Sachsenderby mit anderen Vorzeichen – Dresden erwartet Aue (Endlich!)
Der Spieler, der bei den Dresdnern die meiste „Ostklub-Erfahrung“ hat, ist Kreisspieler Phillip Jungemann. Er wurde in Teilen beim SC DHfK Leipzig groß und spielte schon beim Dessau Roßlauer HV 06 sowie beim EHV Aue. Keiner weiß also besser, was so ein Ost-Derby ausmacht, vor allem so ein innersächsisches. Also lassen wir ihn doch als erstes zu Wort kommen: „Endlich Derbyzeit, das ist eine geile Zeit. Doch leider ohne unsere Fans. Wir freuen uns sehr auf dieses Spiel. Aue kommt mit drei Siegen zu uns. Wir sind momentan auch sehr gut drauf. Es wird ein Kampfspiel. Es wird um jeden Zentimeter gehen. Für uns wird es wieder wichtig sein, in der Abwehr gut zu stehen, um zu schnellen Toren zu kommen. Dieses Spiel entscheiden die Abwehrreihen beider Teams. Wir sollten auf uns schauen und zeigen, dass wir zurecht in der Tabelle so gut dastehen!“
Das Sachsenderby zwischen dem HC Elbflorenz und dem EHV Aue steht diesmal unter anderen Vorzeichen als oft die Jahre zuvor. Damit ist nicht die leidliche Zuschauerlosigkeit in der Halle gemeint, welches auch dieses schon zweimal Corona bedingt verschobene Spiel betrifft. Es geht eher um die Tatsache, dass es in den Jahren zuvor immer um ganz wichtige Punkte um den Klassenerhalt ging. Meistens befanden sich beide Mannschaften bei ihren bisherigen Aufeinandertreffen in der Abstiegszone oder nahe dieser. Diesmal ist dies aber anders, denn beide sächsischen Zweitligavertreter haben ein positives Punktekonto aufzuweisen (HC Elbflorenz 22:14 Punkte, EHV Aue 17:13 Punkte) und haben so Stand jetzt mit dem Abstiegskampf nichts zu tun. Auch wenn die Tabelle Corona bedingt etwas verschoben ist, kann man jetzt schon feststellen, dass beide sächsischen Zweitligamannschaften derzeit zu den stabileren Teams in der Liga gehören. Beide Mannschaften befinden sich derzeit in einer guten Phase und das ist auch etwas Neues, wenn diese Mannschaft aufeinandertreffen, war es doch die Jahre zuvor so, dass eines oder beide Teams im Blick auf zurückliegende Spiele im Zugzwang waren. So verlor der EHV Aue z. B. von den letzten fünf Partien lediglich eine und das auswärts beim Top-Aufstiegskandidaten VfL Gummersbach. Zudem agierte der EHV dort über 50 Minuten auf Augenhöhe. Die Dresdner verloren sogar nur eine der letzten acht Partien und bei der einzigen Niederlage in Hamburg ging es im Blick auf ein Remis um eine halbe Sekunde. Beide Teams haben also in letzter Zeit Selbstvertrauen getankt und gehen mit gewissem Rückenwind in dieses Derby.
Der EHV Aue musste in dieser Spielzeit im Blick auf Corona einige Rückschläge einstecken. Mehrere Spielverlegungen sowie die sehr schwere Coronaerkrankung des EHV-Trainers Stephan Swat waren Ausdruck dessen. Das Schicksal des Auer Trainers bewegte sehr viele Menschen in der Handballgemeinde in Sachsen und darüber hinaus. Trainiert wird die Mannschaft aktuell auf Interimsbasis von Rúnar Sigtryggsson, der schon einmal in Aue tätig war. Das Team des Traditionsvereins aus dem Erzgebirge hat vor der Spielzeit ein paar Veränderungen erfahren, ist aber wiederum in weiten Teilen über die letzten Jahre eingespielt. Bei den derzeitigen Leistungsträgern findet sich deshalb auch eine Mischung aus Neuzugängen und „Alteingesessenen“. Der Toptorschütze beim EHV ist bisher Bengt Bornhorn (77/38 Tore). Der Kreisspieler ist auch für die Siebenmeter zuständig. In der internen Auer-Torschützenliste folgt der Ex-Dresdner Adrian Kammlodt (67 Tore), welcher im linken Rückraum beheimatet ist. Eine weitere zentrale Figur ist Linksaußen und Kapitän Kevin Roch, welcher gleichzeitig im Innenblock der Auer ein Schlüsselspieler ist. Nicht außer Acht lassen darf man zudem Neuzugang Rechtsaußen Maximilian Lux (58/7 Tore). Vor der Saison kam außerdem der Isländer Arnar Birkir Halfdansson (48 Tore) nach Aue. Der Halbrechte tut sich bisher vor allem durch seine wurfgewaltigen Schlagwürfe hervor und bildet mit Lux ein starkes Duo auf der rechten Spielfeldseite. Insgesamt besitzt der EHV eine gute Mischung aus unterschiedlichen Spielertypen.
Ganz klar, die Dresdner wollen den nächsten Heimsieg im „Heimspiel-Quartett“. Zuletzt zeigten die Dresdner vor allem Angriff ihre Qualität. Der HC erzielte in den letzten 3 Partien im Schnitt über 32 Tore. Diesen Schwung wollen die Landeshauptstädter auch gegen den EHV auf die Platte bringen und sich gleichzeitig in der Defensive noch etwas steigern. Die gesamte Mannschaft freut sich, dass dieses Derby endlich stattfindet. Die Mannschaft ist bereit. Und so halten wir es mit Phillip Jungemann: „Endlich Derbyzeit, eine geile Zeit!“
Wolfram Wegehaupt