Ein Interview mit HC-Cheftrainer Christian Pöhler, vor dem Start der restlichen Rückrunde, brachte viele interessante Dinge zu Tage. Wolfram Wegehaupt gab die Stichworte, Christian Pöhler die Antworten!
Hinrunde
„Natürlich haben wir die Hinrunde analysiert. Auch schon während der Hinrunde selbst. Ich habe den Spielern gesagt, die Hinrunde war wie ein ganzes Leben, da war wirklich alles dabei. Alles war drin, von schlechten Spielen bis zu Phasen, als wir mit Mario Huhnstock (November) und Nils Kretschmer (Dezember) die Spieler des Monats der 2. Liga in unseren Reihen hatten. Unter dem Strich hatten wir natürlich einen Fehlstart. Als die Siege nicht kamen und der Druck immer größer wurde, hatten wir dann eine richtige Krise. Ab Oktober begann aber schon die bessere Phase und der November und Dezember waren richtig gut. Man muss auch insgesamt sehen, wie viele Spiele wir mit einem Tor verloren haben. Das hatte auch nicht immer nur etwas mit unserer Leistung zu tun. Wir haben zur Halbserie unser selbstgestecktes Ziel nicht erreicht, das ist natürlich so. Wir haben aber auch gesehen, dass wir so stark sind, eine Phase wie wir sie zu Beginn hatten zu überstehen und verbessert daraus hervorzugehen.“
Vorbereitung
„Die Vorbereitung auf die verbleibende Saison verlief alles andere als optimal. In den ersten beiden Januarwochen hatten wir einige Ausfälle zu verzeichnen, vor allem im Rückraum. Teilweise hatten wir von sechs Aufbauspielern nur noch einen. Wer unser Spiel gegen den dänischen Erstligen Sønderjyske Håndbold gesehen hat, hat ja gemerkt, dass einige wichtige Spieler fehlten und wir uns z. B. mit Spielern der 2. Mannschaft ergänzen mussten. Im Spiel gegen den ukrainischen Champions League Teilnehmer HC Motor Zaporozhye war das dann schon wieder etwas besser und wir konnten uns einspielen. Trotz des Fehlens einiger Spieler im Trainingslager, war ich mit dem Ergebnis des Trainingslagers aber trotzdem sehr zufrieden, denn wir haben so sehr viel und gut in der Kleingruppe gearbeitet. Das war auf jeden Fall auch wichtig.“
Mastercoach Christian Pöhler
„Die in Deutschland höchste Trainerausbildung habe ich mit der A-Lizenz ja schon. Der Mastercoach ist nun in Europa die höchste Trainerlizenz, welche man haben kann. Sie ist z. B. in Schweden ebenso anerkannt wie in anderen europäischen Handballnationen. Man weiß ja nie wie es in der Zukunft weitergeht (lacht) … Spaß beiseite, die letzten Module der Ausbildung waren bei der Handball-WM in Köln und zwar mit vielen interessanten Trainern, z. B. auch aus der ersten Liga. Die Ausbildung musste man mit einer Facharbeit abschließen, welche man vor einem ausgesuchten Fachgremium verteidigen musste. Dies habe ich in Köln erfolgreich getan.“
Handball WM 2019
„Also ich muss wirklich sagen, die Spiele in Köln waren phänomenal. Da war eine wirkliche Euphorie. In Köln wurde diese WM überragend angenommen. Ich habe auch Halbfinale und Finale bei der WM 2007 erlebt, als wir Weltmeister wurden. Das in Köln 2019 war noch besser. Es war wirklich eine gang ausgelassene positive Grundstimmung. Die Deutsche Mannschaft war mit Sicherheit geflasht. Ich kann eine kleine Anekdote dazu erzählen: Es lief glaube ich das Spiel Kroatien gegen Frankreich und die Deutschen haben danach gespielt. Als die Mannschaft in die Halle kam und noch etwas am Rand das Spiel vorher beobachtete, wurde Andreas Wolff kurz auf der Videoleinwand eingeblendet. Die Leute haben bei der Einblendung gegrölt und gejubelt. Er hat sich nichts anmerken lassen, ich denke aber nicht, dass das spurlos an ihm vorbeigegangen ist. Ansonsten muss man zum Turnier sagen, eine Medaille wäre natürlich toll gewesen, aber vielleicht auch etwas zu viel. Vor allem wenn man die letzten beiden nicht so guten Jahre betrachtet. Dänemark und Norwegen standen zu Recht im Finale und auch die Franzosen waren die letzten Jahre konstant stark.“
Kommender Gegner des HC VfL Eintracht Hagen
„Es ist das erste richtige Spiel nach der WM-Pause und weiß natürlich noch keiner wo er so richtig steht. Hagen hat seinen Kader im Gegensatz zur Hinrunde etwas verändert, aber wir sind gut vorbereitet. Natürlich ist es auswärts immer schwer, allerdings glaube ich auch, gegen uns spielt niemand derzeit gern. Ich gehe von einem engen Spiel aus, in welchem beide Mannschaften bis zuletzt kämpfen. Eines ist im Blick auf die ersten Spiele der Rückrunde klar, wir müssen relativ schnell in den Rhythmus finden und können uns keine lange Anlaufphase leisten. Es wird nicht reichen erst im März oder April Spiele zu gewinnen.“
Viel Erfolg in Hagen!
Wolfram Wegehaupt