterzahl und agierte in der eigenen Defensive noch aggressiver. Dazu kam ein sich immer mehr steigernder Philip Ambrosius im Heim-Tor. Er hielt an diesem Tag starke 43 Prozent der Würfe auf sein Gehäuse. Daneben kassierten die Dresdner Zeitstrafen wegen Meckern. So bekamen die Biber natürlich immer mehr Oberwasser. Vor allem DRHV-Spielmacher Vincent Sohmann zog jetzt das Spiel an sich. Ihn und den stark agierenden Kreisspieler Libor Hanisch bekam die Pöhler-Sieben nicht wirklich in den Griff. Als die Dresdner nach neun torlosen Minuten zum 20:18 trafen, keimte bei den Dresdner Fans in der 53. Minute noch einmal Hoffnung auf. Doch am Ende spielten die Dessauer die Partie souverän nach Hause. Beim HC merkte man ab der 50. Minute die fehlenden und dringend benötigten personellen Alternativen. So gewannen die Hausherren am Ende mit 23:20.
Fazit: Eine starke 2. Halbzeit mit einer starken Abwehr-Torhüter Kombination sichert Dessau am Ende den Derbysieg. Beim HC haperte es in der 2. Halbzeit vor allem am Überzahlspiel. Man merkte aber auch, dass ab 45. Minute die personellen Probleme des HC ihren Tribut forderten. Am Ende bleibt festzuhalten, der DRHV konnte an diesem Tag mit Emotionen und der in manchen Phasen aufkommenden Hektik besser umgehen als die Dresdner. Was auch kaum verwundert bei einem Team, welches vor der Partie 6 Spiele in Folge ungeschlagen war. Noch ganz interessant, beide Trainer kritisierten nach der Partie die übermäßige Eindämmung der Emotionen auf den Bänken, vor allem im Blick auf so ein Derby. Wie erwartet brachen die emotionalen Dämme dann bei den Zuschauern umso mehr und das half ganz klar den Gastgebern.
HC-Coach Christian Pöhler sagte zum Spiel: „Glückwunsch an die Dessauer Mannschaft. Die letzte Viertelstunde kam der Heimvorteil der Dessauer klar zum tragen. Wir haben im Blick auf unsere schwierige personelle Situation 45 Minuten am Limit gespielt. Wir hatten uns einige Kniffe überlegt, welche auch teilweise gute gegriffen haben. Wie z. B. bei der Manndeckung von Vincent Sohmann. Allerdings haben wir in der 2. Halbzeit auch keine gute Überzahl gespielt.“
Dessau Trainer Uwe Jungandreas sagte nach der Partie: „Es war eine extrem umkämpfte Partie. Dresden hat uns das Leben schwer gemacht. Die 2. Halbzeit haben wir allerdings überragend gespielt. Die Halle hat uns natürlich auch gepuscht. Man hat gemerkt, dass wir mit 6 ungeschlagen Spielen im Rücken auch nach nicht so guten Phasen das nötige Selbstvertrauen hatten.“
Ex-HCler Florian Pfeiffer sagte nach dem Spiel: „Wir haben eine starke 2. Halbzeit mit einer guten Abwehr und einem starken Philip Ambrosius dahinter gespielt. Zudem hat unser Unterzahlspiel sehr gut funktioniert. Im Wesentlichen war es aber ein Spiel auf Augenhöhe, wir hatten aber in den heißen Phasen den kühleren Kopf.“
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